Schädelfraktur
Synonym: Schädelbruch
Definition
Unter einer Schädelfraktur versteht man einen Knochenbruch im Bereich des Schädels.
Ätiopathogenese
In der Regel werden Schädelfrakturen durch eine direkte Krafteinwirkung hervorgerufen (z.B. im Rahmen eines Sportunfalls oder eines Verkehrsunfalls). Sie treten häufig im Rahmen von Schädel-Hirn-Traumen auf.
Einteilung
...nach Lokalisation
Gesichtsschädelfraktur
Gesichtsschädelfrakturen betreffen den Gesichtsschädel (Viszerokranium), der u.a. die knöcherne Grundlage der Augen- und Nasenhöhlen, sowie der Mundhöhle bildet. Dazu zählen:
- Nasenbeinfrakturen
- Frakturen des naso-orbito-ethmoidalen Komplexes
- Mittelgesichtsfrakturen
- Jochbogenfrakturen
- Frakturen des zygomaticomaxillären Komplexes
- Mandibulafrakturen
- Orbitafrakturen (inkl. Blow-out-Fraktur)
Die zentralen Mittelgesichtsfrakturen werden nach Le Fort eingeteilt.
Schädelbasisfraktur
Bei den Schädelbasisfrakturen unterscheidet man u.a. Clivusfrakturen, frontobasale Frakturen mit Beziehung zu den Nasennebenhöhlen, frontolaterale Frakturen mit Einbeziehung der Orbita sowie laterobasale Frakturen mit Einbeziehung der Felsenbeine.
Die frontobasalen Frakturen werden nach Escher eingeteit. Frakturen des Condylus occipitalis werden nach Anderson und Montesano klassifiziert.
Kalottenfraktur
Kalottenfrakturen sind Knochenbrüche im Bereich der Schädelkalotte.
...nach assoziierter Weichteilverletzung
- offene Schädelfraktur
- geschlossene Schädelfraktur
...nach Ausmaß der Verlagerung
- nicht-dislozierte Schädelfraktur
- Impressions- bzw. Depressionsfraktur ("depressed skull fracture"): Frakturfragmente sind nach innen disloziert. Diese Fraktur entsteht oft durch einen hochenergetischen direkten Schlag mit einem stumpfen Gegenstand auf eine kleine Fläche. Sie geht meist mit Einreißen der Dura und Arachnoidea, kortikaler Kontusion und Liquoraustritt in den Subduralraum einher. Erreicht die Fraktur einen duralen Sinus oder den Bulbus jugularis, kann in 40 % d.F. eine Sinusvenenthrombose entstehen.
- angehobene Schädelfraktur ("elevated skull fracture"): selten und meist in Kombination mit einer Depressionsfraktur. Sie entsteht v.a. durch lange, scharfe Gegenstände (z.B. Propeller, Machete).
...nach Zahl der Fragmente
- lineare Schädelfraktur: scharf begrenzter, linearer Defekt, der meist Tabula interna und externa betrifft. Er entsteht i.d.R. durch niederenergetische, stumpfe Gewalt auf eine große Oberfläche.
- Trümmerfraktur
Sonderformen
- diastatische Schädelfraktur: Fraktur, die eine Sutur bzw. Synchondrose aufweitet. Meist mit einer linearen Fraktur verbunden, die in eine benachbarte Sutur hineinreicht. Bei Kindern mit Trümmerfrakturen ist am häufigsten die Synchondrosis sphenooccipitalis betroffen.
- wachsende Schädelfraktur (growing skull fracture, GCF)
Klinik
Die Klinik wird durch die Art der Fraktur bestimmt. Generell führen Schädelfrakturen zu ausgeprägten Blutungen und Schwellungen, da die Blutversorgung des Schädels sehr gut ist.
Mögliche weitere Symptome sind Blutungen aus der Nase oder den Ohren, eine eingeschränkte Beweglichkeit des Bulbus und Doppelbilder, ein Enophthalmus, eine sichtbare und tastbare Stufenbildung im Bereich des Gesichts sowie Sensibilitätsstörungen unterhalb der Augenlider.
Das Leitsymptom der Mittelgesichtsfraktur ist eine Okklusionsstörung. Ein Monokelhämatom oder ein Brillenhämatom weist dagegen auf eine Schädelbasisfraktur hin.
Komplikationen
Vor allem begleitende Verletzungen des Gehirns, Hirnblutungen, Zerreißungen der Dura mater, Verletzung der Hirnnerven sowie in das Gehirn aufsteigende Infektionen mit Encephalitis sind mögliche Komplikationen einer Schädelfraktur.
Diagnostik
Klinik und Verletzungsmechanismus können auf die Diagnose hinweisen. Grundlegend ist die körperliche Untersuchung. Im Rahmen eines Schädel-Hirn-Traumas wird i.d.R. eine Computertomographie (CT) des Schädels angefertigt. Durch sie lassen sich Frakturen sicher erkennen. Konventionelle Röntgenaufnahmen spielen heutzutage (2022) praktisch keine Rolle mehr.
Eine Magnetresonanztomographie (MRT) kommt in der Akutsituation nur in Einzelfällen zum Einsatz. Kreuzt eine Fraktur eine vaskuläre Struktur und insbesondere bei Schädelbasisfrakturen wird eine CT-Angiographie empfohlen.
Eine zeitliche Einteilung in der Rechtsmedizin bietet die Puppe-Regel.
Therapie
Mit Ausnahme der Nasenbeinfraktur und der linearen Kalottenfraktur, werden die Schädelfrakturen in der Regel operativ behandelt. Vor allem bei Gesichtsschädelfrakturen sollte frühzeitig eine Intubation erwogen werden, um einer Aspiration vorzubeugen.
Prognose
Die Art der Fraktur sowie eventuelle Komplikationen bestimmen die Prognose. Bei Patienten mit einer isolierten, linearen, nicht-dislozierten Schädelfraktur (NDSF) ohne intrakranielle Blutung oder Pneumozephalus, mit normaler neurologischer Untersuchung und ohne andere Verletzungen, ist das Komplikationsrisiko sehr gering. Bei den meisten Kinder mit NDSF ist eine Hospitalisation nicht notwendig.[1]
Quellen
- ↑ Arrey EN et al. Linear nondisplaced skull fractures in children: who should be observed or admitted?, J Neurosurg Pediatr. 2015 Dec;16(6):703-8, abgerufen am 27.05.2022
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