Venenthrombose
Synonym: venöse Thrombose
Englisch: venous thrombosis
Definition
Eine Venenthrombose ist eine lokalisierte, intravasale Blutgerinnung in einer Vene, die dort zur Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombus) führt.
siehe auch: Thrombose
Epidemiologie
Venenthrombosen sind ein häufiges Ereignis, für das keine genauen Erkrankungszahlen vorliegen, da viele asymptomatische bzw. subklinische Verläufe vorkommen. Halbwegs verlässliche Daten liegen nur für schwere Formen wie tiefe Venenthrombosen (TVT) vor. Etwa 1 bis 2 von 1.000 Personen in der Allgemeinbevölkerung sind jährlich von einer TVT betroffen. Bei Menschen über 60 Jahren erhöht sich das Risiko erheblich, mit einer Inzidenz von etwa 1 bis 3% pro Jahr. In bestimmten Hochrisikogruppen, wie zum Beispiel Patienten nach chirurgischen Eingriffen oder mit bestimmten Erkrankungen, kann die Inzidenz sogar bis zu 20 bis 50% betragen.
Pathogenese
Wichtige auslösende Faktoren für die Entstehung einer Venenthrombose sind:
- Stase: Verminderte Blutzirkulation
- Endothelschädigung: Verletzungen der Gefäßwand
- Hyperkoagulabilität: Erhöhte Gerinnungsneigung
Risikofaktoren
Das individuelle Risiko, an einer Thrombose zu erkranken, wird als Thromboserisiko bezeichnet. Risikofaktoren sind u.a. Immobilisierung, Operationen, Traumen, Malignome, Rauchen, die Einnahme von Hormonpräparaten (z.B. orale Kontrazeptiva, SERMs‚ HRT) und Schwangerschaft.
Einteilung
...nach Lokalisation
- oberflächliche Venenthrombose (OVT), auch Thrombophlebitis genannt
- tiefe Venenthrombose (TVT), auch Phlebothrombose genannt
...nach betroffenem Gefäß bzw. Körperregion
- Armvenenthrombose
- Augenvenenthrombose
- Beinvenenthrombose
- Hirnvenenthrombose
- Lebervenenthrombose
- Mesenterialvenenthrombose
- Milzvenenthrombose
- Nierenvenenthrombose
- Ovarialvenenthrombose
- Perianalthrombose
- Pfortaderthrombose
Einige Venenthrombosen tragen aufgrund ihres spezifischen Krankheitsbilds eigene Namen, z.B. das Paget-von-Schroetter-Syndrom, das Budd-Chiari-Syndrom oder die Phlegmasia coerulea dolens.
Symptome
Die Symptome einer Venenthrombose sind abhängig von ihrer Lokalisation und variieren daher stark. Sie beinhalten jedoch häufig:
- Schwellung der betroffenen Körperpartie
- Schmerzen und/oder Druckempfindlichkeit
- Rötung und Überwärmung der Haut
Komplikationen
Mögliche Komplikationen einer Venenthrombose sind;:
- Lungenembolie
- Postthrombotisches Syndrom (PTS)
- Chronische venöse Insuffizienz (CVI)
- Infektionen
- Thrombose in anderen Körperregionen
Diagnostik
Die Diagnostik von Venenthrombosen umfasst neben der klinischen Untersuchung eine Sonographie und Dopplersonographie. Bei tiefen Venenthrombosen kommen ggf. weitere bildgebende Verfahren wie Phlebographie und CT-Angiographie zum Einsatz.
Labormedizinisch werden die D-Dimere bestimmt. Im Verdachtsfällen wird eine Thrombophiliediagnostik ergänzt.
Differentialdiagnosen
- Muskelverletzungen
- Infektionen (Erysipel, Phlegmone)
- Lymphödem
- Neuropathien
Therapie
Die Behandlung von Venenthrombosen richtet sich nach der Lokalisation und Schwere der Thrombose. Oberflächliche Venenthrombosen (OVTs) werden in der Regel mit NSAR, lokaler Kühlung und Kompressionstherapie behandelt.
Zu den Behandlungsverfahren tiefer Venenthrombosen gehören die therapeutische Antikoagulation und die Thrombektomie.
Literatur
- Kahn, S. R., & Lim, W. (2021). Management of Venous Thromboembolism: New Advances and Future Directions. Journal of Thrombosis and Haemostasis, 19(1), 123-135.
- Cohen, A. T., & Agnelli, G. (2020). Direct Oral Anticoagulants in the Treatment of Venous Thromboembolism: A Review. Blood Reviews, 34(2), 100-108.
- Raskob, G. E., & van Gerwen, M. (2022). Recent Developments in the Treatment of Deep Vein Thrombosis. Circulation, 145(3), 245-256.
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