Mollaret-Meningitis
nach dem französischen Neurologen Pierre Mollaret
Synonym: rekurrierende benigne lymphozytäre Meningitis (RBLM)
Englisch: Mollaret's meningitis, recurrent benign lymphocytic meningitis
Definition
Als Mollaret-Meningitis bezeichnet man eine rezidivierende lymphozytäre, aseptische Meningitis, der meist eine Reaktivierung des Herpes-simplex-Virus-2 zugrunde liegt.
Epidemiologie
Ätiologie
Ursache ist meist eine Reaktivierung von HSV-2. Betroffene hatten häufig bereits bei der Erstinfektion eine lymphozytäre Meningitis. Ein Genitalherpes ist in etwa der Hälfte der Fälle assoziiert.[2] Selten sind HSV-1-, VZV- oder CMV-Infektionen bzw. -Reaktivierungen ursächlich.[1][3]
Klinik
Es kommt zu rezidivierenden Meningitis-Episoden mit:[2][3]
- Fieber (nicht zwingend vorhanden)
- Kopfschmerzen
- Meningismus
- Übelkeit, Erbrechen
Teilweise zeigen sich außerdem:[1]
- Halluzinationen
- epileptische Anfälle
- Hirnnervenparesen
- Dysarthrie
- Sehstörungen
- Bewusstseinsstörungen
- Parästhesien oder neuropathische Schmerzen, typischerweise dermatombezogen an den Extremitäten auftretend
- Arthralgien
- Miktionsstörungen
Die Episoden dauern über mehrere Tage an und remittieren dann spontan. Zwischen 2 Episoden finden sich symptomfreie Intervalle über mehrere Wochen bis Monate. Parästhesien, Schmerzen, Miktionsstörungen und Hirnnervenparesen können teilweise auch über den Zeitraum der akuten Meningitis hinaus persistieren; insbesondere die neuropathischen Schmerzen halten teils Jahre an.[1]
An die Episoden schließt sich letztlich eine Restitutio ad integrum an. Typischerweise erstrecken sich die Episoden über einen Zeitraum von ca. 5 Jahren, in diesem Zeitraum sind jedoch bis zu 30 Attacken möglich.
Diagnostik
Die Mollaret-Meningitis ist eine Ausschlussdiagnose. Andere Ursachen einer akuten Meningitis müssen abgeklärt werden. Zu den Diagnosekriterien gehören:[3]
- mindestens 3 Fieberattacken mit meningealer Reizung
- Attackendauer von mehreren Tagen (symptomfreie Intervalle: Wochen oder Monate)
- Liquorbefund: vornehmlich lymphozytäre Pleozytose (zwischen 80 und 1.800 Zellen/µl) und Eiweißerhöhung. Typischerweise lassen sich sogenannte Mollaret-Zellen (große Monozyten mit polymorphen Zellkernen) sowie ggf. Endothelzellen im Liquor nachweisen.
- vollständige Erholung im symptomfreien Intervall
Teils lässt sich HSV-2 im Liquor per PCR nachweisen. Dies muss jedoch nicht auf alle der Episoden zutreffen. Am sensitivsten ist die Liquor-PCR zwischen dem 2. und 5. Tag nach Beginn der Akutsymptomatik.[1]
Differenzialdiagnosen
Eine rezidivierende aseptische Meningitis kann beispielsweise auch bei einem systemischen Lupus erythematodes, einer Sarkoidose oder einem Morbus Behcet auftreten.
Therapie
Zur Therapie existieren nur wenige Daten. Die Gabe von Aciclovir (bzw. Valaciclovir) während der Episoden scheint diese zu verkürzen. Auch existieren Berichte, die eine Effektivität einer Aciclovir-Langzeitprophylaxe nahelegen.[2] Einige Autoren sehen jedoch aufgrund der selbstlimitierenden Natur der Erkrankung keine Indikation für eine virostatische Therapie.[3]
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Kallio-Laine et al., Recurrent lymphocytic meningitis positive for herpes simplex virus type 2. Emerging Infectious Diseases, 2009.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Farazmand et al., Mollaret's meningitis and herpes simplex virus type 2 infections. International Journal of STD & AIDS, 2011.
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 Rauer, Dersch, Mollaret-Meningitis. In: Rauer et al. (Hrsg.): Neurologie compact. 9., vollständig überarbeitete Auflage. Thieme Verlag Stuttgart, 2022.
um diese Funktion zu nutzen.