Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Rheumatologie
Definition
Die Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Rheumatologie erweitert die Facharztkompetenz der Kinder- und Jugendmedizin um spezialisierte Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten in der Diagnostik, Therapie und Langzeitbetreuung rheumatischer, autoinflammatorischer und autoimmuner Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters.
Hintergrund
Die pädiatrische Rheumatologie hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem eigenständigen Teilgebiet der Kinder- und Jugendmedizin entwickelt. Erkrankungen wie die juvenile idiopathische Arthritis (JIA), Vaskulitiden, Lupus erythematodes, autoinflammatorische Syndrome oder kindliche Bindegewebserkrankungen erfordern eine differenzierte Diagnostik, die häufig immunologische, bildgebende und genetische Verfahren kombiniert.
Therapeutisch haben moderne krankheitsmodifizierende Substanzen (DMARDs) und insbesondere Biologika die Versorgung grundlegend verändert. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Radiologie, Immunologie, Orthopädie, Physiotherapie und Psychologie ist fester Bestandteil der Versorgung, um funktionelle Einschränkungen, Wachstumsstörungen und Organmanifestationen frühzeitig zu erkennen.
Zielsetzung
Die Zusatzweiterbildung soll sicherstellen, dass Kinderärzte rheumatische Erkrankungen frühzeitig diagnostizieren und leitliniengerecht behandeln. Dazu gehören das Management komplexer Immuntherapien, die differenzierte Interpretation klinischer und laborchemischer Befunde sowie die frühzeitige Erkennung potenziell schwerer Organmanifestationen. Die Versorgung soll unter Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Standards erfolgen.
Weiterbildung
Die Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Rheumatologie ist Bestandteil der (Muster-)Weiterbildungsordnung 2020 der Bundesärztekammer.
Ablauf
Voraussetzung für den Erwerb der Zusatzweiterbildung ist die abgeschlossene Facharztanerkennung in Kinder- und Jugendmedizin.
Erforderlich sind typischerweise:
- Mindestens 24 Monate strukturierte Weiterbildung an einer anerkannten Weiterbildungsstätte für Kinder- und Jugend-Rheumatologie unter Anleitung einer befugten Person
- Dokumentation definierter Mindestuntersuchungs- und Behandlungszahlen, darunter:
- Betreuung von Patienten mit JIA, Kollagenosen, Vaskulitiden oder autoinflammatorischen Syndromen
- Durchführung und Interpretation rheumatologischer Bildgebung (Sonografie der Gelenke, Capillaroskopie)
- Management systemischer Therapien einschließlich DMARDs und Biologika
- Diagnostik komplexer muskuloskelettaler Beschwerden unklarer Genese
Inhalte
Die Weiterbildung umfasst theoretische und praktische Kompetenzen bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen höheren Schwierigkeitsgrades, unter anderem:
- Juvenile idiopathische Arthritis mit ihren Subtypen
- Systemische Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes, juvenile Dermatomyositis oder Sklerodermie
- Vaskulitiden wie Purpura Schönlein-Henoch, Kawasaki-Erkrankung oder ANCA-assoziierte Vaskulitiden
- Autoinflammatorische Erkrankungen wie FMF, TRAPS oder CAPS
- Osteomyelitiden und septische Arthritis als Differenzialdiagnosen
- Nichtentzündliche muskuloskelettale Schmerzsyndrome
- Rheumaassoziierte Uveitis in interdisziplinärer Kooperation mit der Augenheilkunde
Weitere Bestandteile der Weiterbildung sind:
- Gelenk- und Weichteilsonografie in der Pädiatrie
- Capillaroskopie zur Diagnostik von Kollagenosen und Raynaud-Syndrom
- Indikationsstellung, Therapieplanung und Monitoring von Methotrexat, Leflunomid, Biologika und zielgerichteten Therapien
- Management von Therapienebenwirkungen einschließlich Infektionsrisiken und Impfstrategien nach Leitlinien der DGKJ und STIKO
- Langzeitbetreuung chronisch kranker Patienten einschließlich Transition in die Erwachsenenrheumatologie
- Notfallmanagement rheumatologischer Akutsituationen wie systemische JIA-Flares, Makrophagenaktivierungssyndrom oder schwere Vaskulitisverläufe
- Teilnahme an interdisziplinären Fallkonferenzen und Qualitätssicherungsmaßnahmen
Literatur
- BÄK: Zusatzweiterbildung "Kinder- und Jugend-Rheumatologie", Bundesärztekammer, abgerufen am 29.11.2025
- BÄK: Zusatzweiterbildung „Kinder- und Jugend-Rheumatologie“ – Logbuch und Richtlinien, Bundesärztekammer, abgerufen am 29.11.2025