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Mirikizumab

Handelsname: Omvoh®
Englisch: Mirikizumab-mrkz

1. Definition

Mirikizumab ist ein gegen Interleukin-23 gerichteter monoklonaler Antikörper (IL-23p19-Inhibitor), der bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn eingesetzt wird.

2. Biochemie

Mirikizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper der Klasse IgG4.

3. Wirkmechanismus

Mirikizumab bindet selektiv an die p19-Untereinheit von Interleukin-23 (IL-23) und verhindert dadurch die Wechselwirkung dieses Zytokins mit dem IL-23-Rezeptor.

Zu den Funktionen von IL-23 gehört ein Mitwirken bei der Differenzierung und Expansion von T-Zell-Untergruppen (z.B. TH17-Zellen oder Tc17-Zellen). Einen ähnlichen Einfluss hat IL-23 auch auf Untergruppen angeborener Immunzellen, die selbst wiederum Zytokine freisetzen (z.B. IL-17A, IL-17F und IL-22). Interleukin-17 ist als proinflammatorisches Zytokin für die Rekrutierung von TH2-Zellen und Neutrophilen zuständig.[1]

4. Pharmakokinetik

Nach subkutaner Applikation erreicht Mirikizumab nach 2 bis 3 Tage maximale Plasmakonzentrationen. Die Bioverfügbarkeit erreicht 44 % . Das Verteilungsvolumen beträgt 4,83 Liter (ca. 0,069 L/kgKG). Die Biotransformation erfolgt durch Proteolyse. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt etwa 9,3 Tage.[1]

5. Indikationen

Mirikizumab ist zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa und Morbus Crohn indiziert, die auf eine konventionelle Therapie oder eine Biologika-Behandlung unzureichend angesprochen haben, nicht mehr darauf ansprechen oder eine Unverträglichkeit zeigen.[1][2][3]

6. Darreichungsform

Mirikizumab steht in Form einer Infusionslösung zur intravenösen Anwendung und als Fertigspritze oder Fertigpen zur subkutanen Anwendung zur Verfügung.

7. Dosierung


Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

8. Nebenwirkungen

Die häufigsten unerwünschten Wirkungen von Mirikizumab sind:[1]

9. Wechselwirkungen

Es wurden keine Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen durchgeführt. Bei Patienten mit Colitis ulcerosa hatte die gleichzeitige Anwendung von Kortikosteroiden oder oralen Immunmodulatoren keinen Einfluss auf die Sicherheit von Mirikizumab. Die gleichzeitige Verabreichung von 5-Aminosalicylsäure (5-ASA), Kortikosteroiden oder oralen Immunmodulatoren (Azathioprin, Mercaptopurin, Thioguanin und Methotrexat) hatte keinen Einfluss auf die Pharmakokinetik von Mirikizumab.[1]

10. Kontraindikationen

11. Schwangerschaft und Stillzeit

Tierexperimentelle Untersuchungen ergaben keine Hinweise auf eine Reproduktionstoxizität. Frauen im gebärfähigen Alter sollten während und für mindestens 10 Wochen nach der Behandlung eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Aus Vorsichtsgründen soll die Anwendung während der Schwangerschaft vermieden werden.[1]

Es ist bekannt, dass humane IgG-Antikörper in den ersten Tagen nach der Geburt in die Muttermilch übergehen, sodass ein Risiko für den gestillten Säugling während dieses kurzen Zeitraums nicht ausgeschlossen werden kann. Ob das Stillen zu unterbrechen ist oder auf die Behandlung während der Stillzeit verzichtet werden soll, ist im Einzelfall zu entscheiden.[1]

12. Toxizität

In klinischen Studien wurde Mirikizumab in einer Dosierung bis zu 2.400 mg intravenös und bis zu 500 mg subkutan ohne dosislimitierende Toxizität verabreicht.[1] Bei einer Überdosierung sind symptomatische Maßnahmen indiziert.

13. Klinische Studien

Eine Phase-II-Studie untersuchte Mirikizumab bei der Induktionsbehandlung der Colitis ulcerosa für 12 Wochen. Je nach gewählter Dosierung erreichten 11 bis 22 % der Patienten eine Remission. Der primäre Endpunkt (klinische Remission) war jedoch nicht signifikant.[4] Die Non-Responder wurden in einer weiteren Studie mit 600 mg für 12 Wochen oder 1.000 mg alle 4 Wochen behandelt. Bei etwa der Hälfte der Patienten zeigte sich zumindest eine klinische Verbesserung.[5]

14. Zulassung

Mirikizumab wurde in Japan 2023 zugelassen.[6] Die FDA erteilte die Zulassung im Oktober 2023[3]. Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat 2023 die Zulassung von Mirikizumab in der EU empfohlen.[7]

15. Nutzenbewertung

Nach Einschätzung des IQWiG ist der Zusatznutzen des Wirkstoffs bei Erwachsenen mit einer vorbehandelten mittelschweren bis schweren aktiven Colitis ulcerosa (CU) nicht belegt.[8] Eine Beschlussfassung des G-BA wird Mitte Januar 2024 erwartet.

16. ATC-Code

  • L04AC24 - Antineoplastische und immunmodulierende Mittel - Immunsuppressiva - Interleukin-Inhibitoren

17. Quellen

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels Omvoh, EMA. Abgerufen am 06.07.2023
  2. Choi D et al. Mirikizumab: A New Therapeutic Option for the Treatment of Ulcerative Colitis. Ann Pharmacother. 2024
  3. 3,0 3,1 Full Prescribing Information Omvoh, FDA. Abgerufen am 06.11.2023
  4. William J Sandborn et al.:Efficacy and Safety of Mirikizumab in a Randomized Phase 2 Study of Patients With Ulcerative Colitis, Gastroenterology. 2020 Feb;158(3):537-549.e10; aufgerufen am 08.12.2021
  5. William J Sandborn et al.:Efficacy and Safety of Continued Treatment With Mirikizumab in a Phase 2 Trial of Patients With Ulcerative Colitis, Clin Gastroenterol Hepatol. 2020 Sep 18;S1542-3565(20)31289-1; abgerufen am 08.12.2021
  6. Keam SJ. Mirikizumab: First Approval. Drugs. 2023
  7. EPAR Omvoh. EMA/197960/2023 am 30.03.2023. Abgerufen am 05.07.2023
  8. Stellungnahme der AkdÄ zu Mirikizumab vom 06.11.2023 , abgerufen am 28-11-2023

18. Weblinks

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