Abendländischer Lebensbaum
Synonyme: Thuja, Amerikanischer Lebensbaum, "Friedhofsbaum", Hecken-Thuja, Zaun-Thuja
Englisch: Northern white-cedar, Eastern arborvitae
Definition
Der Abendländische Lebensbaum ist eine Pflanzenart aus der Familie der Zypressengewächse. Die botanische Bezeichnung lautet Thuja occidentalis. Die Art stammt aus Nordamerika (USA, Kanada) und wird in Europa vielfach kultiviert.
Merkmale
Thuja occidentalis wächst als immergrüner Baum und erreicht eine Höhe bis 20 Meter. Die schuppenförmigen Blätter bzw. die beblätterten Zweige sind oberseits matt dunkelgrün und unterseits blasser, gelblich-grün. Die flächenständigen Schuppenblätter besitzen einen länglichen Drüsenhöcker. Die Blütezeit reicht von April bis Mai. Die weiblichen Blüten (Zapfen) sind ledrig, wenig verholzt und besitzen 8 bis 10 Schuppen (ohne Dorn). Die Pollenausbreitung erfolgt über den Wind (Windbestäubung). Der Samen ist geflügelt.
Inhaltsstoffe
Das Harz der Pflanze enthält ätherisches Öl mit Thujon (Anteil am ätherischen Öl bis zu 60%), Pinenen, Tropolon und weiteren Stoffen. Blätter enthalten 0,2 bis 0,6%, Zweigspitzen 1,4 bis 4% ätherisches Öl. Weitere Inhaltsstoffe sind unter anderem Bitterstoffe und Gerbstoffe.
Toxikologie
Thuja occidentalis ist potentiell giftig für den Menschen. Prinzipiell sind alle Pflanzenteile giftig, zu nennen sind insbesondere Zweige, Zapfen und Holz. Der Hautkontakt mit Pflanzensaft kann zu lokalen Reizungen führen, teilweise wird von Nekrosebildung berichtet. Holzstaub und Dämpfe beim Verbrennen von Pflanzenmaterial können zu Kontaktdermatitis und asthmatischen Beschwerden führen. Die perorale Aufnahme größerer Mengen des Pflanzenmaterials kann zu Störungen des Gastrointestinaltrakts (Reizungen der Schleimhäute, Nausea, Emesis, Blutungen, Abdominalschmerz, Diarrhoe, Gastroenteritis) führen. Es besteht nephrotoxisches und hepatotoxisches Potential. Weiterhin sind neurotoxische Symptome (Krämpfe, Lähmungen) möglich. Weitere Symptome können Polyurie/Oligurie, Hypertonie, Hyperthermie, Lungenödem, Pneumonie, Uterusspasmus und Koma sein.
Die Pflanzeninhaltsstoffe wirken teratogen. Eine Kreuzallergie mit Kolophonium kann bestehen.
Veterinärtoxikologie: Toxische Effekte wurden bei Pferd und Rind, etwa nach Abfressen der Zweige, beobachtet.
Therapie der Vergiftung
Erbrechen herbeiführen (Indikation ärztlich zu bestimmen; ggf. Emetika), resorptionsvermindernde Maßnahmen (Aktivkohle, Magenspülung) und intensivmedizinische Betreuung (Volumenersatz, künstliche Beatmung, Defibrillation), darüber hinaus erfolgt die Therapie symptomatisch. Bei lokalen Beschwerden (äußerlich) kann auf Glukokortikoide zurückgegriffen werden.
Medizinische Anwendung
Indigene Völker (Nordamerika) nutzen die Pflanze in Form von Teezubereitungen traditionell bei Menstruationsbeschwerden, Erkrankungen der Prostata, grippalem Infekt sowie äußerlich unter anderem bei Verbrennungen. Auch die Nutzung als Abortivum war zeitweise gebräuchlich. In Europa erfolgt die Anwendung seit dem 18. Jahrhundert.
In der Naturheilkunde und Homöopathie wird Thuja in sehr unterschiedlichen Indikationen angewendet. So wird die homöopathische Urtinktur (Pflanzenextrakt) von diversen Anbietern vertrieben und volksmedizinisch bei Warzen (äußerlich!) eingesetzt. In der wissenschaftlichen Medizin besitzt die Pflanze keine Bedeutung.
Pharmazeutische Drogen
Thuja occidentalis dient als Stammpflanze zur Gewinnung von Lebensbaumzweige/ -blätter (Thujae summitates). Das Pflanzenmaterial wird zu Beginn der Blütezeit gesammelt. Die Arzneidroge besitzt einen aromatischen Geruch und bitteren Geschmack.
Weitere Arten
Die Gattung Thuja umfasst neben Thuja occidentalis noch vier weitere Arten:
- Koreanischer Lebensbaum (Thuja koraiensis)
- Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata)
- Japanischer Lebensbaum (Thuja standishii)
- Sichuan-Lebensbaum (Thuja sutchuenensis)
Der Morgenländische Lebensbaum (Platycladus orientalis) wird in einer separaten Gattung (Platycladus) geführt.
Literatur
- Jäger et al.: Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland, Bd. 2. Aufl. 20, Spektrum Akadem. Verlag.
- Roth, Daunderer & Kormann: Giftpflanzen - Pflanzengifte, 5. Aufl., Nikol Verlag.
- Schwabe: Homöopathisches Arzneibuch, Verlag Dr. Willmar Schwabe, Deutscher Apotheker-Verlag, 3. Aufl., 1958.
Weblinks
- Institut für Veterinärpharmakologie und -toxikologie, Zürich: Thuja sp. (aufgerufen am 01.10.2017)