Omikron-Variante
Synonym: B.1.1.529-Linie
Englisch: omicron variant
Definition
Die Omikron-Variante oder B.1.1.529-Linie ist eine Virusvariante von SARS-CoV-2, dem Erreger von COVID-19, die im Herbst 2021 entdeckt wurde.
Verbreitung
Die B.1.1.529-Linie wurde im November 2021 zunächst in Botswana, danach in Südafrika identifiziert und dort für einen sprunghaften Anstieg der Erkrankungsfälle verantwortlich gemacht. Das Virus verdrängte in kurzer Zeit die bis dahin dominierende Delta-Variante. Innerhalb weniger Tage konnte das neue Virus in Asien und Europa (Belgien) nachgewiesen werden. Am 26.11.2021 wurde es von der WHO als Variant of Concern (VOC) eingestuft und erhielt die Bezeichnung "Omikron-Variante". Am 27.11.2021 identifizierte man die beiden ersten Infektionen mit B.1.1.529 bei Reisenden aus Südafrika in Deutschland.
Genetik
Die Omikron-Variante weist 34 Mutationen im Spikeprotein der Virushülle auf – deutlich mehr als die Delta-Variante, die nur acht charakteristische Spikemutationen besitzt. Dabei handelt es sich um 30 Punktmutationen mit Austausch der Aminosäure, 3 kleinere Deletionen und eine Insertion.[1] Die Mutationen sind wahrscheinlich das Ergebnis der fortlaufenden Immunevasion gegenüber den von den Wirten gebildeten Antikörpern. Sie betreffen daher viele Regionen, an die menschliche Antikörper binden können, wie die rezeptorbindende Domäne (RBD) und die Furin-Spaltstelle.[2]
Unter den Mutationen sind einige, denen bereits funktionale Auswirkungen zugeschrieben wurden:
- Das Mutationscluster H655Y, N679K und P681H neben der S1/S2-Furin-Spaltstelle geht mit effizienterem Zelleintritt und erhöhter Übertragbarkeit einher. N679K und P681H treten bei älteren Varianten nicht zusammen auf.
- Die nsp6-Deletion (Δ105-107), die auch bei den Varianten Alpha, Beta, Gamma und Lambda vorkommt, kann die angeborene Immunität umgehen (Interferon-Antagonismus) und könnte auch die Übertragbarkeit erhöhen.
- R203K und G204R im Nukleokapsid tauchen ebenfalls bei der Alpha-, Gamma- und Lambda-Variante auf und sind mit erhöhter Infektiosität assoziiert.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über alle Mutationen:[1]
Gen | Mutationen |
---|---|
Spikeprotein S |
A67V, Δ69-70, T95I, G142D, Δ143-145, Δ211, L212I, ins214EPE, G339D, S371L, S373P, S375F, K417N, N440K, G446S, S477N, T478K, E484A, Q493R, G496S, Q498R, N501Y, Y505H, T547K, D614G, H655Y, N679K, P681H, N764K, D796Y, N856K, Q954H, N969K, L981F |
Nukleokapsidprotein N |
P13L, Δ31-33, R203K, G204R |
Offener Leserahmen 1a |
K856R, Δ2083, L2084I, A2710T, T3255I, P3395H, Δ3674-3676, I3758V |
Offener Leserahmen 1b |
P314L, I1566V |
Offener Leserahmen 9b |
P10S, Δ27-29 |
Hüllprotein E |
T9I |
Matrixprotein M |
D3G, Q19E, A63T |
Sublinien
Durch Mutation der ursprünglichen Omikron-Variante haben sich weitere Sublinien gebildet. Dazu zählen u.a.:
- BA.4-Linie
- BA.5-Linie
- BA.2.12.1-Linie
- BA.2.75-Linie ("Centaurus-Variante")
- BQ.1-Linie
- BA.2.86-Linie
- XBB-Linie
- EG.5-Linie
- HK.3-Linie
- JN.1-Linie
- KP.2-Linie
- KP.3-Linie
Diagnostik
Eine Infektion mit der Omikron-Variante kann mithilfe der heute verwendeten diagnostischen PCR-Tests festgestellt werden, mit methodenspezifischen Abstrichen auch durch qualifizierte COVID-19-Schnelltests. Bei einigen PCR-Tests werden nicht alle Zielgene erkannt. Dieses teilweise Testversagen kann auf die Omega-Variante hinweisen. Eine sichere Identifikation und Abgrenzung der Omikron-Variante ist nur durch Sequenzierung möglich.
Klinik
Die Omikron-Variante besitzt wahrscheinlich eine höhere Infektiosität als ihre Vorgänger, deren Ausmaß zur Zeit (09/2022) nicht genau quantifizierbar ist. Die Symptomatik unterscheidet sich nicht wesentlich von der anderer Varianten. Unbestätigten Einzelbeobachtungen zufolge sollen die Verläufe bei immunkompetenten Patienten generell milder sein. Als Hauptsymptome der Infektion werden Fatigue und Gliederschmerzen genannt.[3] Da das beobachtete Kollektiv aus jüngeren Patienten bestand, lassen sich keine Rückschlüsse auf den möglichen Verlauf bei älteren Patienten ziehen.
Impfung
Es existieren zwei an die Omikron-Varianten BA.1 angepasste Impfstoffe: "Comirnaty Original/Omicron BA.1" und "Spikevax Bivalent Original/Omicron BA.1". Sie sind für Auffrischimpfungen bei Personen ab 12 Jahren in der EU zugelassen.
Darüber hinaus gibt es zwei an die Omikron-Varianten BA.4-5 angepasste Impfstoffe: "Comirnaty Original/Omicron BA.4-5" und "Spikevax bivalent Original/Omicron BA.4-5". Sie sind für Grundimmunisierung und Auffrischimpfungen bei Personen ab 12 Jahren in der EU zugelassen.[4][5][6]
An die Variante XBB.1.5 wurden im Jahre 2023 Impfstoffe von verschiedenen Herstellern angepasst und EU-weit zugelassen, auch in Dosisstärken für Kinder ab 6 Monaten. Für die Saison 2024/2025 hat die EMA von den Herstellern eine Anpassung an die Antigene der Variante JN.1 verlangt, ein zugelassener Impfstoff steht mittlerweile (07/24) zur Verfügung. In den USA hat die CDC die Impfstoffhersteller darum gebeten, sich für die Saison 2024/2025 auf die möglicherweise infektiösere KP.2-Variante zu konzentrieren.[7]
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Covariants.org: Variant: 21K (Omicron) also known as B.1.1.529, abgerufen am 29.11.2021
- ↑ Hörster A: B.1.1.529: Die neue Super-Variante? DocCheck News, abgerufen am 27.11.2021
- ↑ Der Spiegel: Symptome ungewöhnlich, aber mild: Omikron-Patienten in Südafrika bislang nicht in Lebensgefahr, abgerufen am 28.11.2021
- ↑ Deutsche Apotheker Zeitung - EMA empfiehlt auch an BA.4 und BA.5 angepassten Impfstoff zur Zulassung, abgerufen am 14.09.2022
- ↑ Deutsche Apotheker Zeitung - EMA empfiehlt an Omikron BA.1 angepasste Corona-Impfstoffe zur Zulassung, abgerufen am 14.09.2022
- ↑ EMA - Adapted vaccine targeting BA.4 and BA.5 Omicron variants and original SARS-CoV-2 recommended for approval, abgerufen am 14.09.2022
- ↑ Rückenwind für BioNTech, Moderna, Pfizer und Co.? Neue Corona-Welle im Anmarsch , abgerufen am 06.07.2024
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