Alpha-1-Fetoprotein
Abkürzung: AFP
Definition
Das Alpha-1-Fetoprotein ist ein Glykoprotein, welches in der Onkologie als Tumormarker und in der Gynäkologie zur Pränataldiagnostik eingesetzt wird.
Funktion
AFP wird während der Schwangerschaft in größeren Mengen im Dottersack gebildet. Kleinere Mengen werden von der Leber und dem Gastrointestinaltrakt auch bei Nichtschwangeren gebildet.
Klinische Bedeutung
In der Onkologie wird das AFP zum Screening und zur Verlaufskontrolle des hepatozellulären Karzinoms verwendet. Weiterhin kann der Serumspiegel erhöht sein bei:
- Lebermetastasen
- Neoplasien der Gonaden (Ovarialkarzinom, Hodentumoren)
- gastrointestinale Tumoren (Pankreaskarzinom, Magenkarzinom)
- Louis-Bar-Syndrom
Die Spezifität ist dabei eingeschränkt, sodass auf eine festgestellte Erhöhung des Alpha-1-Fetoproteins weitere Untersuchungen folgen müssen.
In der Gynäkologie wird das AFP zusammen mit Gonadotropin und Östriol im sogenannten Triple-Test bestimmt. Dabei lassen sich unter Umständen Rückschlüsse auf vorliegende Fehlbildungen des Ungeborenen ziehen.Die Spezifität ist jedoch auch hier eingeschränkt.
Labormedizin
Material
Für die Untersuchung wird 1 ml Serum benötigt.
Referenzbereich
Der Referenzbereich liegt unter 10 µg/l (20 ng/ml).
In der Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr ist das AFP physiologischerweise erhöht. Der jeweilige Normwert ist abhängig vom Zeitpunkt der Schwangerschaft.
Schwangerschaftswoche (SSW) | Mittelwert AFP |
---|---|
15. SSW | 20,4 ng/ml |
17. SSW | 30,0 ng/ml |
19. SSW | 35,5 ng/ml |
20. SSW | 46,0 ng/ml |
22. SSW | 58,0 ng/ml |
23. SSW | 68,0 ng/ml |
25. SSW | 125,0 ng/ml |
30. SSW | 200,0 ng/ml |
35. SSW | 200,0 ng/ml |
40. SSW | 140,0 ng/ml |
Interpretation
Ein über den Referenzbereich erhöhter AFP-Wert kann auf folgende Krankheitsbilder hinweisen:
- Leberzellkarzinom (in 85 % der Fälle nachweisbar, Werte über 1.000 ng/ml weisen fast immer auf ein hepatozelluläres Karzinom hin)
- Leberzirrhose
- Virushepatitis
- toxische Lebererkrankung
- gastrointestinale Tumoren (in 20 % der Fälle nachweisbar)
- Bronchialkarzinome (in 20 % der Fälle nachweisbar, höher bei Lebermetastasen)
- Keimzelltumore
In der Schwangerschaft können erhöhte Werte können auf eine Spina bifida oder Anenzephalie hinweisen, während erniedrigte Werte im Rahmen einer Trisomie 21 vorliegen können. Darüber hinaus können zu hohen AFP-Werten auch eine falsch datierte Schwangerschaft oder eine Mehrlingsschwangerschaft zugrunde liegen. AFP-Werte vor der 15. und nach der 20. SSW sind schwer zu interpretieren, da hier die Schwankungsbreite sehr groß ist.
Alpha-1-Fetoprotein im Fruchtwasser
Das Alpha-1-Fetoprotein übernimmt beim Feten die Funktion des Albumins und wird postnatal stetig durch Albumin ersetzt. Daher kann das AFP auch im Fruchtwasser bestimmt werden, wofür eine Probe von 1ml benötigt wird. Erhöhte Werte können auf hinweisen auf:
- Neuralrohrdefekte (z.B. Anenzephalie, Spina bifida)
- konnatale Nephrosen
- Omphalozele
- Teratome
- intrauterinen Fruchttod
- Mehrlingsschwangerschaft
Der AFP-Wert im Fruchtwasser ist außerdem gelegentlich erhöht beim Vorliegen eines Turner-Syndroms, einer Duodenal- oder Ösophagusatresie, eines Hydrozephalus, einer Rhesus-Inkompatibilität, eines anulären Pankreas sowie sowie bei konnatalen Hautdefekten oder polyzystischen Nieren. Auch ein Abortus imminens kann zu erhöhten AFP-Werten im Fruchtwasser führen. Zu artifiziellen Verfälschungen des Wertes kann es durch Blutbeimengungen bei der Amniozentese kommen.
Quellen
- Laborlexikon.de; abgerufen am 29.01.2021