Bakterielle Pneumonie (Hund)
Synonym: bakterielle Lungenentzündung
Englisch: bacterial pneumonia
Definition
Als bakterielle Pneumonie bezeichnet man beim Hund eine durch Bakterien hervorgerufene Entzündung der Lunge.
Ätiopathogenese
Bakterielle Pneumonien treten beim Hund meist in Form von Bronchopneumonien auf. Primäre bakterielle Infektionen, u.a. hervorgerufen durch Bordetella bronchiseptica oder Streptococcus equi subspezies zooepidemicus, sind selten. Die Vielzahl der bakteriellen Pneumonien entstehen dabei nach vorangegangener Primärschädigung (z.B. Virusinfektionen) oder Beeinträchtigung der Immunfunktion (z.B. Hyperadrenokortizismus, Morbus Cushing).
Als weitere Risikofaktoren gelten:
- Endoparasitosen
- systemische Infektionen
- Stresssituationen (z.B. längere Transporte)
- Mangelerkrankungen
- anatomische Anomalien (z.B. Trachealhypoplasie)
Zu den häufigsten Isolaten zählen unter anderem gramnegative Keime der Darmflora (E. coli, Klebsiellen, Enterobacter, Pasteurellen, Staphylokokken, Streptokokken, Pseudomonaden und Anaerobier. Die Erreger gelangen dabei entweder durch Inhalation oder Aspiration in den unteren Respirationstrakt.
Klinik
Mögliche klinische Anzeichen sind:
Im Rahmen der Auskultation ist meist ein verstärktes vesikuläres Atemgeräusch hörbar. Unter Umständen können auch bronchiale Atemgeräusche, Rasselgeräusche oder Giemen auskultierbar sein.
Diagnostik
Zur Diagnosefindung ist die Durchführung einer Blutuntersuchung, eine Röntgenaufnahme der Lunge und eine bronchoalveoläre Lavage mit Probenentnahme indiziert.
Bei der hämatologischen Untersuchung ist in der Regel eine Leukozytose infolge einer Neutrophilie vorhanden. Das C-reaktive Protein ist erhöht und Albumin vermindert, beides als Folge des entzündlichen Prozesses.
Radiologische Veränderungen können multifokal auftreten oder nur auf einen einzelnen Lungenlappen beschränkt sein. Meist sind jedoch die kranioventralen Bereiche betroffen. Häufig ist eine interstitielle bis alveoläre Lungenzeichnung vorhanden.
Die Durchführung einer bronchoalveolären Lavage mit Spülung dient unter anderem der Erstellung einer Zytologie und Bakterienkultur. Da die Atemwege nicht steril sind, ist das alleinige Vorhandensein von Bakterien nicht beweisend für das Vorliegen einer bakteriellen Pneumonie. Ein Hinweis ist das Anwachsen einer oder nur weniger verschiedener Keimspezies in großen Mengen. Die Erstellung eines Antibiogramms ist bei Vorliegen einer dominierenden Bakterienspezies indiziert. In der Zytologie der BAL-Flüssigkeit können bei einer bakteriellen Pneumonie charakteristische degenerative neutrophile Granulozyten und gegebenenfalls intrazelluläre Bakterien vorgefunden werden.
Therapie
Eine antibiotische Therapie muss anhand der Ergebnisse des Antibiogramms gewählt werden. Eine empirische Behandlung mit einem geeignetem Antibiotikum (z.B. Amoxicillin-Clavulansäure) sollte jedoch unverzüglich begonnen und gegebenenfalls nach Eintreffen des Antibiogramms angepasst werden. Die Antibiose muss dabei hochdosiert (zur Erreichung hoher Hemmkonzentrationen in Lunge und Atemwegssekreten) und über einen längeren Zeitraum (mindestens eine Woche über das Abklingen der Symptome hinaus) verabreicht werden.
Die weitere Therapie ist symptomatisch (z.B. intravenöse Infusionen, Entzündungshemmer, Sauerstofftherapie).
Eine Lobektomie ist indiziert, falls auf einem oder maximal zwei Lungenlappen die Bronchopneumonie trotz mehrwöchiger adäquater Therapie nicht abgeheilt ist.
Quellen
- Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2017. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219961-3