Myelopathie
von altgriechisch: μυελός ("myelos") - Mark; πᾰ́θος ("pathos") - Leiden
Englisch: spinal cord disease
Definition
Das Krankheitsbild der Myelopathie bezeichnet eine Schädigung des Rückenmarks, die durch Kompression, Durchblutungsstörungen oder ionisierende Strahlung hervorgerufen wird. Das entsprechende Adjektiv lautet myelopathisch.
Einteilung
Myelopathien können nach ihrer Genese, ihrem Verlauf und ihrer Lokalisation eingeteilt werden.
...nach Ursache
Form | Mögliche Ursachen |
---|---|
Kompressionsmyelopathie | Tumore (z.B. malignes Melanom) und Wirbelsäulen- bzw. meningeale Metastasen |
posttraumatisch (z.B. Halswirbelfraktur) | |
Nucleus-pulposus-Prolaps | |
Spinalkanalstenose | |
Spondylose (spondylogene Myelopathie) | |
spondylogene Myelopathie | |
Osteosklerose (osteosklerotische Myelopathie) | |
Vaskuläre Myelopathie | Vaskuläre Malformation |
Kavernöses Hämangiom | |
Gefäßstenosen (z.B. der Arteria spinalis anterior) | |
Akute Minderversorgung bei Schocksymptomatik | |
Strahlenmyelopathie | Ionisierende Strahlen im Rahmen einer Strahlentherapie |
...nach Verlauf
Je nach Verlauf unterscheidet man akute und progrediente, sowie Myelopathien mit fluktuierender Symptomatik. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über mögliche Ursachen:
Form | Ursache |
---|---|
Akute Myelopathie | posttraumatische Blutung |
ischämiebedingter Infarkt | |
Myelitis | |
Diskushernie | |
Progrediente Myelopathie | Tumor |
vaskuläre Ursachen | |
zervikale Diskushernie |
...nach Lokalisation
- Zervikale Myelopathie
- Thorakale Myelopathie
Aufgrund der hohen Inzidenz wird die zervikale Myelopathie als eigenständiges Krankheitsbild definiert. Ätiologisch stellt sie eine Kompressionsmyelopathie des Zervikalmarks dar, die durch osteophytäre Anbauten der Wirbelkörper (Spinalkanalstenose) oder zervikale Diskusherniationen verursacht wird. Die auf das Rückenmark ausgeübte Kompression kann im weiteren Verlauf zu einer Gefäßkompression der Arteria spinalis anterior führen.
Klinik
Die Symptomatik der Myelopathie äußert sich in neurologischen Funktionsausfällen, die von der Höhe der Lokalisation und den betroffenen anatomischen Strukturen (Rückenmarksbahnen, Rückenmarkswurzeln) abhängig sind.
Zervikale Myelopathie
Die zervikale Myelopathie stellt eine progrediente Verlaufsform dar. Zu Beginn der Erkrankung bestehen leichtgradige motorische (Gangstörungen) und sensible Funktionsausfälle der oberen und/oder unteren Extremitäten. Durch einseitige Kompression können dissoziierten Empfindungsstörungen (Brown-Séquard-Syndrom) auftreten. Im weiteren Krankheitsverlauf kommt es zu zunehmenden motorischen Ausfällen im Sinne spastischer Para- oder Tetraparesen.
Thorakale Myelopathie
Thorakale Myelopathien weisen ähnliche Symptomatiken wie zervikale Myopathien auf. Sie äußern sich durch
- Gangbildstörungen
- Empfindungsstörungen
- Paraparese
- Miktions- und Defäkationsstörungen
Progredient verlaufende thorakale Myelopathien können die Entwicklung eines Querschnittsyndroms bedingen.
Vaskuläre Myelopathien
Vaskuläre Myelopathien äußern sich in unterschiedlichen Funktionsausfällen, je nach betroffenem Gefäß.
Diagnostik
Die Diagnostik der Myelopathie beruht umfasst:
- Anamnese
- hinsichtlich Art der Symptomatik (Funktionsausfälle,Begleitschmerzen, Miktions- oder Mastdarmstörungen)
- hinsichtlich bekannter Vorerkrankungen (Tumor-, Strahlentherapie, Morbus Bechterew, Spondylarthrose, Osteoporose, Bandscheibenvorfall, arterielle Durchblutungsstörungen)
- Neurologischer Status
- pathologische Reflexe (Pyramidenbahnzeichen)
- bei zervikaler Myelopathie positives Lhermitte-Zeichen und (ggf. unilateral) verminderte Diadochokinese
- Empfindungsstörungen (Anästhesie)
- Gangbild
- Bildgebende Diagnostik
- MRT
- Myelographie
- spinale Angiographie bei V.a. vaskuläre Myelopathie
Therapie
Die Therapie der Myelopathie ist ursachen- und verlaufsabhängig. Bei akuter progredienter Symptomatik sollte eine neurochirurgische
- Dekompression oder
- Revaskularisation (vaskuläre Myelopathie)
angestrebt werden.
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