Herpes-simplex-Meningitis
Synonym: HSV-Meningitis
Definition
Die Herpes-Simplex-Meningitis ist eine Hirnhautentzündung (Meningitis), die durch eine Infektion mit dem Herpes-Simplex-Virus (HSV) verursacht wird. [1]
Nomenklatur
Kommt es zum gleichzeitigen Befall von Hirnhäuten und Gehirn, wird die Erkrankung als Herpes-simplex-Meningoenzephalitis bezeichnet.bezeichnet.
Epidemiologie
Virale Meningitiden sind mit knapp 11 Fällen pro 100 000 Personen pro Jahr häufiger als bakterielle. Das HSV ist für ca. 8 % aller Virusmeningitiden verantwortlich, wobei HSV‑2 die häufigste Form bei Erwachsenen ist. Der Altersgipfel liegt bei 35–40 Jahre, Frauen sind häufiger betroffen als Männer.[3]
Ätiopathogenese
Die Infektion mit HSV-1 erfolgt meist ab dem Kindesalter als Tröpfcheninfektion über Schleimhäute (z.B durch Kontakt mit Speichel). HSV‑2 wird typischerweise sexuell übertragen. Nach der primären Infektion persistiert das HSV lebenslang latent in sensorischen Ganglien. Wiederholte Reaktivierungen des Virus werden z.B. durch Stress, Fieber, UV-Exposition oder Immunsuppression ausgelöst und führen zu lokal begrenzten Formen von Herpesmanifestationen. In einigen Fällen kann eine Reaktivierung auch zu einer ZNS-Beteiligung, wie einer Meningitis führen.
siehe auch: Herpes-Simplex-Infektion
Bei der Entstehung einer HSV-Meningitis ist in den meisten Fällen der retrograde axonale Transport der entscheidende Infektionsweg. Das Virus gelangt entlang sensorischer afferenter Nerven zur Hirn- und Rückenmarkshaut.
In selteneren Fällen wurde auch eine Infektion der Meningen mit dem Virus über die Blutbahn beobachtet. Dies ist häufiger bei Neugeborenen.
Bei immunkompetenten Erwachsenen ist eine zentralenervöse HSV-2 Infektion extrem selten und verursacht fast ausnahmslos eine lymphozytäre Meningitis mit guter Prognose (Mollaret-Meningitis).[4]
Symptome
Die HSV-Meningitis zeigt sich klinisch primär mit der klassischen Symptomatik einer Meningitis. Dazu gehören Kopfschmerzen, Meningismus, Übelkeit, Erbrechen, Fieber und quantitative Bewusstseinsstörungen. Im Rahmen einer HSV-Infektion können genitale Herpesläsionen unabhängig von der Meningitis auftreten und so ein Hinweis auf HSV‑2 sein. Bei neurologischen Ausfällen wie Krampfanfällen oder Bewusstseinsveränderung ist eher an eine HSV-Meningoenzephalitis als an eine reine Meningitis zu denken. [5]
Diagnostik
Die Diagnostik erfolgt leitliniengerecht nach der Standarddiagnostik einer viralen Meningitis. Dazu gehört die Anamnese, die klinische neurologische Untersuchung (insbesondere das Prüfen auf Meningismus, z.B. Brudzinski-Zeichen), die Blutuntersuchung, die Liquoruntersuchung und ggf. bildgebende Verfahren zum Ausschluss von möglichen Differentialdiagnosen.
Typische Liquor-Testresultate bei einer viralen Meningitis sind: [6]
- Liquorfarbe: klar
- Zellzahl (Zellen/μl): 10 - 500
- Differenzierung: Lymphozytose, ggf. Monozytose
- Glukose: normal
- Eiweiß: normal bis leicht erhöht
- Liquor-/Blut-Glukose-Ratio: normal (> 0,5)
Außerdem wird zusätzlich bei Verdacht auf eine Herpes-Simplex-Meningitis ein HSV-PCR-Test mit Liquor durchgeführt.[7]
Therapie
Für die Therapie einer HSV-Meningitis gibt es keine standardisierten Empfehlungen. Die Therapie konzentriert sich in erster Linie auf die Linderung der Symptome, da die Erkrankung (insbesondere bei immunkompetenten Patienten) in den meisten Fällen von selbst ausheilt (~2 Wochen).
Medikamentös wird die HSV-Meningitis bei Risikopatienten oft intravenös mit Aciclovir behandelt, hauptsächlich zur Prävention einer Meningoenzephalitis.[8]
Quellen
- ↑ MSD-Manuals - Virale Meningitis, Robyn S. Klein, abgerufen am 30.06.25
- ↑ ICD-Code, B00.- Infektionen durch Herpesviren, abgerufen am 30.06.2025
- ↑ bmj.com, viral meningitis, abgerufen am 30.06.25
- ↑ Hacke: Neurologie, 14. Auflage, 2015, Springer
- ↑ Healthline, Herpes Meningitis: Causes, Symptoms, and Treatment, abgerufen am 30.06.25
- ↑ AWMF, S1-Leitlinie: Lumbalpunktion und Liquordiagnostik, abgerufen am 30.06.25
- ↑ AWMF, S1-Leitlinie: Virale Meningoenzephalitis, abgerufen am 30.06.25
- ↑ PubMed, The role of antiviral therapy in immunocompromised patients with herpes simplex virus meningitis, abgerufen am 30.06.25