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Mikroskopische Kolitis

Synonym: mikroskopische Colitis
Englisch: microscopic colitis

1. Definition

Der Überbegriff mikroskopische Kolitis umfasst entzündliche Erkrankungen des Colons, die sich auf histologischer Ebene manifestieren, während der makroskopische (endoskopische) Befund unauffällig bleibt. Leitsymptom der mikroskopischen Kolitis sind wässrige Diarrhöen.

2. Formen

Man unterschiedet zwei Formen der mikroskopischen Kolitis:

3. Epidemiologie

Die Prävalenz der mikroskopischen Kolitis wird etwa auf 1:1.000 geschätzt. Bei Frauen tritt die Erkrankung etwa fünfmal häufiger auf als bei Männern. Besonders häufig sind Frauen über 65 Jahren von der Erkrankung betroffen.[1][2]

4. Ätiopathogenese

Die genaue Ätiopathogenese der mikroskopischen Kolitis ist derzeit (2022) noch nicht eindeutig geklärt. Man vermutet eine multifaktorielle Genese. Es wird unter anderem eine inadäquate Immunantwort auf Störungen des intestinalen Mikrobioms als Auslöser diskutiert. Neuere Daten unterstützen die Hypothese einer genetischen Prädisposition für die Krankheitsentstehung.

Es existieren verschiedene Risikofaktoren, welche die Erkrankung begünstigen:

5. Klinik

Die mikroskopische Kolitis verläuft typischerweise zeitlich remittierend. Charakteristisches Symptom der Erkrankung sind wässrige, nicht-blutige Durchfälle, die über vier Wochen bestehen. Darüber hinaus weisen die Patienten häufig einen Defäkationsdrang auf, der zum Teil auch nachts auftritt, sowie eine Stuhlinkontinenz. Weitere Symptome einer mikroskopischen Kolitis sind beispielsweise:

6. Diagnostik

Die Diagnose einer mikroskopischen Kolitis wird anhand des klinischen Erscheinungsbildes und durch die histologische Untersuchung einer Kolonbiopsie gestellt. Dabei muss eine Stufenbiopsie aus allen Kolonabschnitten entnommen werden, da der Befall diskontinuierlich sein kann. Der makroskopische Befund der Koloskopie ist typischerweise unauffällig.

7. Differentialdiagnosen

Mögliche Differentialdiagnosen einer mikroskopischen Kolitis sind beispielsweise:

8. Therapie

Von der European Microscopic Colitis Group (EMCG) und der United European Gastroenterology (UEG) wurde 2021 ein Therapiealgorithmus für die Behandlung der mikroskopischen Kolitis entwickelt. Bei den Therapieempfehlungen wird nicht zwischen der Behandlung einer lymphozytären Kolitis und einer kollagenen Kolitis differenziert.[3]

8.1. Basismaßnahmen

Alkohol und Rauchen sollten vermieden und Medikamente wie NSAR und Protonenpumpeninhibitoren nicht mehr eingenommen werden.

8.2. Medikamentöse Therapie

Zur Remissionsinduktion wird Budesonid 9 mg pro Tag für 6 bis 8 Wochen empfohlen. Wird eine klinische Remission ohne Rückfall erreicht, ist keine weitere Erhaltungstherapie nötig. Auf Patientenwunsch oder im Falle einer Unverträglichkeit können alternativ Loperamid oder Cholestyramin zum Einsatz kommen.

Besteht eine chronisch aktive Kolitis, wird eine Langzeitbehandlung mit oralem Budesonid empfohlen. Dabei sollte die niedrigstmögliche Dosis (3 bis 6 mg pro Tag) gewählt werden. Der Zeitpunkt für die Beendigung der Therapie muss individuell bestimmt werden. Loperamid kann zusätzlich bei Bedarf eingesetzt werden. Patienten, die über einen längeren Zeitraum Budesonid einnehmen und Risikofaktoren für eine Osteoporose aufweisen, sollten mit Vitamin D und Kalzium supplementiert werden. Darüber hinaus sollte eine regelmäßige Überprüfung der Knochendichte erfolgen.

Bei Budesonid-refraktären Patienten sowie bei Patienten, die Budesonid in einer Dosierung von mehr als 6 mg pro Tag benötigen, um die klinische Remission aufrechtzuerhalten, kann der Einsatz von Immunmodulatoren oder Biologika erwogen werden. Immunsuppressiva, die zum Einsatz kommen können, sind beispielsweise Vedolizumab oder TNF-Hemmer.

Der Einsatz von Methotrexat, Mesalazin, Antibiotika und Probiotika wird nicht empfohlen. Für Bismutsubsalizylate besteht ebenfalls keine Empfehlung, da die aktuelle (2022) Studienlage nicht ausreichend ist.

8.3. Chirurgische Therapie

Falls keine der medikamentösen Therapien Erfolg zeigt, ist eine chirurgische Therapie (z.B. Ileostomie) eine weitere Behandlungsoption. Jedoch existieren insgesamt nur wenige Fallbeschreibungen.

9. Prognose

Die Mehrzahl der Patienten weist einen rezidivierenden Verlauf der Erkrankung auf. Es besteht kein erhöhtes Risiko für die Entstehung eines kolorektalen Karzinoms.

10. Quellen

11. Literatur

  • Herold. Innere Medizin, 2019

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