Barium-Peritonitis
Englisch: barium peritonitis
Definition
Die Barium-Peritonitis ist eine seltene, aber potenziell lebensbedrohliche Entzündung des Bauchfells (Peritoneum), die durch das Eindringen von Bariumsulfat in die freie Bauchhöhle verursacht wird. Sie tritt typischerweise als Komplikation von Kontrastmittelaufnahmen des Gastrointestinaltrakts (z.B. Ösophagus-Breischluck, Kolonkontrasteinlauf) auf.
Ätiologie
Ursächlich ist in der Regel eine iatrogen induzierte oder pathologische Perforation des Gastrointestinaltrakts mit konsekutivem Übertritt des Kontrastmittels in die Peritonealhöhle.
Mögliche Ursachen:
- Ulkusperforation (z.B. Magen- oder Duodenalulkus)
- Neoplasien (Magen- oder Kolonkarzinom)
- entzündliche Darmerkrankungen
- Ischämische oder traumatische Läsionen
- Vorangegangene endoskopische Eingriffe (z.B. Biopsie, Polypenabtragung)
Pathophysiologie
Bariumsulfat ist chemisch inert und nicht resorbierbar. Gelangt es extraluminal in die Bauchhöhle, führt dies zu einer chemischen und granulomatösen Entzündungsreaktion mit Exsudation von Eiweiß und Flüssigkeit.
Die Folgen sind Hypovolämie und Schock durch Flüssigkeitsverlust, fibrinöse Verklebungen und Adhäsionen sowie sekundäre bakterielle Superinfektion mit septischem Verlauf. Ein vollständiges Entfernen des Bariums ist chirurgisch meist nicht möglich; zurückbleibende Rückstände verursachen chronische Entzündungsreaktionen und Fibrosierungen, die zu Darmobstruktionen führen können.
Symptomatik
Die Symptome entsprechen einer akuten Peritonitis bzw. einem akuten Abdomen und treten meist unmittelbar nach der Untersuchung auf:
Diagnostik
Die Diagnose ergibt sich aus der klinischen Präsentation in Verbindung mit einer kürzlich durchgeführten Kontrastmitteluntersuchung in der Anamnese. Weitere diagnostische Maßnahmen sind:
- Abdomenübersichtsaufnahme: Nachweis von freien Bariumpartikeln (hohe Röntgendichte) und Pneumoperitoneum
- CT-Abdomen: Aggregierte, hochdichte Bariumklumpen entlang der parietalen und viszeralen Peritonealflächen, häufig mit Strahlaufhärtungsartefakten und mesenterialer Fettinfiltration
- Labor: Entzündungsparameter stark erhöht (Leukozytose, CRP)
Therapie
Die Barium-Peritonitis ist ein chirurgischer Notfall. Therapeutisch kommt nur eine sofortige Laparotomie mit Entfernung des Bariumkontrastmittels und ausgiebiger Peritonealspülung (warm, isoton) in Frage. Dabei erfolgt die Resektion des perforierten Darmabschnitts mit anschließender End-zu-End-Anastomose oder die Übernähung der Perforation. Weitere Maßnahmen sind:
- Antibiotikatherapie (Breitspektrum gegen Darmflora)
- Volumen- und Kreislaufstabilisierung, ggf. intensivmedizinische Behandlung
- Postoperative Maßnahmen: Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich, parenterale Ernährung, ggf. Beatmung
Prävention
Bei Verdacht auf eine Darm- oder Magenperforation darf kein bariumsulfathaltiges Kontrastmittel verwendet werden. Empfohlen wird der Einsatz wasserlöslicher, jodhaltiger Kontrastmittel (z.B. Gastrografin).
Literatur
- Sujin Ko et al. Barium Peritonitis Following Upper Gastrointestinal Series: A Case Report. J Korean Soc Radiol 2017;76(6):425-428.
- J O Vieta, J Bell-Thomson. Barium peritonitis. 1975 May;63(5):414-9.