Felines Asthma (Katze)
Synonym: Asthma bronchiale
Definition
Als felines Asthma bezeichnet man eine nicht-infektiöse Entzündung der Atemwege bei der Katze, die eine Vielzahl an Parallelen zum allergischen Asthma beim Menschen aufweist.
Ätiopathogenese
Als Ursache für felines Asthma wird eine Hypersensitivitätsreaktion vom Typ 1 vermutet, jedoch ist der genaue Ursprung bisher (2021) noch nicht abschließend geklärt. Die Erkrankung kann entweder durch verschiedene Allergene (z.B. Zigarettenrauch, Staubbelastung, Parfums, Reinigungsmittel) ausgelöst oder deutlich verkompliziert werden, sodass es zu einer Verschlimmerung der klinischen Symptomatik kommt.
Eine wiederholte Allergenexposition führt zu chronischen Veränderungen an den Atemwegen, unter anderem zu:
- Epithelhypertrophie bzw. -metaplasie
- Becherzellhypertrophie
- Hyperplasie der submukösen Drüsen mit vermehrter Schleimproduktion
- entzündliche Infiltration (ohne Histaminausschüttung)
- Ödematisierung der Bronchialwände
- Hypertrophie und Hyperkontraktilität der Bronchialmuskulatur
Durch Allergenkontakt kann eine akute Bronchokonstriktion ausgelöst werden.
Klinik
Bei vielen Katzen wird eine schwere exspiratorische Dyspnoe mit Beteiligung der Bauchmuskulatur über einen längeren Zeitraum beobachtet. Zusätzlich ist die Vorgeschichte (Anamnese) häufig durch einen bereits länger bestehenden, anfallsartigen und produktiven Husten geprägt. Bei anderen Patienten ist wiederum eine akute schwere Atemnot (Status asthmaticus) das erste beobachtete Symptom. Diese Tiere werden als Notfallpatienten mit Maulatmung, perakuter Atemnot und oftmals auch mit Zyanose vorstellig.
Die exspiratorische Dyspnoe ist das Kardinalsymptom einer unteren Atemwegsobstruktion. Aufgrund der erschwerten Exspiration kommt es zunehmend zu einer Lungenüberblähung, wodurch letztendlich auch die Inspiration massiv beeinträchtigt wird.
Bei manchen Katzen kann eine saisonale Häufigkeit der Erkrankung beobachtet werden.
Differentialdiagnosen
Als Differentialdiagnosen müssen eine Reihe an Erkrankungen in Betracht gezogen werden, unter anderem:
- chronische Bronchitis
- Herzinsuffizienz
- Pneumonie
- idiopathische Lungenfibrose
- Fremdkörper
- Parasitosen
- Lungenneoplasie
- Pleuralerguss
Bei Auftreten von Husten ist das Vorliegen einer hochgradigen Herzerkrankung eher unwahrscheinlich, da kardiale Pathologien bei der Katze in der Regel keinen Husten auslösen.
Diagnostik
Blutuntersuchungen liefern keine spezifischen Hinweise für felines Asthma. Das rasche Ansprechen auf Bronchodilatatoren ist bei Katzen mit akuter Atemnot ein erstes wichtiges Indiz für eine Asthma-induzierte Bronchokonstriktion. Es sind eine Reihe an diagnostischen Untersuchungen indiziert:
- Röntgenuntersuchungen
- Parasitologie
- Bronchoalveoläre Lavage (BAL)
- Lungenfunktionsuntersuchung
Charakteristisch tritt im Röntgenbild eine bronchiale Lungenzeichnung infolge der entzündlichen bzw. ödematösen Bronchialwandverdickung auf. Zusätzlich kommen häufig Anzeichen einer Lungenüberblähung ("air trapping") im Sinne einer Ausweitung der kaudodorsalen Lungengrenze und Abflachung der Zwerchfellkuppel vor.
Wiederholte parasitologische Kotuntersuchungen dienen dem Ausschluss von Lungenwürmern (z.B. Aelurostrongylus abstrusus). In der Zytologie der BAL-Flüssigkeit ist in der Regel ein von eosinophilen Granulozyten dominiertes Zellbild aufzufinden. In seltenen Fällen kann auch eine gemischtzellige Entzündung (eosinophile und neutrophile Granulozyten) vorliegen.
Mittels nicht-invasiver Tests (z.B. barometrische Ganzkörperplethysmografie) kann eine Erkennung und Quantifizierung einer Bronchokonstriktion bei akuten Asthmaepisoden am wachen Patienten durchgeführt werden. Aufgrund des großen instrumentellen Aufwandes wird diese Untersuchung meist nur in universitären Einrichtungen angeboten. Eine Identifikation der auslösenden Allergene (z.B. mittels Intrakutantests oder allergenspezifischem Serum-IgE) ist derzeit nicht möglich.
Therapie
Die Therapie zielt auf die Behandlung der chronischen Entzündung ab und wird in der Regel mittels Glukokortikoiden und Bronchodilatatoren (z.B. β2-Rezeptoragonisten oder Methylxanthine) durchgeführt.
Inhalative Glukokortikoide und β2-Rezeptoragonisten haben sich als vorteilhaft erwiesen, da Nebenwirkungen einer systemischen Anwendung vermieden werden können. Es sollten langwirksame β2-Agonisten (z.B. Salmeterol) verwendet werden. Kurzwirksame β2-Agonisten (z.B. Salbutamol) sind nur im Notfall bzw. über einen kurzen Zeitraum indiziert, da sie sonst entzündungsfördernd wirken. Systemische Glukokortikoide sind in der Regel nur bei schweren Fällen zu Beginn der Therapie und in Phasen eines Anfalles erforderlich.
Zusätzlich müssen unspezifische Reize auf die Atemwege (z.B. Zigarettenrauch, Staub oder Parfums) unbedingt vermieden werden.
Prognose
Mittels entsprechender und gegebenenfalls lebenslanger Therapie kann die Erkrankung gut kontrolliert werden.
Quellen
- Schmidt V, Horzinek MC (Begr.), Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2015. Krankheiten der Katze. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG. ISBN: 978-3-8304-1242-7.
- Anicura. Asthma bei der Katze (Zugrifff am 27.09.2021)