Aktinomykose (Katze)
Synonym: Actinomyces-Infektion
Englisch: actinomycosis
Definition
Als Aktinomykose der Katze bezeichnet man eine sporadisch auftretende, akut oder chronisch ablaufende Infektionskrankheit, die meistens die Haut und/oder Unterhaut betrifft.
Vorkommen
Die Aktinomykose tritt nur sporadisch auf und kann sowohl akut als auch chronisch verlaufen. Neben der Haut oder Unterhaut können sich die Erreger auch in anderen Lokalisationen, wie z.B. in den großen Körperhöhlen, in der Lunge, im ZNS, den Lymphknoten, den Augen oder im Magen ansiedeln. Sie führen in den meisten Fällen zu einer eitrig-granulomatösen Entzündung.
Ätiologie
Typische Erreger der Aktinomykose sind Actinomyces viscosus, Actinomyces bovis sowie Actinomyces bowdenii und Actinomyces hordeovulneris.
Actinomyces-Arten sind bis zu 1 µm dicke, grampositive Mikroorganismen, die im Gegensatz zu Nokardien keine Säurefestigkeit besitzen. Sie vermehren sich bevorzugt unter mikroaeroben bis anaeroben Bedingungen. Die Bakterien besiedeln vor allem die Schleimhäute des oberen Verdauungstraktes von Menschen und Tieren.
Pathogenese
Infektionen finden v.a. infolge von Biss-, Kratz- oder Fremdkörperverletzungen statt. Die Erreger finden sich daher bevorzugt in der Haut und Unterhaut an den Gliedmaßen sowie im Kopf- und Halsbereich. Sie gelangen entweder direkt während der Verletzung in die Wunde oder werden erst im Verlauf der sich entwickelnden Wundinfektion durch andere Mikroorganismen in das vorgeschädigte Gewebe eingeschleppt. Selten kommt es auch zu endogenen Infektionen, z.B. bei einer Endophthalmitis aufgrund einer ausgedehnten Zahnextraktion.
Im Rahmen der Infektion spielen sich pyogranulomatöse Prozesse ab, die dann in Abszessen münden und subkutan häufig Fisteln und Ulzerationen bilden. Zusätzlich kann sich die Infektion auch in tiefer gelegene Gewebe, regionäre Lymphknoten sowie benachbarte Gelenke und Knochen ausbreiten. Aus den infizierten Wunden entleert sich typischerweise ein dünnflüssiges und gelblich-graues bis rötliches Sekret. Das abfließende Sekret kann auch unterschiedliche Mengen an stecknadelkopfgroßen, weichen bis bröckeligen, teils auch mineralisierten Körnchen enthalten (Granula, Drusen), die sich aus Bakterienkonglomeraten zusammensetzen. Solche Granula findet man auch bei einer eitrig-proliferativen Pleuritis und Peritonitis, die durch ein sahneartiges und dünnflüssiges Exsudat gekennzeichnet sind. Diese Pleuritiden und Peritonitiden entstehen häufig auf hämatogenem Weg – ausgehend von der Infektion der Haut, der Maulschleimhaut oder der Lunge. Die serösen Häute sind dabei deutlich verdickt, weisen eine samtartige und hyperämisch gerötete Oberfläche auf und sind durch ein fibrös-granulomatöses, zottiges Aussehen gekennzeichnet.
Klinik
Die klinischen Symptome hängen vom Ort der Erkrankung ab. Sowohl Lymphknoten- als auch Haut- und Unterhautprozesse gehen mit deutlichen Umfangsvermehrungen einher. Die betroffenen Gliedmaßen erscheinen oftmals gänzlich verdickt.
Bei einem Befall der Pleura mit starker Exsudation zeigen betroffene Tiere Apathie, Abmagerung, deutliche Dyspnoe und unterschiedlich hohes Fieber. Eine ausgedehnte Pleuritis ist oftmals mit Erbrechen und Durchfall vergesellschaftet. Das Blutbild ist von einer deutlichen Leukozytose mit Linksverschiebung geprägt.
Differenzialdiagnosen
- Nokardiose
- Mykosen
- andere Infektionserreger bzw. Mischinfektionen (z.B. Staphylokkoken, Streptokokken, Mykobakterien, Pasteurellen, Anaerobier u.ä.)
- Tuberkulose
- Feline infektiöse Peritonitis
- Hydrothorax
- Hämothorax
- Neoplasien
Diagnose
Die Diagnose wird mittels mikroskopischem und kulturellem Erregernachweis aus Sekretproben gesichert. In den Ausstrichen lassen sich fadenförmige und verzweigte grampositive Mikroorganismen nachweisen. Der definitive Erregernachweis erfolgt letztendlich mittels PCR.
Therapie
Abszesse sind zu spalten und über einen längeren Zeitraum regelmäßig zu spülen. Fistelgänge, granulomatöse Wucherungen sowie betroffene Lymphknoten sollten umfangreich exzidiert werden. Parallel dazu ist eine Langzeittherapie mit sensiblen Antibiotika (z.B. Amoxicillin 20-40 mg/kgKG s.c. oder Clindamycin 5 mg/kgKG s.c.) durchzuführen.
Prognose
Die Prognose einer Aktinomykose ist meist vorsichtig bis ungünstig zu stellen.
Literatur
- Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2019. Krankheiten der Katze. 6., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-241649-9