Inotersen
Handelsname: Tegsedi®
Definition
Inotersen ist ein Arzneistoff aus der Klasse der Antisense-Oligonukleotide, der zur Behandlung der hereditären ATTR-Amyloidose (ATTRm) eingesetzt wird.
Wirkmechanismus
Inotersen ist ein Antisense-Oligonukleotid (ASO), das beim Menschen die Produktion von Transthyretin (TTR) hemmt. Der Wirkstoff bindet selektiv an die mRNA des Transthyretins und blockiert dadurch die Translation des abhängigen Proteins. Dadurch wird sowohl die Biosynthese von mutiertem als auch von normalem Wildtyp-Transthyretin unterbrochen. Durch die verringerte Bildung des mutierten Proteins wird dessen Ablagerung in den Geweben verhindert und das weitere Fortschreiten der Amyloidose verzögert.
Indikation
- Behandlung der hereditären Transthyretin-Amyloidose (ATTRm-Amyloidose) bei erwachsenen Patienten mit Polyneuropathie der Stadien 1 oder 2
Darreichungsform
Inotersen liegt Injektionslösung zur subkutanen Injektion vor.
Dosierung
Die empfohlene Dosis beträgt 284 mg Inotersen pro Woche
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Folgende Nebenwirkungen traten häufig (≥ 1/100, < 1/10) oder sehr häufig (≥ 1/10) auf:
- Blut: Thrombozytopenie, Eosinophilie, Anämie
- Stoffwechsel: Inappetenz
- Nervensystem: Kopfschmerz
- Kerz-Kreislauf-System: Orthostase-Syndrom, Hypotonie, Hämatome
- Haut: Exanthem, Pruritus
- Gastrointestinaltrakt: Nausea, Erbrechen
- Niere: Glomerulonephritis, Proteinurie, Nierenversagen, Akute Nierenschädigung, Eingeschränkte Nierenfunktion
- Allgemein: Fieber, Schüttelfrost, peripheres Ödem, Grippesymptome, Lokalreaktionen und oder Verfärbung an der Injektionsstelle
- Labor: Erhöhte Transaminasen
Aufgrund des spezifischen Wirkmechanismus kann ein Vitamin-A-Mangel auftreten.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen können mit folgenden Wirkstoffen auftreten:
- Thrombozytenaggregationshemmer
- Arzneimittel, welche die Thrombozytenzahl senken können, z.B. ASS, Clopidogrel, Warfarin, Heparin, niedermolekulare Heparine, NOAKs (Rivaroxaban, Apixaban), Thrombinhemmer (Dabigatran)
- Arzneimittel, welche die Nierenfunktion beeinträchtigen oder nephrotoxisch sind, z.B. Sulfonamide, Aldosteronantagonisten, Anilide, natürliche Opiumalkaloide und andere Opioide
Gegenanzeigen
- Überempfindlichkeit gegenüber derm Wirkstoff
- Schwangerschaft
- Thrombozytenzahl < 100 x 109/l vor der Behandlung
- Protein-Kreatinin-Quotient im Urin (UPCR) ≥ 113 mg/mmol (1 g/g) vor der Behandlung
- eGFR < 45 ml/min/1,73m2
- Schwere Leberfunktionsstörung
Zulassung
In den USA wurde Inotersen im Oktober 2018 von der FDA zugelassen. Die Zulassung in der Europäischen Union durch die EMA erfolgte bereits im Juli 2018. Hersteller ist Akcea Therapeutics.
Nutzenbewertung
Inotersen ist als Orphan Drug zugelassen. Gemäß § 35a Abs. 1 Satz 11 SGB V gilt der Zusatznutzen durch die Zulassung als belegt.
Kosten
Die Jahrestherapiekosten für eine Behandlung mit Inotersen liegen aufgerundet zwischen 338.055 € und 676.090 €.[1]
Quellen
- ↑ IQWiG-Berichte – Nr. 695 Inotersen (hereditäre Transthyretin-Amyloidose mit Polyneuropathie) – Bewertung gemäß § 35a Abs. 1 Satz 11 SGB V vom 20.12.2018, abgerufen am 21.2.2019