Synonyme: Rubarth'sche Krankheit, ansteckende Leberentzündung des Hundes, HCC
Englisch: infectious canine hepatitis (ICH)
Die Hepatitis contagiosa canis, kurz HCC, ist eine durch das canine Adenovirus 1 (CAV-1) hervorgerufene Leberentzündung der Hunde.
Das canine Adenovirus 1 gehört zur Familie Adenoviridae, Gattung Mastadenoviridae. CAV-1 weist eine hohe Affinität zum Gefäßendothel und den Kupfferzellen der Leber auf. Neben dem CAV-1 kommt beim Hund außerdem das antigenverwandte CAV-2 vor. CAV-2 besitzt einen Organotropismus für den Respirationsapparat und ruft beim Hund Laryngotracheitiden hervor.
Das Virus wird oronasal aufgenommen und vermehrt sich zunächst in den Tonsillen und regionalen Lymphknoten. Ab dem 4. Tag tritt eine Virämie auf, die etwa 4-8 Tage andauert. In ihrem Verlauf kommt zu Fieber und dem Befall von Kupffer- und Endothelzellen, sowie der Schädigung dieser Zielzellen. Die Virusausscheidung erfolgt ab dem 5. Tag der Infektion über Speichel, Harn und Fäzes. Über den Harn kann das Virus bis zu 6 Monate nach der Infektion ausgeschieden werden.
Die Inkubationszeit wird in der Literatur mit 2-10 Tagen angegeben.
Je nach Verlauf der Krankheit treten unterschiedliche Symptome auf. Folgende Verlaufsformen sind beschrieben:
Häufig bilden ungeimpfte Hunde Antikörper gegen das Virus, ohne zu erkranken.
Diese Form tritt vor allem bei jungen, ungeimpften Hunden auf. Es kommt innerhalb von wenigen Stunden zur Sepsis, die häufig von einer Verbrauchskoagulopathie (DIC) begleitet wird. Fieber, Apathie, Erbrechen und Durchfall können auftreten. Der Tod tritt meist nach wenigen Stunden ein.
Es treten Fieber, Apathie, Erbrechen und Durchfall auf, zusätzlich besteht meist abdominaler Palpationsschmerz, sowie eine Vergrößerung der Lymphknoten. Durch die DIC kann es zu petechialen Blutungen der Haut und Schleimhäute, sowie Blutungen in die Maulhöhle und in Körperhöhlen kommen.
Außerdem treten als Folge einer Vaskulitis (Affinität des Erregers zu Gefäßendothel) subkutane Ödeme an Unterbrust, Kopf und Hals auf. Bei schweren Verläufen können neurologische Störungen als Folge einer Hepatoenzephalopathie auftreten.
Es bestehen milde Allgemeinsymptome, leichtes Fieber ist möglich. Außerdem treten wie beim akuten Verlauf Erbrechen und Durchfall auf, jedoch ebenfalls milder. Bei einigen Hunden kommt es zu einer blaugrauen Trübung des Auges (blue eye phenomenon) durch ein Hornhautödem, was als Reaktion infolge Hypersensibilisierung gegen das Virus entsteht. Nach 7-14 Tagen kommt es zu einer spontanen Besserung.
Initiale Leukopenie und Thrombozytopenie, nach etwa einer Woche Leukozytose bei akutem und perakutem Verlauf. Durch Ablagerung von Immunkomplexen verursachte Nierenschäden können zu Proteinurie führen.
Häufig erhöhte Leberenzyme, bei Verbrauchskoagulopathien sind deutlich verlängerte Gerinnungszeiten möglich.
Akute Staupe, Parvovirose, Leptospirose, toxische Leberschädigungen, Vergiftungen mit Koagulopathien.
Es ist lediglich eine symptomatische Therapie der ansteckenden Leberentzündung des Hundes möglich. Sie besteht vor allem in einer ausreichenden parenteralen Flüssigkeitssubstitution. Es werden außerdem Antiemetika und Analgetika verabreicht, sofern nötig. Um bakteriellen Sekundärinfektionen vorzubeugen, werden bakterizide Breitspektrumantibiotika, die nicht über die Leber ausgeschieden werden (beispielsweise Ampicillin) verabreicht.
Durch umfassende Impfungen kommen Erkrankungen heute selten vor. Ideal ist der Einsatz von heterologen attenuierten CAV-2-Impfstoffen oder Totvakzinen, da diese die sonst als Folge der Impfung gelegentlich auftretende Hornhauttrübungen (blue eye phenomenon) nicht hervorrufen.
Tags: Adenovirus, Hund, Infektionskrankheit, Viruskrankheit
Fachgebiete: Innere Medizin, Veterinärmedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 31. Januar 2021 um 17:03 Uhr bearbeitet.
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