Mykoplasmose
Englisch: Mycoplasmosis
Definition
Mykoplasmosen sind Erkrankungen, die durch eine Infektion mit Mykoplasmen hervorgerufen werden. Bei Kindern im Schulalter führt Mycoplasma pneumoniae häufig zu atypischen Pneumonien. Mycoplasma hominis und Mycoplasma genitalium verursachen urogenitale und neonatale Infektionen.
Erreger
Mykoplasmen sind gramnegative, pleomorphe Bakterien ohne Zellwand, die einen toxischen Einfluss auf den Stoffwechsel von Schleimhautepithelzellen haben und zu einer Störung der mukozilliären Clearance des Respirationstraktes führen können.
Die meisten beim Menschen isolierten Mykoplasmen zählen zur normalen Flora der oralen und urogenitalen Schleimhäute. Bei immunkompetenten Menschen haben folgende Arten einen Krankheitswert:
- Mycoplasma pneumoniae: Verursacht in der Regel Atemwegserkrankungen und kann eine atypische Pneumonie auslösen. Der Erreger findet sich gelegentlich auch bei einer Pleuritis und Otitis media.
- Mycoplasma hominis und Mycoplasma genitalium: Werden mit zahlreichen Urogenitalerkrankungen (z.B. Urethritis, Vulvovaginitis, Zervizitis) sowie mit neonatalen Infektionen in Verbindung gebracht.
Bei immungeschwächten Patienten sind auch andere Mykoplasmen (z.B. Mycoplasma salivarium, Mycoplasma orale) in der Lage, Erkrankungen hervorzurufen.
Epidemiologie
Der Mensch ist das alleinige Erregerreservoir. Mycoplasma pneumoniae wird durch Tröpfcheninfektion übertragen, Schulkinder und junge Erwachsene erkranken bevorzugt - etwa 20 - 30% aller Pneumonien in dieser Altersgruppe werden durch Mykoplasmen verursacht. Die Infektionen treten verstärkt in der kalten Jahreszeit auf. Im Abstand von 3 - 6 Jahren kommt es meist zu größeren Epidemien.
Mycoplasma hominis und Mycoplasma genitalium werden über Sexualverkehr übertragen, die Infizierung der Neugeborenen erfolgt im Geburtskanal. Die Inkubationszeit liegt bei zwei bei drei Wochen.
Symptomatik
Mycoplasma pneumoniae
Die Inkubationszeit beträgt 1-3 Wochen. Typischerweise beginnt die Mykoplasmenpneumonie mit einer grippeähnlichen Symptomatik:
Anschließend kommt es zu einer Tracheobronchitis oder einer Pneumonie. Der Auskultationsbefund ist typischerweise gering, der Röntgenbefund aber um so ausgeprägter. In ca. 10 - 20% der Fälle tritt ein flüchtiges moribilliformes Exanthem auf.
Mycoplasma hominis und Mycoplasma genitalium
Die Infektion mit diesen Erregern führt zu Entzündungen des Urogenitaltraktes. Die Übertragung auf das Neugeborene erfolgt während der Geburt, worauf sich eine neonatale Meningitis oder Pneumonie bis hin zur Sepsis entwickeln kann.
Diagnostik
Atemwegsinfektion
- Röntgen-Thorax: anfangs interstitielle, feinretikuläre Zeichnungsvermehrung. Im Verlauf eher segmentale bis lobäre alveoläre Verschattung mit positivem Bronchopneumogramm. Bei subakutem Verlauf Kerley-B-Linien und retikulonoduläres Muster. Meist sind beide Lungenunterlappen betroffen. Lymphknotenvergrößerungen kommen v.a. bei Kindern vor.
- Labor: Der Titeranstieg von IgM-Antikörpern ist für eine frische Infektion beweisend. Empfohlen wird die Bestimmung von IgM- und IgG-Antikörpern aus 2 Serumproben (in der Akut- und Rekonvaleszenzphase) mittels ELISA. Der direkte Erregernachweis erfolgt durch die PCR.
In 50 % der Fälle sind bei einer Mykoplasmeninfektion Kälteagglutinine nachweisbar. Diese sind typischerweise gegen die Blutgruppeneigenschaft I gerichtet. Aufgrund der geringen Spezifität wird diese Untersuchung nicht mehr empfohlen. Kälteagglutinine machen sich aber auch ohne spezielle Testung durch unspezifische Agglutination von Erythrozyten als Störfaktoren bemerkbar, z. B. bei der Erstellung des Blutbildes oder der Blutgruppenbestimmung.
Urogenitale Infektion
- Kultur mittels Spezialmedien
- PCR
- Serologische Tests: werden nicht empfohlen
Therapie
Bei Mycoplasma pneumoniae kommen Makrolide (Azithromycin, Clarithromycin, Erythromycin), Doxycyclin sowie Levofloxacin, Moxifloxacin oder Gemifloxacin zum Einsatz.
Bei Mycoplasma hominis ist Doxycyclin oder Clindamycin indiziert, bei Mycoplasma genitalium Azithromycin oder Moxifloxacin.
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