Adrenalektomie (Hund)
Synonyme: Nebennierenentfernung, Nebennierenexstirpation
Definition
Unter einer Adrenalektomie versteht man die chirurgische Entfernung einer oder beider Nebennieren beim Hund aufgrund einer tumorösen Entartung.
Anatomie
Die Nebennieren befinden sich als paarige Organe kraniomedial der Nieren im Retroperitoneum. Entsprechend der Lage der Nieren liegt die rechte Nebenniere etwas weiter kranial als die linke. Sie befinden sich in direkter Nähe zur Aorta abdominalis und Vena cava caudalis. Während die linke Nebenniere mit ihrem medialen Rand der abdominalen Aorta unmittelbar benachbart liegt, ist die rechte Nebenniere mit der Vena cava caudalis über Bindegewebe verbunden.
Die Blutversorgung erfolgt über mehrere sich verzweigende Gefäße, die arteriell als Rami suprarenales an die Organe herantreten. Diese gehen individuell aus einer oder mehreren größeren Arterien hervor, u.a. aus der Arteria suprarenalis media, der Arteria phrenica caudalis sowie der Aorta abdominalis. Der venöse Abfluss erfolgt durch äußerst dünnwandige und sinusoide Kapillaren, die dann in mehrere (bis zu 8) Venae suprarenales münden und am Hilus die Nebennieren verlassen. Die Drainage erfolgt letztendlich über die Vena renalis sowie Vena cava caudalis. Die Lymphversorgung wird über variabel ausgebildete Gefäße im Bereich des Hilus gewährleistet, die gemeinsam in die Lymphonodi renales bzw. Lymphonodi lumbales aortici einmünden.
Operation
Eine Adrenalektomie kann über zwei operative Zugangswege erfolgen:
- Zugang über die ventrale Mittellinie (Laparotomie)
- Parakostaler bzw. paralumbaler Zugang
Durch den Zugang über die ventrale Mittellinie kann die Eröffnung des gesamten Abdomens zur Metastasensuche sowie zur Durchführung einer bilateralen Adrenalektomie herangezogen werden. Sowohl das Auffinden, als auch das Freilegen und Entfernen der Nebennieren ist mit dieser Methode jedoch besonders bei großwüchsigen Hunden technisch schwierig. Mittels parakostalem bzw. paralumbalem Zungang wird die Exstirpation der Nebennieren erleichtert, jedoch ist eine zusätzlich adspektorische sowie palpatorische Untersuchung der Leber sowie anderer Organe auf Metastasen nicht möglich. Der paralumbale Zugang ist vor allem bei Hunden indiziert, die eine einseitige Adrenalektomie benötigen und vorab mittels Computertomographie auf Metastasen untersucht werden können.
Medianer Zugang
Der gesamte ventrale Bauchraum sowie der kaudale Thorax sind aseptisch vorzubereiten. Danach erfolgt ein vom Processus xiphoideus bis in die Nähe des Beckens reichender Medianschnitt. Bei Bedarf kann auf der betroffenen Seite die Inzision parakostal erweitert werden. Die vergrößerte Nebenniere wird identifiziert und anschließend das gesamte Abdomen inkl. Vena cava caudalis sorgfältig auf pathologische Veränderungen (z.B. Metastasen) untersucht.
Mithilfe großer Wundspreizern wird der Überblick erleichtert. Danach sind Leber, Milz und Magen nach kranial, die Niere nach kaudal und die Vena cava caudalis nach medial zu verschieben. Auf diese Weise wird die gesamte Nebenniere sichtbar. Sowohl die Blutversorgung als auch der Harnleiter zur ipsilateralen Niere müssen eindeutig identifiziert und während der gesamten Präparation geschont werden. Um direkten Zugang zur Nebenniere zu erhalten, wird die Vena phrenicoabdominalis zweifach ligiert und dazwischen durchtrennt. Danach kann die Nebenniere vorsichtig, scharf sowie stumpf vom umliegenden Gewebe freipräpariert werden. Aufgrund der zahlreichen verästelten Gefäße sind kleinere Blutungen mittels Elektrokauter zu stillen und größere Gefäße entweder mithilfe von Gefäßclips oder Ligaturen abzubinden. Während der gesamten Exstirpation ist darauf zu achten, dass die Nierenkapsel stets intakt bleibt.
Abschließend erfolgt ein routinemäßiger Verschluss der Bauchdecke und der Haut.
Paralumbaler Zugang
Beim paralumbalen Zugang ist der Hund in Seitenlage auf dem Operationstisch zu fixieren. Sowohl der kaudale Thoraxbereich auch als das laterale Abdomen sind für einen aseptischen Eingriff vorzubereiten. Die Inzision durch die Haut sowie alle Bauchmuskelschichten erfolgt knapp kaudal der 13. Rippe. Die Schnittführung erfolgt vom Processus lateralis des Wirbels ausgehend bis etwa 3-4 Zentimeter vor Erreichen der ventralen Mittellinie. Nach Eröffnung des Abdomens befindet sich die Nebenniere kranial der Niere. Diese wird nach ventral verschoben, sodass sämtliche Gefäße, die über ihre Oberfläche hinweg verlaufen, ligiert werden können. Danach kann die Nebenniere vom umliegenden Gewebe freipräpariert und exstirpiert werden.
Anschließend ist jede Muskellage einzeln mit einer fortlaufenden Naht zu verschließen, bevor Unterhaut sowie Haut routinemäßig verschlossen werden.
Nachsorge
Die postoperative Nachsorge hängt davon ab, ob eine uni- oder bilaterale Adrenalektomie vorgenommen wurde. In jedem Fall ist der Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt engmaschig zu überwachen. Zusätzlich ist ein besonderes Augenmerk auf den Blutdruck sowie der Gefahr einer lebensbedrohlichen Thrombembolie der Lunge zu legen. Hierfür können Antikoagulanzien wie z.B. Heparin sowie Thrombolytika (z.B. Streptokinase) eingesetzt werden.
Bei einer bilateralen Adrenalektomie müssen lebenslang Glukokortikoide (Prednisolon) und Mineralokortikoide (Desoxycorticosteronpivalat) substituiert werden.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band II: Organsysteme. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004.
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band III: Kreislaufsystem. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004.
- Fossum, TW: Chirurgie der Kleintiere, 2. Auflage, München, Urban & Fischer bei Elsevier, 2009.