Infantile kortikale Hyperostose
Synonyme: Hyperostosis corticalis infantilis, Caffey-Silverman-Syndrom, Caffey-Silverman Krankheit, Morbus Caffey-Silverman, Caffey-Krankheit
Englisch: infantile cortical hyperostosis, Caffey's disease
Definition
Die infantile kortikale Hyperostose ist eine seltene Krankheit, die durch eine periostale Knochenneubildung gekennzeichnet ist. Sie manifestiert sich pränatal oder im Säuglingsalter. Typische Symptome sind Fieber und eine Weichteilschwellung über den betroffenen Knochen.
Geschichte
Die infantile kortikale Hyperostose ist ebenfalls als Caffey-Silverman-Syndrom bekannt. Diese Namensbezeichnung bezieht sich auf den US-amerikanischen Kinderarzt John Caffey und den Neonatologen William Aaron Silverman, die im Jahr 1945 die Erkrankung erstmals beschrieben.
Epidemiologie
Es handelt sich um eine sehr seltene Krankheit. Bisher (2022) sind weniger als 100 Patienten bekannt.[1] Das weibliche und männliche Geschlecht sind etwa gleich häufig betroffen.
Genetik
Die infantile kortikale Hyperostose wird in der Regel autosomal-dominant vererbt oder tritt sporadisch auf. Man vermutet, dass der pränatalen Form der Erkrankung ein autosomal-rezessiver Erbgang zugrunde liegt.
Ursächlich sind Mutationen im COL1A1-Gen auf Chromosom 17 an Genlokus 17q21.31 bis 17q22. Das COL1A1-Gen kodiert für die α1-Polypeptidkette des Kollagen I.[2]
Pathogenese
Die genaue Pathogenese der Erkrankung ist derzeit (2022) noch nicht geklärt. Es handelt sich vermutlich um einen entzündlichen Prozess.
Bei der infantilen kortikalen Hyperostose kommt es zu einer periostalen Knochenneubildung, die eine Verdickung der Kortikalis zur Folge hat. Typischerweise treten die Läsionen der Knochen symmetrisch auf. Häufige betroffene Knochen sind der Unterkiefer (in 70 bis 90 % der Fälle), die Claviculae, Rippen, Schulterblätter, der Schädel, das Darmbein und die langen Röhrenknochen.
Klinik
Die infantile kortikale Hyperostose manifestiert sich in der Regel im Säuglings- bzw. Kleinkindalter. Das durchschnittliche Alter bei Krankheitsbeginn liegt bei etwa 9 Wochen. Typische klinische Merkmale sind:
- Fieber
- Weichteilschwellung (im Bereich der befallenen Knochenabschnitte )
- Schmerzen
- Verweigerung der Nahrungsaufnahme (wenn der Unterkiefer betroffen ist) und Gedeihstörungen
- Pseudoparese
- Synostose der Rippen und Unterarmknochen
Die infantile kortikale Hyperostose kann sich auch bereits pränatal zeigen und wird dann auch als Early-Onset-Form bezeichnet. Sie manifestiert sich in der Regel vor der 35. Schwangerschaftswoche und ist durch die folgenden Symptome gekennzeichnet:
- Verkrümmung oder Abwinkelung der Röhrenknochen
- Polyhydramnion
Diagnostik
Radiologisch sind periostale Knochenneubildungen bzw. deutliche Verdickungen der Kortikalis im Diaphysenbereich nachweisbar. Mit Hilfe einer Magnetresonanztomographie kann die Ausbreitung der Entzündung in angrenzende Muskeln und ins Bindegewebe beurteilt werden. Bei Laboruntersuchungen ergeben sich erhöhte Werte für CRP, ALP, Immunglobuline und BSG. Der definitive Nachweis wird durch eine molekulargenetische Untersuchung erbracht, wobei nicht bei allen Patienten eine Mutation nachgewiesen werden kann.[1]
Differentialdiagnosen
Therapie
Zur symptomatischen Behandlung kommen unter anderem Analgetika (z.B. nichtsteroidale Antirheumatika) und Glukokortikoide zum Einsatz. Physiotherapie kann zum Erhalt der Beweglichkeit beitragen und Kontrakturen verhindern.
Prognose
Die benigne Form der infantilen kortikalen Hyperostose hat eine gute Prognose und ist in der Regel selbstlimitierend. Die Symptome sistieren innerhalb von einigen Monaten. Manifestiert sich die infantile kortikale Hyperostose bereits pränatal, hat sie hingegen eine schlechte Prognose und weist eine hohe Letalität auf. Einige Patienten versterben bereits perinatal.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Orphanet - Caffey disease, abgerufen am 31.03.2022
- ↑ 2,0 2,1 Pschyrembel - Caffey-Silverman-Syndrom, abgerufen am 31.03.2022
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