Zuranolon

Zuranolon ist ein Neurosteroid-Derivat. Die Summenformel ist C₂₅H₃₅N₃O₂. Der chemische Name lautet

• 1-[2-[(3R,5R,8R,9R,10S,13S,14S,17S)-3-Hydroxy-3,13-dimethyl-2,4,5,6,7,8,9,10,11,12,14,15,16,17-tetradecahydro-1H-cyclopenta[a]phenanthren-17-yl]-2-oxoethyl]pyrazol-4-carbonitril (IUPAC)

Die molare Masse beträgt 409,57 g/mol, der Oktanol-Wasser-Koeffizient (logP) 4,03. Die CAS-Nummer lautet 1632051-40-1. Bei Raumtemperatur liegt die Substanz als weißer bis cremefarbener, nicht hygroskopischer, kristalliner Feststoff vor, der in Wasser unlöslich ist.

Der Wirkmechanismus von Zuranolon ist derzeit (2023) nicht vollständig geklärt. Es wird postuliert, dass er auf einer positiven allosterischen Modulation von GABA-A-Rezeptoren beruht.^[1]

Zuranolon wird nach oraler Aufnahme langsam resorbiert. Maximale Plasmaspiegel werden nach 5 bis 6 Stunden erreicht. Die Plasmaproteinbindung beträgt mehr als 99,5 %, das Verteilungsvolumen mehr als 500 Liter (ca. 7 l/kgKG). Die Biotransformation in der Leber erfolgt über das Cytochrom-P450-IsoenzymCYP3A4. Die Elimination der Metaboliten erfolgt zu 45 % mit dem Urin und zu 41 % mit der Fäzes. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt 20 bis 25 Stunden.^[1]

Zuranolon ist zur Behandlung der postpartalen Depression (PPD) indiziert.^[1]

Zuranolon steht in Form von Kapseln zur oralen Anwendung zur Verfügung.

Die empfohlene Dosierung beträgt 50 mg einmal täglich am Abend für 14 Tage. Zuranolon kann mit einem anderen Antidepressiva kombiniert werden.

Sollte unter der Behandlung Schläfrigkeit und Verwirrtheit auftreten, ist die Dosis zu reduzieren. Eine Dosisreduktion auf 30 mg pro Tag ist auch bei vorbestehender Leber- und Nierenschädigung angezeigt.^[1]

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

Die häufigsten unerwünschten Wirkungen von Zuranolon sind:^[1]

• Somnolenz
• Schwindel
• Diarrhö
• Fatigue
• Nasopharyngitis
• Harnwegsinfektionen

Die gleichzeitige Einnahme von Arzneimitteln und Drogen mit sedativer Wirkung, der Konsum alkoholischer Getränke und starke CYP3A4-Inhibitoren verstärken die Effekte von Zuranolon. Starke CYP3A4-Induktoren vermindern die Wirksamkeit von Zuranolon.

• Überempfindlichkeit gegen Zuranolon oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.

Zuranolon besitzt ein dosisabhängiges Missbrauchspotenzial, vergleichbar mit Alprazolam. Es wurde über Euphorie, Trunkenheit und Somnolenz berichtet. Die wiederholte Einnahme führt zur physischen Abhängigkeit. Nach abruptem Absetzen kann es zu Entzugserscheinungen kommen:^[1]

• Insomnie, Alpträume, Psychose
• Palpitationen
• Nausea, Appetitlosigkeit
• Hyperhidrosis

Im Tierexperiment sind nach abruptem Absetzen auch Krampfanfälle aufgetreten.

Im Tierexperiment wurden reproduktionstoxische und neurotoxische Wirkungen während der Organogenese festgestellt. Zuranolon darf deshalb während der gesamten Schwangerschaft nicht verabreicht werden.

Zuranolon tritt in der Muttermilch über. Ob das Stillen zu unterbrechen ist oder auf die Behandlung während der Stillzeit verzichtet werden soll, ist im Einzelfall zu entscheiden.

Bei einer Überdosierung oder Vergiftung mit Zuranolon ist vor allem mit Vigilanzstörungen zu rechnen. Nach Ingestion von 330 mg (ca. 5 mg/kgKG) kam es zur Bewusstseinstrübung ohne vital bedrohliche Symptome. Unter symptomatischer Therapie normalisierte sich die Vigilanz innerhalb von 24 Stunden.^[1] Ein spezifisches Antidot steht bisher (2023) nicht zur Verfügung. Aufgrund seiner pharmakokinetischen Eigenschaften (hohe Plasmaproteinbindung; großes Verteilungsvolumen) ist eine sekundäre Giftentfernung durch Hämodialyse nicht effektiv.

Zuranolon wurde 2023 in den USA durch die FDA zugelassen.^[1]

• Drugs.com - Zuranolone. Abgerufen am 05.08.2023
• Drugbank - Zuranolone. Abgerufen am 05.08.2023
• PubChem: 86294073
• MeSH: 2030784