Synonyme: ILT, Ansteckende Entzündung des Kehlkopfs und der Luftröhre
Englisch: infectious laryngotracheitis
Die infektiöse Laryngotracheitis, kurz ILT, ist eine schwer bis mild verlaufende Infektionskrankheit des Respirationstrakts beim Geflügel.
Die infektiöse Laryngotracheitis wird durch das Gallid Herpesvirus 1 (GaHV-1), ein Virus aus der Familie der Herpesviridae (Alphaherpesvirinae), verursacht.[1]
Alphaherpesvirinae sind behüllte, sphärische bis pleomorphe Viren, die zwischen 150 und 200 nm groß sind. Die Viren bestehen aus über 30 Proteinen und ca. 10 Glykoproteinen. Das Genom enthält eine lineare dsDNA und ist etwa 120 bis 180 kb groß.[2]
Nach der Infektion binden die Erreger an bestimmte Proteoglykane (Heparin) der Zelloberfläche, um dann mit der Plasmamembran zu fusionieren. Anschließend wird der DNA-Proteinkomplex zum Nukleus transportiert, wo dann die eigentliche Virusreplikation stattfindet.[3]
Das Virus zeigt eine geringe Tenazität und kann durch Hitze, Ether, Chloroform und anderen Lipidlösungsmitteln inaktiviert werden.[4]
Das Gallid Herpesvirus 1 ist weltweit verbreitet. Das Virus kann verschiedene Geflügelarten infizieren, u.a. Hühner, Pfaue und verschiedene Fasanarten.[4]
Eine vertikale Virusübertragung konnte bislang nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden. Im Vordergrund steht die horizontale Virusübertragung - die Tiere infizieren sich durch direkten Kontakt mit virusausscheidenden Artgenossen (Tröpfcheninfektion), Gerätschaften und Zwischenwirten.[5] Die Infektion erfolgt sowohl über den Respirationstrakt als auch über die Konjunktiven.[4]
Nach einer Infektion mit dem Gallid Herpesvirus 1 kommt es zu einer seuchenhaften Krankheitsausbreitung im Bestand.
Nach einer Inkubationszeit von 6 bis 15 Tagen beginnt die Erkrankung mit einer raschen Erregervermehrung im Epithel der oberen Atemwege. Anschließend wandern die Viren entlang der sensiblen Nerven zum Ganglion trigeminale, um dort latent zu persistieren.[4] Nach einer überstandenen Erkrankung kann es durch die lange Viruspersistenz (bis zu 400 Tage) zu rekurrenten Infektionen und erneuten Kontaktinfektionen kommen.[5]
Die infektiöse Laryngotracheitis kann in zwei Verlaufsformen in Erscheinung treten. Man unterscheidet einen akuten schweren und einen protrahierten milden Krankheitsverlauf.
Die schwere Krankheitsform ist von einer hochgradigen Dyspnoe mit blutig-mukösem Ausfluss gekennzeichnet (pathognomonisch). Die Tiere verenden entweder plötzlich aufgrund von Ersticken oder infolge von Erschöpfung. Die Legeleistung nimmt drastisch ab - die Mortalität kann bis zu 70 % betragen.[4] Mildere Krankheitsverläufe zeigen sich oftmals nur durch einen Rückgang der Legeleistung und der Gewichtszunahme.[5] Erkrankte Tiere leiden zusätzlich an einer Konjunktivitis und an geschwollenen Unteraugenhöhlen (Sinus infraorbitales).[4]
Bei der Obduktion sind großflächige, katarrhalisch bis hämorrhagisch-fibrinöse Läsionen im Larynx, in der Trachea und in den Primärbronchien auffindbar. In manchen Fällen leiden die Tiere auch an einer Pneumonie und Aerosakkulitis.[5]
Im histologischen Schnittbild sind im Epithel des Respirationstrakts ausgeprägte Ödeme mit zelliger Infiltration, zahlreiche intranukleäre Einschlusskörperchen und blutige Desquamation erkennbar.[6] In ausgedehnten Fällen kommt es zu einer Besiedelung des Schleims mit verschiedenen Bakterien und Pilzen.[5]
Differenzialdiagnostisch müssen andere Erkrankungen des Respirationstraktes berücksichtigt werden, z.B.:
Bei einem akuten Krankheitsverlauf können die Anamnese und Klinik hinweisend für eine Verdachtsdiagnose sein. Die pathologischen Veränderungen am Atemtrakt sind für eine infektiöse Laryngotracheitis nahezu pathognomonisch.
Milde Krankheitsverläufe sind mithilfe histologischer Untersuchungen sowie Erregeranzüchtung und Virusidentifizierung mittels PCR zu diagnostizieren (Abstriche aus Trachea, Larynx oder Konjunktiven). Alternativ kann auch eine Immunfluoreszenz durchgeführt werden.[7]
Derzeit (2019) ist keine kausale Therapie verfügbar. Die Behandlung richtet sich gegen bakterielle oder pilzbedingte Sekundärinfektionen und kann mit Vitamin A und geeigneten Antiinfektiva erfolgen.[5]
In endemisch betroffenen Gebieten empfiehlt es sich, die Tiere mit nahezu apathogenen oder - durch Passagen im embryonierten Hühnerei - attenuierten Impfvirusstämmen zu vakzinieren.[8] Die Immunitätsdauer wird nach zweimaliger Impfung mit 6 bis 12 Monate angegeben.[5]
Tags: Gallid Herpesvirus 1, Geflügel, Herpesvirus, Huhn
Fachgebiete: Veterinärmedizin, Virologie
Diese Seite wurde zuletzt am 9. Januar 2020 um 15:28 Uhr bearbeitet.
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