Kollagene Kolitis
Synonyme: kollagene Colitis, Kollagenkolitis
Englisch: collagenous colitis
Definition
Die kollagene Kolitis ist eine seltene Form der chronisch-entzündlichen Erkrankung des Gastrointestinaltraktes, die alle Abschnitte des Colons und vereinzelt auch Magen oder terminales Ileum befallen kann. Charakterisierend für die kollagene Kolitis sind wässrige Durchfälle bei gleichzeitig unauffälligem endoskopisch-makroskopischem Befund und deutlichen histomorphologischen Veränderungen.
Die kollagene und die lymphozytäre Kolitis werden unter dem Begriff der mikroskopischen Kolitis zusammengefasst.
Epidemiologie
Die Inzidenz der mikroskopischen Kolitis ist mit der Inzidenz des Morbus Crohns vergleichbar. Typischerweise erkranken vor allem Frauen im mittleren Lebensalter von durchschnittlich 53 Jahren an der kollagenen Unterform, daraus ergibt sich eine geschlechterspezifische Verteilung (M : F = 1 : 9).
Ätiologie
Die Entstehung der kollagenen Kolitis ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Diverse Entstehungsmechanismen werden in der Fachliteratur erörtert und zur Zeit noch untersucht. Eine These ist das Vorliegen einer Autoimmunreaktion. Das gute Ansprechen auf eine Steroidtherapie untermauert diese Vermutung.
Eine weitere, kaum noch diskutierte These geht von einer bakteriellen oder viralen Ursache aus. Auch wenn diese infektiöse Genese nicht sicher ausgeschlossen werden kann, tritt sie doch immer mehr in den Hintergrund.
Die Einnahme von NSAIDs und Serotonin-Reuptake-Inhibitoren (SSRIs) scheint das Erkrankungsrisiko zu erhöhen.
Pathologie
Aus der histopathologischen Untersuchung der Biopsien ergibt sich in der Regel die endgültige Diagnose. Zur Darstellung der vermehrten Kollagenfasern eignet sich vor allem die Elastika-van-Gieson-Färbung. Folgende histologische Merkmale sind auffällig:
- diskontinuierliche, diffuse Verdickung der extrazellulären Matrix (subepitheliales Kollagenband) auf mehr als 10 µm
- entzündliches Infiltrat in der Lamina propria, das vor allem aus Plasmazellen und Lymphozyten besteht
- epitheliale Läsionen, wie das Ablösen von Epithelzellen
Symptomatik
Wässriger Durchfall ist das Leitsymptom der kollagenen Kolitis. Durchschnittlich treten 5-10 (meist unblutige) Stühle pro Tag auf, die von Meteorismus und abdominellen Krämpfen begleitet sind. Nur selten ist eine schwere Dehydratation zu beobachten. 5-10% der Patienten weisen extraintestinale Manifestationen auf, wie eine seronegative, nicht destruierende Arthritis.
Diagnostik
- Blutuntersuchung: Häufig ist eine Erhöhung des BSG (Entzündungsparameter) zu beobachten.
- Stuhlproben: Bei etwa der Hälfte der Betroffenen ist eine vermehrte Leukozytenausscheidung und eine Steatorrhö nachweisbar.
- Koloskopie mit Biopsieentnahme: Im makroskopisch-endoskopischen Bild von Colon und Ileum lassen sich nur diskrete Veränderungen wie Schleimhautödeme oder Farbveränderungen (in 30% der Fälle) erkennen. Zur Sicherung der Diagnose sind die entnommenen Biopsien bei der Koloskopie unerlässlich.
Therapie
Die Therapie der kollagenen Kolitis entspricht der der lympozytären Kolitis.
siehe Hauptartikel: mikroskopische Kolitis
Prognose
Die kollagene Kolitis ist eine chronische Erkrankung mit gutartigem Verlauf. Auch bei chronisch rezidivierenden Verläufen ist bei der Mehrheit der Patienten eine Remission zu beobachten.
Quellen
- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Jörg C. Hoffmann, Anton J. Kroesen, Bodo Klump, Thieme Verlag, ISBN-13: 978-3-13-138112-5
- Miehlke et al. European guidelines on microscopic colitis: United European Gastroenterology and European Microscopic Colitis Group statements and recommendations, United European Gastroenterol J. 2021
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