Mexiletin: Unterschied zwischen den Versionen

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==Definition==
==Definition==
'''Mexiletin''' ist ein [[Antiarrhythmikum]], das in der [[Therapie]] von [[Herzrhythmusstörung]]en verabreicht wurde, mittlerweile jedoch nicht mehr auf dem deutschem Markt erhältlich ist.
'''Mexiletin''' ist ein [[Antiarrhythmikum]] der Klasse Ib, das im Rahmen der [[Therapie]] von [[Nicht-dystrophe Myotonie|nicht-dystrophischen myotonischen Erkrankungen]] angewendet wird. Zur Behandlung von [[Herzrhythmusstörung]]en wird der Wirkstoff nicht mehr eingesetzt.


==Chemie==
==Chemie==
Mexiletin hat die [[Summenformel]] C<sub>11</sub>H<sub>17</sub>NO und eine [[molare Masse]] von 179,26 g/[[mol]].
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==Wirkmechanismus==
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Die Blockade von [[Natriumkanal|Natriumkanälen]] erfolgt frequenzabhängig auch an den [[Myokard]]zellen. Im Rahmen von [[Tachykardie]]n wirkt es somit negativ [[bathmotrop]].
==Pharmakokinetik==
Der Wirkstoff weist eine [[Bioverfügbarkeit]] von etwa 90 % auf. Im [[Blut]] liegt Mexiletin zu 55 % an [[Plasmaprotein]]e gebunden vor. Die [[Metabolisierung]] erfolgt zu 90 % [[hepatisch]] über [[CYP2D6]]. Die übrigen 10 % werden unverändert [[renal]] ausgeschieden. Die mittlere [[Eliminationshalbwertszeit]] beträgt 10 Stunden.
Bei angeborenem [[CYP2D6-Mangel]] muss die [[Dosierung]] angepasst werden.


==Indikationen==
==Indikationen==
Folgende Störungen der [[Herz]]funktion stellen geeignete [[Indikation]]en für eine [[Behandlung]] mit Mexiletin dar:
Mexiletin ist zur [[symptomatische Therapie|symptomatischen Therapie]] einer [[Myotonie]] im Rahmen von nicht-dystrophen myotonischen Erkrankungen bei [[Erwachsener|erwachsenen]] Patienten indiziert.
* Verlängerung der [[QT-Zeit]]
* [[Ventrikuläre Tachykardie]]n ([[Kammerflimmern]])


==Allgemeines==
==Dosierung==
Mexiletin gehört zu den Antiarrhythmika der Klasse Ib. Um bessere Ergebnisse zu erzielen, wird es oft mit anderen [[Wirkstoff]]en wie [[Propranolol]], [[Chinidin]], [[Amiodaron]] oder [[Procainamid]] kombiniert. Mexiletin wird nicht nur [[oral]], sondern auch [[intravenös]] verabreicht. Es weist eine [[Bioverfügbarkeit]] von etwa 90% auf. Im [[Blut]] liegt der Wirkstoff zu 60% an [[Plasmaprotein]]e gebunden vor. Die [[Plasmahalbwertszeit]] beträgt durchschnittlich ungefähr elf Stunden. Die [[Metabolisierung]] erfolgt über das [[hepatisch]]e [[Cytochrom P450]]-System, genauer über die [[CYP2D6]], wonach der [[Arzneistoff]] anschließend zu 10% [[renal]] eliminiert wird. Bei angeborenem CYP2D6-Mangel muss die [[Dosierung]] folglich angepasst werden.
Als [[Initialdosis]] wird die einmalige tägliche Gabe von 167 [[mg]] Mexiletin empfohlen. Je nach klinischem Ansprechen kann die Dosis nach einer Behandlungswoche auf 333 mg pro Tag und nach einer weiteren Woche auf 500 mg pro Tag gesteigert werden.
{{dosis}}


==Wirkmechanismus==
==Darreichungsform==
Als [[Natriumkanalantagonist]] verlangsamt Mexiletin den Einstrom von [[Natrium]]ionen ins [[Myokard]], so dass die Erregbarkeit des Herzens abnimmt. Somit wirkt es negativ [[bathmotrop]], wobei die [[Aktionspotential]]e verkürzt werden. Insgesamt verkürzt sich hier im Gegensatz zu Antiarrhythmika der Klasse Ia auch die [[Refraktärzeit]], so dass das [[Medikament]] vor allem bei erhöhten [[Herzfrequenz]]en anschlägt.
Mexiletin wird [[oral]] in Form einer [[Hartkapsel]] verabreicht.


==Unerwünschte Arzneimittelwirkungen==
==Nebenwirkungen==
* Störungen der [[Kreislauf]]regulation, [[Bradykardie]]
Häufige Nebenwirkungen sind:
* [[Tremor]]
* [[Bauchschmerz]]en
* [[Akkommodation]]sstörungen
* [[Kopfschmerz]]en
* [[Thorakal]]e Beschwerden
* [[Hautreaktion]]en, [[Akne]]
* [[Schlaflosigkeit]], [[Müdigkeit]], [[Somnolenz]]
* [[Hypotonie]]
* [[Tachykardie]]
* [[Gliederschmerz]]en
* [[Parästhesie]]
* [[Akkommodationsstörung]]en
* [[Schwindel]], [[Übelkeit]]
* [[Schwindel]], [[Übelkeit]]
* [[Thrombozytopenie]]
* [[Unwohlsein]]
* [[Asthenie]]


==Kontraindikationen==
==Kontraindikationen==
* Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
* [[Überempfindlichkeit]] gegenüber dem Wirkstoff
* [[Herzinsuffizienz]]
* [[Ventrikuläre Tachyarrhythmie]]
* [[Vorhofflimmern]], [[Vorhofflattern]]
* [[Herzinsuffizienz]], [[Myokardinfarkt]], symptomatische [[koronare Herzerkrankung]]
* [[Hypotonie]]
* [[Hypotonie]]
* Bradykardie, [[AV-Block]]
* [[AV-Block 3. Grades]]
* Störungen im [[Sinus-Knoten]]/[[AV-Knoten]]
* Störungen im [[Sinus-Knoten]] oder [[AV-Knoten]]
* [[Sick-Sinus-Syndrom]]
* innerhalb der ersten drei Monate nach einem [[Myokardinfarkt]]
* Störungen des [[Elektrolyt]]haushalts (v.a. Kaliumhaushalt)
* Störungen des [[Elektrolyt]]haushalts (v.a. Kaliumhaushalt)
* [[Leberinsuffizienz]], [[Niereninsuffizienz]]
* [[Leberinsuffizienz]], [[Niereninsuffizienz]]
* gleichzeitige Anwendung von [[Digitalisglykosid]]en, [[Lithium]], [[Phenytoin]], [[Theophyllin]] und [[Warfarin]]
* gleichzeitige Anwendung von Medikamenten, die eine [[Torsade-de-Pointes-Tachykardie]] verursachen können
==Literatur==
* EMA: Fachinformation Namuscla<sup>®</sup>, abgerufen am 04.07.2022
* Gelbe Liste: [https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Mexiletin_668 Mexiletin] abgerufen am 04.07.2022
[[Fachgebiet:Arzneimittel]]
[[Fachgebiet:Arzneimittel]]
[[Fachgebiet:Neurologie]]
[[Tag:3D-Molekül]]
[[Tag:Antiarrhythmikum]]
[[Tag:Antiarrhythmikum]]
[[Tag:CYP2D6]]
[[Tag:Mexiletin]]
[[Tag:Mexiletin]]
[[Tag:Myotonie]]

Aktuelle Version vom 11. Juli 2022, 11:25 Uhr

Handelsnamen: Namuscla®, Mexitil®

Definition

Mexiletin ist ein Antiarrhythmikum der Klasse Ib, das im Rahmen der Therapie von nicht-dystrophischen myotonischen Erkrankungen angewendet wird. Zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen wird der Wirkstoff nicht mehr eingesetzt.

Chemie

Mexiletin hat die Summenformel C11H17NO und eine molare Masse von 179,26 g/mol.

Wirkmechanismus

Mexiletin blockiert den Natriumeinstrom an spannungsabhängigen Natriumkanälen, wenn eine erhöhte Frequenz von Aktionspotenzialen bzw. eine verlängerte Depolarisation vorliegt. Erkrankte Gewebe - insbesondere Muskelfasern - werden dadurch deutlich stärker beeinflusst als im Zustand der physiologischen Erregbarkeit. Durch eine Verzögerung der Muskelrelaxation wird die Muskelsteifheit herabgesetzt, womit eine Linderung der Myotoniesymptome erzielt werden kann.

Die Blockade von Natriumkanälen erfolgt frequenzabhängig auch an den Myokardzellen. Im Rahmen von Tachykardien wirkt es somit negativ bathmotrop.

Pharmakokinetik

Der Wirkstoff weist eine Bioverfügbarkeit von etwa 90 % auf. Im Blut liegt Mexiletin zu 55 % an Plasmaproteine gebunden vor. Die Metabolisierung erfolgt zu 90 % hepatisch über CYP2D6. Die übrigen 10 % werden unverändert renal ausgeschieden. Die mittlere Eliminationshalbwertszeit beträgt 10 Stunden.

Bei angeborenem CYP2D6-Mangel muss die Dosierung angepasst werden.

Indikationen

Mexiletin ist zur symptomatischen Therapie einer Myotonie im Rahmen von nicht-dystrophen myotonischen Erkrankungen bei erwachsenen Patienten indiziert.

Dosierung

Als Initialdosis wird die einmalige tägliche Gabe von 167 mg Mexiletin empfohlen. Je nach klinischem Ansprechen kann die Dosis nach einer Behandlungswoche auf 333 mg pro Tag und nach einer weiteren Woche auf 500 mg pro Tag gesteigert werden.

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

Darreichungsform

Mexiletin wird oral in Form einer Hartkapsel verabreicht.

Nebenwirkungen

Kontraindikationen

Literatur

  • EMA: Fachinformation Namuscla®, abgerufen am 04.07.2022
  • Gelbe Liste: Mexiletin abgerufen am 04.07.2022