Pneumozephalus
Synonyme: Pneumocephalus, Pneumencephalon
Englisch: pneumocephalus
Definition
Als Pneumozephalus bezeichnet man die Anwesenheit von Luft bzw. Gas in der Schädelhöhle.
Ursachen
Intrakranielle Luft ist zwar grundsätzlich nicht normal, kann aber ein zu erwartender bzw. routinemäßiger Befund sein, z.B. nach neurochirurgischen Operationen, HNO-ärztlichen Eingriffen oder einer Spinalanästhesie.
Die häufigste pathologische Ursache eines Pneumozephalus ist ein Schädel-Hirn-Trauma (z.B. bei Schädelbasisfraktur). Seltene Ursachen sind:
- Meningitis mit gasbildenden Bakterien (z.B. Citrobacter)
- Defekte im Schläfenbein
- Barotrauma (z.B. bei Tauchern)
- Ruptur einer vergrößerten Nasennebenhöhlen-Luftzelle (Pneumosinus dilatans)
- Komplikation einer Otitis media
Pathophysiologie
Kleinere Luftansammlungen in der Schädelhöhle werden meist komplikationslos resorbiert. In einigen Fällen kann es jedoch zu einer intrakraniellen Drucksteigerung mit entsprechenden Hirndruckzeichen kommen, die eine rechtzeitige Entlastungsoperation notwendig machen. Ein erhöhter Hirndruck entsteht insbesondere bei einem Ventilmechanismus, der Luft eindringen, aber nicht wieder austreten lässt. Man spricht in diesem Fall von einem Spannungspneumozephalus.
Klinik
Kleine Luftansammlungen verbleiben asymptomatisch. Am häufigsten beklagen Patienten Kopfschmerzen. Seltener werden neurologische Defizite und Bewusstseinsstörungen beobachtet.
Lokalisation
Intrakranielle Luft kann in jedem Kompartiment vorkommen:
Lokalisation | Charakteristika |
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Subdural |
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Epidural |
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Subarachnoidal |
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Intraventrikulär |
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Intraparenchymal (intrazerebrale Pneumatozele) |
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Intravaskulär |
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Diagnose
Computertomographie
Ein Pneumozephalus wird in der Regel mittels Computertomographie (CT) diagnostiziert. Luft ist in der CT extrem hypodens (ca. bis 1.000 HU).
Bei einem Spannungspneumozephalus findet sich oft das sogennannte Mount-Fuji-Zeichen: Die Frontallappen werden durch bilaterale subdurale Luftansammlungen getrennt, komprimiert und nach posterior verschoben. Zudem erweitert sich der Interhemisphärenspalt. An der Stelle, wo die Frontallappen durch kortikale Venen mit der Dura und Arachnoidea verbunden sind, verbleibt eine Spitze. Dadurch erinnert die Form an den gleichnamigen Berg.
Intrakranielle Luft darf nicht mit Fett verwechselt werden. Sowohl Luft als auch Fett erscheinen im engen Weichteilfenster ähnlich hypodens. Eine Erhöhung der Fensterbreite oder die Wahl des Knochenfensters erleichtert die Unterscheidung.
Magnetresonanztomographie
Luft erscheint in allen MRT-Sequenzen als ein Bereich mit völlig fehlender Signalintensität. In der T2*-Sequenz verursacht Luft ein Blooming-Artefakt. In der MRT ist die Unterscheidung von Luft zu Blut wichtig.
Therapie
Die meisten intrakraniellen Luftansammlungen bedürfen keiner Behandlung. Im Falle eines Spannungspneumozephalus kann eine neurochirurgische Dekompression (Kraniotomie, Bohrlochtrepanation) notwendig sein. Gelegentlich ist eine Duraplastik sinnvoll.