C-Syndrom
Erstbeschreiber: John Marius Opitz, Ronals Johnson, Samuel McCredie und David W. Smith
Synonyme: Opitz-C-Trigonozephalie, C-Trigonozephalie-Syndrom, Opitz-Trigonozephalie-Syndrom, Trigonozephalus-Syndrom Typ Opitz
Englisch: C-syndrome
Definition
Das C-Syndrom ist ein extrem seltenes Fehlbildungssyndrom aus der Gruppe der MCA/MR-Syndrome (Multiple Congenital Anomalies / Mental Retardation). Es ist gekennzeichnet durch eine Kombination aus Trigonozephalie, kongenitalen Herzfehlern, Nierenfehlbildungen und einer meist schweren geistigen Retardierung.
- ICD10-Code: Q87.8
Epidemiologie
Das C-Syndrom ist extrem selten. Bisher (2026) sind weltweit weniger als 60 Fälle dokumentiert. Die Prävalenz wird auf 1:800.000 bis 1:1.000.000 geschätzt. Es gibt keine bekannten geographischen Häufungen oder geschlechtsspezifischen Unterschiede.[1]
Ätiologie
Das C-Syndrom ist genetisch heterogen. Verschiedene genetische Ursachen wurden identifiziert, die ähnliche oder überlappende phänotypische Merkmale verursachen:[2][3][4]
Autosomal-dominant (de novo oder selten familiär)
- CD96: Immunoglobulin-Superfamilien-Adhäsionsmolekül (TACTILE); heterozygote Mutationen
- ASXL3: Chromatinmodifikator-Protein; Überschneidung mit Bohring-Opitz-Syndrom (ASXL1)
- FOXP1: Transkriptionsfaktor für Gehirnentwicklung
- MAGEL2: Beteiligung an pränataler Entwicklung
Autosomal-rezessiv (Compound-heterozygot)
- IFT140: Ziliäres Transportprotein; Mutation führt zu Ciliopathie mit Fehlbildungen
Weitere Ursachen
- Chromosomale Aberrationen (Deletionen, Duplikationen)
- Noch unbekannte genetische Loci
Überwiegend treten de-novo-Mutationen auf; seltene familiale Cluster mit autosomal-dominantem Erbgang sind dokumentiert. Keimzellmosaizismus ist möglich.
Pathogenese
Die Pathogenese variiert je nach genetischer Ursache:
- Trigonozephalie: Vorzeitige Synostose der Sutura metopica
- CD96: Störung der Zelladhäsion und Neuralleistenmigration
- IFT140: Zilienodysplasie, gestörte Entwicklung mehrerer Organsysteme
- ASXL3: Beeinträchtigung epigenetischer Genregulation
Klinik
Das klinische Spektrum reicht von milden Fällen mit isolierter Trigonozephalie bis zu schweren Formen mit multiplen Organfehlbildungen. Die Ausprägung wird durch genetische und epigenetische Faktoren beeinflusst.
- Kopf und Gesicht: Trigonozephalie, flaches Philtrum, breite Columella, Gaumenspalte, Hämangiom, Ohrfehlbildungen
- Nervensystem: Mikrozephalie, geistige Retardierung, Epilepsie, Hypotonie, Spastizität, Verhaltensstörungen
- Augen: Strabismus, Epikanthus, Lidachsenabweichung, Nystagmus, Visusminderung
- Extremitäten: Kontrakturen, Polydaktylie, Syndaktylie, Hypermobilität, Kleinwuchs
- Urogenitaltrakt: Genitalanomalien, Nierendysplasie, Zystennieren, Hufeisenniere
- Herz: Ventrikelseptumdefekt, offener Ductus arteriosus, Fallot-Tetralogie, Arrhythmien, Klappenfehler
- Weitere Systeme: GI-Fehlbildungen, pulmonale Anomalien, skelettale Dysplasien
Diagnostik
Die Diagnose des C-Syndroms basiert primär auf dem klinischen Erscheinungsbild. Bildgebende Verfahren und molekulargenetische Untersuchungen dienen der weiteren Bestätigung.
- Klinik: Trigonozephalie, kraniofaziale Dysmorphien, Entwicklungsverzögerung, Organfehlbildungen
- Computertomographie des Schädels oder MRT des Gehirns: Metopica-Synostose, Hirnfehlbildungen
- Echokardiographie: Herzfehler (z. B. Ventrikelseptumdefekt)
- Sonografie der Nieren: Nachweis renaler Fehlbildungen
- Exomsequenzierung oder Paneldiagnostik (CD96, IFT140, ASXL3, FOXP1)
- Sanger-Sequenzierung, Elternsequenzierung, Chromosomale Mikroarray-Analyse
- Stoffwechselscreening: Ausschluss von Smith-Lemli-Opitz-Syndrom
Differentialdiagnosen
- Bohring-Opitz-Syndrom
- Smith-Lemli-Opitz-Syndrom
- Kabuki-Syndrom
- Trisomie 13
- FGFR-assoziierte Trigonozephalien
- Chromosomale Aberrationen (z. B. del(9q34.3), dup(3p))
Therapie
Eine ursächliche Therapie steht bis heute (2026) nicht zur Verfügung. Die Behandlung erfolgt symptomorientiert:
- Herzchirurgie bei vitaleingreifenden Herzfehlern
- Kraniofaziale Chirurgie bei ausgeprägter Trigonozephalie
- Urologische Chirurgie bei Fehlbildungen der ableitenden Harnwege
- Frühförderung, Physiotherapie, Logopädie, Epilepsiebehandlung
- Interdisziplinäre Betreuung in Zentren für Seltene Erkrankungen
Prognose
Die Prognose hängt vom Schweregrad der Organfehlbildungen ab. Fälle mit multiplen schweren Defekten zeigen eine hohe perinatale Mortalität. Mildere Verläufe mit guter kognitiver Entwicklung und chirurgischer Korrektur sind möglich.
Quellen
- ↑ C syndrome, Orphanet, abgerufen am 16.12.2025
- ↑ Peña-Padilla et al., Compound heterozygous mutations in the IFT140 gene cause Opitz trigonocephaly C syndrome in a patient with typical features of a ciliopathy, Clin Genet, 2017
- ↑ Avina Fierro und Hernandez Avina, Opitz C syndrome: Trigonocephaly, mental retardation and craniofacial dysmorphism, Egyptian Journal of Medical Human Genetics, 2016
- ↑ Kaname et al., Mutations in CD96, a member of the immunoglobulin superfamily, cause a form of the C (Opitz trigonocephaly) syndrome, Am J Hum Genet, 2007