Nicht-invasive Beatmung
Synonym: Noninvasive Ventilation
Englisch: noninvasive ventilation, NIV
Definition
Unter der nicht-invasiven Beatmung, kurz NIV, versteht man die Atemunterstützung oder Beatmung ohne Verwendung eines invasiven Beatmungszugangs (Endotrachealtubus oder Trachealkanüle). Sie steht damit im Gegensatz zur konventionellen Beatmung, die auf einer Intubation basiert. Die Patienten werden über eine Atemmaske bzw. einen Atemhelm mit ausreichend Sauerstoff und dem nötigen Beatmungsdruck versorgt.
Verfahren
Indikationen
- Oxygenierungsstörungen
- Akut exazerbierte COPD
- Weaning bei Pat. mit COPD
- Akute respiratorische Insuffizienz - hyperkapnisch oder hypoxämisch
- Akute respiratorische Insuffizienz bei kardialem Lungenödem
- Milde respiratorische Azidose (pH 7,3 - 7,35)
Vorteile
Zu den Vorteilen der nicht-invasiven Beatmung zählen:
- geringe Invasivität
- keine tiefe Analgosedierung notwendig
- einfacheres Weaning
- geringeres Infektionsrisiko
- Kommunikation bleibt erhalten
- Kurze Unterbrechungen zur Nahrungsaufnahme und Mobilisierung sind möglich
Nachteile
Zu den Nachteilen der nicht-invasiven Beatmung zählen:
- Kein sicherer Aspirationsschutz: Es bestehen Aspirationsgefahr und Aerophagie, die mittels Magensonde und Unterstützungsdrücken < 25 mBar weitgehend vermieden werden können.
- Kein sicherer Atemweg: Dislokationen der Maske möglich
- Höherer pflegerischer Aufwand
- Konjunktivitis, verursacht durch ausströmende Luft bei Leckage der Maske im Bereich der Nasenwurzel
- Dekubitalulzera im Gesicht durch den Druck der Atemmaske
Kontraindikationen
Absolute Kontraindikationen
Liegt eine der folgenden absoluten Kontraindikationen vor, muss die NIV sofort abgebrochen werden und die sofortige Intubation erfolgen:
- fehlende Spontanatmung
- fixierte oder funktionelle Verlegung der Atemwege
- gastrointestinale Blutung oder Ileus
- Schädelfrakturen
Relative Kontraindikationen
Bei den relativen Kontraindikationen muss der behandelnde Arzt entscheiden, ob die Vorteile der NIV das erhöhte Risiko für den Patienten ausgleichen. Dabei gilt es vor allem auf ein gut geschultes Team zurückgreifen zu können, das mit der Situation vertraut ist und das Fehlschlagen einer NIV frühzeitig erkennt. Eine Möglichkeit zur sofortigen Intubation muss sichergestellt sein.
- Koma
- massive Agitation
- massiver Sekretverhalt trotz Bronchoskopie
- schwergradige Hypoxämie oder Azidose (pH <7,1)
- hämodynamische Instabilität (kardiogener Schock, Myokardinfarkt)
- anatomische und/oder subjektive Interface-Inkompatibilität
- z.N. OP im oberen Gastrointestinaltrakt
Erfolgskriterien
Kriterium | Erfolgskriterien der NIV |
---|---|
Dyspnoe | Abnahme |
Vigilanz | zunehmende Verbesserung |
Atemfrequenz | Abnahme |
Ventilation | paCO2 -Abnahme |
pH | Anstieg |
Oxygenierung | Zunahme von SaO2 ≥
85% |
Herzfrequenz | Abnahme |
Abbruchkriterien
- Ein Abbruch der nicht-invasiven Beatmungstherapie sollte erfolgen, wenn trotz einem FiO2 von ≥ 0,5 nur eine Sauerstoffsättigung von ≤ 85% erreicht wird oder der pCO2 im arteriellen Blutgas weiter ansteigt und der Patient eintrübt.
- Leckageprobleme
- Anhaltende Tachypnoe
- Deutliche Zeichen der Gegenwehr des Patienten. Lösungsversuch: Maske durch einen Beatmungshelm ersetzen.