Rückfallfieber: Unterschied zwischen den Versionen

Keine Bearbeitungszusammenfassung
K (dc name tag added)
 
(14 dazwischenliegende Versionen von 5 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
''Synonyme: Rekurrensfieber, Febris recurrens'' <BR>
''Synonyme: Rekurrensfieber, Febris recurrens''<BR>
'''''Englisch''': relapsing fever''<BR>
'''''Englisch''': <name lang="en">relapsing fever</name>''


== Definition ==
==Definition==
Es gibt zwei Formen des Rückfallfiebers: das "[[epidemisches Rückfallfieber|epidemische Rückfallfieber]]" und das "[[endemisches Rückfallfieber|tropisch endemische Rückfallfieber]]".
Das '''Rückfallfieber''' ist eine [[systemisch]]e [[Infektionskrankheit]], die durch [[Bakterium|Bakterien]] der [[Gattung]] [[Borrelia]] verursacht wird und durch einen phasenhaften [[Fieber]]verlauf gekennzeichnet ist.


Beide Formen werden durch [[Borrelien]] ausgelöst.
==Formen==
Anhand der [[Ätiologie]] unterscheidet man zwei Formen des Rückfallfiebers:
* [[Läuserückfallfieber]]
* [[Zeckenrückfallfieber]]


== Symptomatik ==
==Ätiologie==
Die Patienten sind schwer krank. Akuter Beginn mit hohem Fieber (> 40°C), [[Schüttelfrost]], [[Tachykardie]], [[Tachypnoe]], [[Husten]], [[Myalgie]], [[Arthralgie]], [[Photophobie]], Bauchschmerzen, [[Hepatosplenomegalie]] und [[diffus]]en, [[Petechie|petechialen Blutungen]].
Beide Formen werden durch [[Borrelien]] ausgelöst, die durch [[Kopflaus|Kopf-]] und [[Kleiderlaus|Kleiderläuse]] sowie durch [[Zecke]]n übertragen werden.


Dauer der ersten Fieberepisode 3-6 Tage, am Ende der Episode Auftreten eines petechialen oder makulösen [[Exanthem]]s am Stamm. Zwischen dem 3 und 6 Tag kommt es zu einer raschen Entfieberung. Nach dem Intervall von 7–10 Tagen treten die Symptome erneut auf.
{|
Es folgen mehrere Attacken, die jedes mal milder ablaufen.
! '''Spezies''' || '''Reservoir''' || '''Vektor''' || '''Verbreitung'''
|- valign="top"
| [[Borrelia recurrentis]] || - || Pediculus humanus
|
* Zentral- und Ostafrika
* Südamerika
* Europa
* Asien
|- valign="top"
|
* [[Borrelia hermsii]]
* [[Borrelia turicatiae]]
* [[Borrelia parkeri]]
|
* Mäuse
* Kleinsäuger
| [[Ornithodorus]] spp.
| Nordamerika
|- valign="top"
| [[Borrelia persica]]
|
* Mäuse
* Kleinsäuger
| Ornithodorus spp.
| Asien
|- valign="top"
| [[Borrelia duttonii]]
|
* Mäuse
* Kleinsäuger
| Ornithodorus spp.
| Ostafrika
|- valign="top"
| [[Borrelia hispanica]]
|
* Mäuse
* Kleinsäuger
| Ornithodorus spp.
| Spanien
|- valign="top"
| [[Borrelia miyamotoi]]
|
* Mäuse
* Kleinsäuger
| [[Ixodes]] spp.
| weltweit
|-
|}


Bei ca. 30% der Patienten können schwere [[neurologisch]]e Symptome, wie [[Koma]], [[Krampfanfall|Krampfanfälle]] oder [[Hemiplegie]] (Halbseitenlähmung) beobachtet werden.
==Pathogenese==
Das Läuserückfallfieber wird durch Kopf- oder Kleiderläuse auf den [[Mensch]]en übertragen. Die [[Laus]] nimmt während der [[Hämatophagie]] (Blutmahlzeit) die [[Erreger]] von [[Infektion|infizierten]] Menschen auf und beherbergt sie in ihrem [[Körper]]. Zu einer Infektion kommt es jedoch nur dann, wenn die Laus verletzt oder zerdrückt wird (z.B. durch [[Kratzen]]) - und nicht direkt durch die Laus selbst.


Tödliche Komplikationen sind: [[ZNS]]-Beteiligung, [[Myocarditis]] mit [[Arrhythmie]] und Leberversagen.
Das Zeckenrückfallfieber hingegen wird durch Zecken der Gattung Ornithodoros sowie Ixodes übertragen. Die Erreger werden von der Zecke während der Blutmahlzeit aufgenommen und dann während der nächsten Nahrungsaufnahme über die [[Speicheldrüse]]n in den Menschen [[Inokulation|inokuliert]].


== Diagnostik ==
==Klinik==
Die Erreger können mittels [[Dunkelfeldmikroskopie]] im peripheren [[Blut]] direkt nachgewiesen werden. Die serologische Diagnostik ist unzuverlässig.
Die Patienten sind schwer krank. Die Erkrankung beginnt [[akut]] mit hohem Fieber (> 40 °[[Celsius|C]]), [[Schüttelfrost]], [[Tachykardie]], [[Tachypnoe]], [[Husten]], [[Myalgie]], [[Arthralgie]], [[Photophobie]], [[Bauchschmerz]]en, [[Hepatosplenomegalie]] und [[diffus]]en, [[Petechie|petechialen Blutungen]].


== Therapie ==
Die erste Fieberepisode dauert etwa 3 bis 6 Tage an. Am Ende des Fieberschubs entwickelt sich ein petechiales oder [[Makula|makulöses]] [[Exanthem]] am [[Stamm]]. Zwischen dem 3. und 6. Tag sinkt das Fieber wieder ab. Nach einem 7 bis 10-tägigen Intervall treten die [[Symptom]]e erneut auf. Es folgen mehrere Schübe, wobei die Symptome jedes mal milder verlaufen.
Doxycyclin (z.B. Vibramycin<sup>®</sup> 2 x 100 mg) oder Makrolide (Erythromycin 3 x 500mg) für 7 Tage.
 
Unter [[antibiotisch]]er Therapie ist eine [[Jarisch-Herxheimer-Reaktion]] möglich.
Bei ca. 30 [[Prozent|%]] der Patienten können schwere [[neurologisch]]e Symptome, wie [[Koma]], [[Krampfanfall|Krampfanfälle]] oder eine [[Hemiplegie]] (Halbseitenlähmung) beobachtet werden. Selten entwickeln sich auch tödliche [[Komplikation]]en wie z.B. eine [[ZNS]]-Beteiligung, [[Myokarditis]] mit [[Arrhythmie]] und ein [[Leberversagen]].
 
==Diagnostik==
Die Erreger können mittels [[Dunkelfeldmikroskopie]] im peripheren [[Blut]] während der Fieberphasen direkt nachgewiesen werden. Die [[serologisch]]e Diagnostik ist unzuverlässig.
 
==Therapie==
Die [[Therapie]] kann mit [[Tetrazyklin]]en, [[Penicillin]] oder [[Erythromycin]] erfolgen. Unter [[antibiotisch]]er Therapie ist eine [[Jarisch-Herxheimer-Reaktion]] möglich. Die [[Letalität]] beträgt bei adäquater Therapie 1 bis 3 %.
 
==Quellen==
* Österreichisches Sozialministerium. [https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/Infektionskrankheiten-A-Z/Rueckfallfieber-(Borrelia-recurrentis,-Borrelia-duttoni).html Rückfallfieber (Borrelia recurrentis, Borrelia duttoni)] Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (abgerufen am 27.10.2021)
* Robert Koch Institut. [https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2000/Ausgabenlinks/44_00.pdf?__blob=publicationFile Rückfallfieber - selten, aber ernst zu nehmen] Epidemiologisches Bulletin, 3. November 2000/Nr. 44 (abgerufen am 27.10.2021)
 
==Literatur==
* Selbitz HJ, Truyen U, Valentin-Weigand P (Hrsg.). 2015. Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 10., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart. ISBN: 978-3-8304-1262-5
[[Fachgebiet:Allgemeinmedizin]]
[[Fachgebiet:Allgemeinmedizin]]
[[Fachgebiet:Bakteriologie]]
[[Fachgebiet:Bakteriologie]]
[[Tag:Borreliose]]
[[Tag:Borreliose]]

Aktuelle Version vom 21. März 2024, 09:56 Uhr

Synonyme: Rekurrensfieber, Febris recurrens
Englisch: relapsing fever

Definition

Das Rückfallfieber ist eine systemische Infektionskrankheit, die durch Bakterien der Gattung Borrelia verursacht wird und durch einen phasenhaften Fieberverlauf gekennzeichnet ist.

Formen

Anhand der Ätiologie unterscheidet man zwei Formen des Rückfallfiebers:

Ätiologie

Beide Formen werden durch Borrelien ausgelöst, die durch Kopf- und Kleiderläuse sowie durch Zecken übertragen werden.

Spezies Reservoir Vektor Verbreitung
Borrelia recurrentis - Pediculus humanus
  • Zentral- und Ostafrika
  • Südamerika
  • Europa
  • Asien
  • Mäuse
  • Kleinsäuger
Ornithodorus spp. Nordamerika
Borrelia persica
  • Mäuse
  • Kleinsäuger
Ornithodorus spp. Asien
Borrelia duttonii
  • Mäuse
  • Kleinsäuger
Ornithodorus spp. Ostafrika
Borrelia hispanica
  • Mäuse
  • Kleinsäuger
Ornithodorus spp. Spanien
Borrelia miyamotoi
  • Mäuse
  • Kleinsäuger
Ixodes spp. weltweit

Pathogenese

Das Läuserückfallfieber wird durch Kopf- oder Kleiderläuse auf den Menschen übertragen. Die Laus nimmt während der Hämatophagie (Blutmahlzeit) die Erreger von infizierten Menschen auf und beherbergt sie in ihrem Körper. Zu einer Infektion kommt es jedoch nur dann, wenn die Laus verletzt oder zerdrückt wird (z.B. durch Kratzen) - und nicht direkt durch die Laus selbst.

Das Zeckenrückfallfieber hingegen wird durch Zecken der Gattung Ornithodoros sowie Ixodes übertragen. Die Erreger werden von der Zecke während der Blutmahlzeit aufgenommen und dann während der nächsten Nahrungsaufnahme über die Speicheldrüsen in den Menschen inokuliert.

Klinik

Die Patienten sind schwer krank. Die Erkrankung beginnt akut mit hohem Fieber (> 40 °C), Schüttelfrost, Tachykardie, Tachypnoe, Husten, Myalgie, Arthralgie, Photophobie, Bauchschmerzen, Hepatosplenomegalie und diffusen, petechialen Blutungen.

Die erste Fieberepisode dauert etwa 3 bis 6 Tage an. Am Ende des Fieberschubs entwickelt sich ein petechiales oder makulöses Exanthem am Stamm. Zwischen dem 3. und 6. Tag sinkt das Fieber wieder ab. Nach einem 7 bis 10-tägigen Intervall treten die Symptome erneut auf. Es folgen mehrere Schübe, wobei die Symptome jedes mal milder verlaufen.

Bei ca. 30 % der Patienten können schwere neurologische Symptome, wie Koma, Krampfanfälle oder eine Hemiplegie (Halbseitenlähmung) beobachtet werden. Selten entwickeln sich auch tödliche Komplikationen wie z.B. eine ZNS-Beteiligung, Myokarditis mit Arrhythmie und ein Leberversagen.

Diagnostik

Die Erreger können mittels Dunkelfeldmikroskopie im peripheren Blut während der Fieberphasen direkt nachgewiesen werden. Die serologische Diagnostik ist unzuverlässig.

Therapie

Die Therapie kann mit Tetrazyklinen, Penicillin oder Erythromycin erfolgen. Unter antibiotischer Therapie ist eine Jarisch-Herxheimer-Reaktion möglich. Die Letalität beträgt bei adäquater Therapie 1 bis 3 %.

Quellen

Literatur

  • Selbitz HJ, Truyen U, Valentin-Weigand P (Hrsg.). 2015. Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 10., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart. ISBN: 978-3-8304-1262-5