Verletzung des Musculus triceps brachii
Synonym: Trizeps-Verletzung
Englisch: triceps injury
Definition
Ätiologie
Ursachen für die Verletzungen des Musculus biceps brachii bzw. der Trizepssehne sind:
- Sturz auf die ausgestreckte Hand
- Dezelerationstrauma der oberen Extremität bei gleichzeitig kontrahiertem Trizeps: z.B. bei Footballspielern
- direkte Krafteinwirkung auf den Muskel bzw. die Sehne
Weiterhin prädisponieren bestimmte Situationen für eine Verletzung des Trizeps, da sie zu einer Schädigung der Sehne (Tendinopathie) führen:
- repetitive Überbeanspruchung: Bowling, Gewichtheben, Werfen
- Einnahme von anabolen Steroiden
- Diabetes mellitus
- chronische Niereninsuffizienz bzw. renale Osteodystrophie
- Gicht
- rheumatoide Arthritis
- Hyperparathyreoidismus
- Bindegewebserkrankungen (Marfan-Syndrom, Ehlers-Danlos-Syndrom)
- chronische Bursitis
- lokale Glukokortikoid-Injektionen
Schweregrade
Muskelverletzung
Bei Muskelverletzungen unterscheidet man zwischen:
- Grad 1: Muskelzerrung (mikroskopischer Riss der Kollagenfasern)
- Grad 2: Muskelfaserriss: Teilruptur eines oder mehrerer Muskelköpfe
- Grad 3: vollständige Ruptur eines oder selten mehrerer Muskelköpfe
Sehnenverletzung
Bei Verletzungen der Tripzessehne wird unterschieden zwischen:
- Tendinopathie: verdickte, degenerierte Sehne mit mikroskopischen Rissen
- partielle Sehnenruptur
- komplette Sehnenruptur
- ossärer Ausriss (Avulsion)
Klinik
Trizeps-Verletzungen gehen mit Schmerzen im posterioren Oberarm und einer eingeschränkten Extension im Ellenbogen einher.
Diagnostik
Neben der körperlichen Untersuchung kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz. Methode der Wahl ist die Magnetresonanztomographie (MRT). Entscheidend sind sagittale und axiale T2w-FS-Sequenzen für die Darstellung der Verletzung und axiale PDw-Sequenzen für das Erkennen einer Tendinopathie.
- Bei Muskelverletzungen zeigt sich in der T2w-FS-Sequenz ein intramuskuläres sowie ein perimuskuläres hyperintenses Ödem. Bei partiellen und kompletten Rupturen ist eine Unterbrechung der Muskelfasern erkennbar. Die T1w-Sequenz ist meist normal, kann aber bei Vorliegen von extrazellulärem Methämoglobin auch hyperintense Areale aufweisen.
- Bei einer Tendinopathie ist die Sehne meist verdickt und weist ein erhöhtes Signal in T1w und PDw auf. Im Olecranon kann ein subkortikales Knochenmarködem vorliegen. Weiterhin kann auch um die Sehne herum ein Ödem auffallen.
- Die partielle Sehnenruptur zeigt neben der Kontinuitätsunterbrechung auch ein fokal erhöhtes T2w-Signal. Die tiefen Muskel- und Sehnenfasern des medialen Trizepskopfs sind meist nicht betroffen.
- Bei der kompletten Sehnenruptur umfasst die vollständige Diskontinuität auch die Enthese des medialen Kopfes. Weiterhin zeigt sich eine variable Retraktion der proximalen Sehne.
- Bei der ossären Avulsion ist ein Teil oder der gesamte Sehnenansatz am Olecranon ausgerissen. Weiterhin zeigt sich eine variable Retraktion bzw. Verschiebung der Sehne. Die Gelenkflächen sind nicht beteiligt. Im Röntgenbild oder in der Computertomographie (CT) kann ein kleines Frakturfragment (Knochenflake) erkennbar sein.
In der Sonographie stellen sich intramuskuläre Verletzungen echoarm dar. Bei Verletzungen der Sehne ist diese meist verdickt und zeigt echoarme Areale oder eine diffuse Hypoechogenität. Weiterhin sind auch partielle oder komplette Sehnenrupturen in der Sonographie erkennbar.
Differenzialdiagnosen
Radiologisch muss differenzialdiagnostisch an ein neurogenes Muskelödem (z.B. bei einer Neuritis oder durch eine Wurzelkompression bedingt) gedacht werden. Weiterhin wird der lange Kopf des Trizeps teilweise auch als Flap zur Reparatur von großen Rotatorenmanschettenrupturen verwendet. Dieser postoperative Zustand sollte nicht mit einer Muskelverletzung verwechselt werden.
Im Bereich des distalen Musculus triceps muss weiterhin an eine Olecranonfraktur gedacht werden. Dabei ist die Tripzessehne intakt und gegebenenfalls mit dem Frakturfragment verbunden. Die Fraktur erstreckt sich in die mit Gelenkknorpel überzogene Incisura trochlearis.
Bei einer Bursitis olecrani zeigt sich eine Flüssigkeitsansammlung posterior des Olecranons. Eine Gicht kann sowohl mit einer Bursitis olecrani als auch mit Knochenerosionen einhergehen. Die Trizepssehne erscheint dabei – wie bei der rheumatoiden Arthritis – irregulär und verdickt. Eine Infektion, die in erster Linie den Knochen und die Gelenke betrifft, kann sich auch sekundär auf die Trizepssehne ausbreiten.
Therapie
Bei kompletter Muskelruptur, hochgradiger Sehnenruptur oder Avulsion ist eine chirurgische Reparatur notwendig. Nieddriggradige Sehnenverletzungen werden konservativ behandelt:
- Belastungspause
- Kühlung
- NSAR
In therapierefraktären Fällen kommt ein Ultraschall-gesteuertes Dry Needling oder die Injektion von plättchenreichem Plasma (PRP) in Frage.
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