BNT162b2
Synonym: Tozinameran
Handelsname: Comirnaty®
Definition
BNT162b2 ist ein mRNA-Impfstoff gegen die durch SARS-CoV-2 ausgelöste Infektionskrankheit COVID-19.
Wirkmechanismus
BNT162b2 enthält modifizierte mRNA, die in Lipid-Nanopartikel eingehüllt ist. Dadurch wird die mRNA nach der Injektion des Impfstoffs von Wirtszellen aufgenommen und ruft dort eine transiente Expression der mRNA hervor. Die mRNA kodiert für das vollständige Spikeprotein (S-Antigen) von SARS-CoV-2, enthält aber zwei zusätzliche Punktmutationen innerhalb der zentralen Helix. Diese Mutationen fixieren das Spikeprotein in der Konformation, die vor der Fusion des Virus mit der Wirtszelle besteht. Der Impfstoff löst sowohl die Bildung neutralisierender Antikörper als auch eine zelluläre Immunantwort gegen das Spikeprotein aus.
Zusammensetzung
Wirkstoff
30 Mikrogramm COVID-19-mRNA-Impfstoff, eingebettet in Lipid-Nanopartikel. Dabei handelt es sich um einzelsträngige, 5'-gekappte mRNA, die unter Verwendung einer zellfreien in-vitro-Transkription aus den entsprechenden DNA-Vorlagen hergestellt wird und das virale Spikeprotein von SARS-CoV-2 kodiert.
Zusatzstoffe
- ALC-0315 ((4-Hydroxybutyl)azandiyl)bis(hexan-6,1-diyl)bis(2-hexyldecanoat)
- ALC-0159 (2-[(Polyethylenglykol)-2000]-N,N-ditetradecylacetamid)
- Colfoscerilstearat (DSPC)
- Cholesterin
- Kaliumchlorid
- Kaliumdihydrogenphosphat
- Natriumchlorid
- Natriummonohydrogenphosphat · 2H2O
- Saccharose
- Wasser für Injektionszwecke
Darreichungsform
- Steriles gefrorenes Konzentrat zur Herstellung einer Injektionsdispersion
Der Impfstoff ist in drei verschiedenen Dosierungen mit einer mRNA-Masse von 3, 10 oder 30 Mikrogramm erhältlich. Näheres ist der Fachinformation zu entnehmen.
Dosierung
Bei Personen ab 12 Jahren wird BNT162b2 nach Verdünnung intramuskulär in 2 Dosen je 0,3 ml im Abstand von mindestens 21 Tagen in den Musculus deltoideus injiziert. Der empfohlene Abstand zwischen beiden Impfungen beträgt 6 Wochen. Bei Personen ab 65 Jahren ist keine Dosisanpassung erforderlich.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Anwendungshinweise
Der Impfstoff darf nicht mit anderen Impfstoffen oder Arzneimitteln in derselben Spritze gemischt werden. Da die verwendete mRNA chemisch instabil ist, sollte der Impfstoff bei der Zubereitung nicht geschüttelt werden. Bei der Injektion sind ausreichend weite Kanülen zu verwenden.
HowTo: Rekonstitution des Impfstoffes und Aufziehen der siebten Dosis
HowTo: Durchführung der Impfung
Wegen vereinzelt auftretender Fälle von Anaphylaxie sollte nach der Impfung ein Beobachtungszeitraum von mindestens 15 Minuten eingehalten werden.
Bei Personen mit Thrombozytopenie, Gerinnungsstörungen oder Patienten unter Antikoagulation sollte der Impfstoff mit Vorsicht verabreicht werden. Nach einer intramuskulären Injektion können Blutungen oder Hämatome auftreten.
Lagerungshinweise
BNT162b2 ist bei einer Temperatur von -90 bis -60 °C bis zu sechs Monate stabil. Nach dem Auftauen kann das unverdünnte Konzentrat im Kühlschrank bis zu fünf Tage bei 2 bis 8 °C aufbewahrt werden. Bei Zimmertemperatur muss der Impfstoff innerhalb von zwei Stunden verwendet werden.
Nebenwirkungen
Die Sicherheit von BNT162b2 wurde bei Teilnehmern ab 16 Jahren in 2 klinischen Zulassungsstudien untersucht. Die Verumgruppe umfasste 21.744 Teilnehmer, die Placebogruppe 21.728 Teilnehmer. Häufige (≥ 1/100, < 1/10) oder sehr häufige (≥ 1/10) Nebenwirkungen waren:
- Lokalreaktionen an der Injektionsstelle (z.B. Schwellung, Rötung)
- Kopfschmerzen
- Arthralgie
- Myalgie
- Übelkeit
- Müdigkeit
- Schüttelfrost
- Fieber
Häufigkeit und Schwere der Nebenwirkungen sind bei der 2. Impfung aufgrund der induzierten Immunreaktion natürlicherweise höher als bei der 1. Impfung und gelten nicht als unerwartetes Ereignis.
Folgende unerwünschte Ereignisse sind im Rahmen der Risikoüberwachung des Impfstoffs im Sicherheitsbericht des PEI (3/2021) aufgeführt:[1]
- Anaphylaxie
- Vaskulitis
- Thrombozytopenie
- Myokarditis
- Arthritis
- Krampfanfall
- Schlaganfall
- Fazialisparese
- Myelitis
- Guillain-Barré-Syndrom
Bei den o.a. Nebenwirkungen handelt es sich um seltene bis sehr seltene Nebenwirkungen, die in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung auftraten. Eine Kausalität in Bezug zur Impfung ist noch nicht bei allen Meldungen an das PEI gesichert.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile
Besondere Situationen
Schwangerschaft
Die Gabe von BNT162b2 führt nicht vermehrt zu Komplikationen in der Schwangerschaft. Darüber hinaus wurde keine Erhöhung der Morbitäts- bzw. Mortalitätsraten von Schwangeren bzw. Feten beobachtet.[2]
In tierexperimentellen Studien kam es nicht zu direkten oder indirekten schädlichen Wirkungen in Bezug auf die Schwangerschaft oder die Embryonalentwicklung.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob BNT162b2 in die Muttermilch übergeht.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit anderen Impfstoffen oder Arzneimitteln wurden nicht untersucht.
Impfschutz
Ein partieller Impfschutz besteht ab 12 Tagen nach der ersten Impfung mit BNT162b2. In einer Phase-3-Studie konnten keine Unterschiede in der Wirksamkeit zwischen verschiedenen Alters-, Geschlechts- und Herkunftsgruppen festgestellt werden.[3]
Die genaue Dauer des Impfschutzes ist derzeit (2024) noch nicht bekannt.[4]
Wirkung gegen Virusvarianten
Während BNT162b2 gegenüber der Delta-Variante von SARS-CoV-2 eine ausreichende Schutzwirkung entfaltet, ist der Impfschutz gegenüber der Omikron-Variante deutlich herabgesetzt.
Eine an die Omikron-Variante BA.1 angepasste Version des ursprünglichen Impfstoffs ist "Comirnaty Original/Omicron BA.1". Das Vakzin wurde im September 2022 von der EMA für Auffrischimpfungen bei Personen ab 12 Jahren in der EU zugelassen. Zudem hatte der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA empfohlen, den angepassten Impfstoff "Comirnaty Original/Omicron BA.4-5" zuzulassen. Dieser deckt neben dem ursprünglichen SARS-CoV-2-Stamm auch die Omikron-Untervarianten der BA.4- und BA.5-Linie ab und wurde ebenfalls im September 2022 zugelassen. Er kann seit dem Jahr 2023 auch für die Grundimmunisierung verwendet werden.[5][6][7][8]
Für die Saison 2023/2024 haben die Hersteller Moderna und Biontech/Pfizer jeweils Zulassungsanträge für monovalente RNA-Impfstoffe, die das Spikeprotein der XBB-Sublinien kodieren, eingereicht.[9]
Nach Zulassung am 31.8.2023 ist seit dem 18.9.2023 der an die im Jahr 2023 dominierenden Varianten angepasste Impfstoff Comirnaty Omicron XBB.1.5 (Raxtozinameran) in den impfenden Arztpraxen und Apotheken verfügbar. Der Impfstoff ist monovalent, es werden die Antigene des Spike-Proteins der Omikron-Sublinie XBB.1.5 kodiert.
Für die Saison 2024/2025 hatte die Europäische Arzneimittelbehörde den pharmazeutischen Unternehmer aufgefordert, eine Anpassung vorzunehmen. Es sollten die Antigene der Variante JN.1 kodiert werden. Der angepasste Impfstoff wurde am 03. Juli zugelassen. Ein Impfstoff, der die Antigene der Variante KP.2 kodiert, wurde in den USA im August 2024 und in der EU am 26. September 2024 zugelassen.
Quellen
- ↑ Paul-Ehrlich-Institut: Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen nach Impfung zum Schutz vor COVID-19 4.3.2021, abgerufen am 23.3.2021
- ↑ Deutsche Gesellschaft für Gynäkologe und Geburtshilfe e.V. – Empfehlung der COVID-19-Impfung für schwangere und stillende Frauen, abgerufen am 19.04.2024
- ↑ Polack et al. Safety and Efficiency of the BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine. N Engl J. 383(27). 2020
- ↑ BioNTech – Pfizer und BioNTech erhalten positive CHMP-Empfehlung für an Omikron XBB.1.5 angepassten COVID-19-Impfstoff in der EU, abgerufen am 19.04.2024
- ↑ Deutsche Apotheker Zeitung - EMA empfiehlt auch an BA.4 und BA.5 angepassten Impfstoff zur Zulassung, abgerufen am 14.09.2022
- ↑ Deutsche Apotheker Zeitung - EMA empfiehlt an Omikron BA.1 angepasste Corona-Impfstoffe zur Zulassung, abgerufen am 14.09.2022
- ↑ EMA - Adapted vaccine targeting BA.4 and BA.5 Omicron variants and original SARS-CoV-2 recommended for approval, abgerufen am 14.09.2022
- ↑ Deutsche Apotheker Zeitung - Warum sich auch BA.4-5-angepasste Corona-Impfstoffe zur Grundimmunisierung eignen, abgerufen am 27.08.2023
- ↑ https://www.gelbe-liste.de/coronavirus/zulassungsverfahren-xbb-impfstoffe
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