Triage bei COVID-19
Definition
Die Triage bei COVID-19 ist ein Verfahres zur Priorisierung medizinischer Hilfeleistung (Triage) und dient der Ersteinschätzung von Patienten mit Verdacht auf eine SARS-CoV-2-Infektion.
Vorgehen
Initialuntersuchung
Bei Patienten mit Verdacht auf COVID-19 empfiehlt sich folgendes Vorgehen:[1]
- Initiale Einschätzung (z.B. durch einen First Responder)
- ...des Pneumonierisikos mittels CRB-65-Index
- ...von Leit- und Alarmsymptomen: Schüttelfrost, Halsschmerzen, Husten, Dyspnoe
- ...von Instabilitätskriterien (Abklärung einer Intensivpflichtigkeit): Atemfrequenz > 30/min, SaO2 < 90 % bei 8 l/min O2 über Maskenbeatmung
- Labor: Differentialblutbild, CRP, LDH, Procalcitonin (PCT), D-Dimere, Ausschluss einer Schwangerschaft
Bei Patienten mit einer Körpertemperatur > 37,3 °C und/oder einer Lymphozytenzahl < 1.100/l sollte eine natives low-dose Computertomographie (CT) des Thorax angefertigt werden. Wenn die beiden Diskriminierungsparameter nicht erfüllt sind oder im CT der Verdacht auf eine virale Pneumonie nicht erhärtet werden kann, erfolgt je nach klinischer Maßgabe eine ambulante oder stationäre Anbindung. Bei Instabilität des Patienten bzw. Kontaminationsgefahr kann anstatt der CT auch ein Lungenultraschall am Krankenbett erfolgen (z.B. nach BLUE-Protokoll).[2]
-> positiver CT-Befund
Stellt sich im CT eine virale Pneumonie dar, so ist derzeit (04/2020) von COVID-19 auszugehen. Dann sollten folgende Maßnahmen ergriffen werden:
- Einzelisolierung
- Nasen-Rachen-Abstrich und Nachweis von SARS-CoV-2 mittels PCR
- Testung auf Influenza und Respiratory-Syncytial-Virus (RSV) mittels Nasenrachenabstrich und PCR
- Bestimmung von Legionellen- und Pneumokokken-Antigen im Urin
- Abnahme von zwei Paar Blutkulturen
--> positive PCR
Bei positiver SARS-CoV-2-PCR erfolgt je nach klinischer Situation eine ambulante oder stationäre Behandlung, letztere unter Kohortenisolierung. Bei Verdacht auf eine bakterielle Superinfektion wird eine kalkulierte Antibiotikatherapie z.B. mittels Ampicillin/Sulbactam gestartet. Diese sollte bei fehlendem Erregernachweis und PCT < 0,1 µg/l innerhalb von 48 Stunden abgesetzt werden.
--> negative PCR
Bei negativer SARS-CoV-2-PCR und anhaltendem klinischen Verdacht auf COVID-19 und fehlenden Differenzialdiagnosen kann eine Isolation gemäß dem Influenzapandemieplan erwogen werden.[3]
Wenn der Patient nur noch leicht erkrankt ist und keine Risikofaktoren für Komplikationen aufweist (z.B. Immunsuppression, Vorerkrankungen, höheres Alter) kann eine Entlassung mit anschließender häuslicher Isolierung erwogen werden. Bei einer Symptomfreiheit über 48 Stunden und zwei negativen SARS-CoV-2-PCRs im Abstand von 24 Stunden ist keine Isolierung mehr notwendig.
Quellen
- ↑ Lenzen-Schulte, M Bei COVID-19-Verdacht: Rasche Triage symptomatischer Patienten in der Notaufnahme, Dtsch Arztebl 2020; 117(14): A-715 / B-606, abgerufen am 01.04.2020
- ↑ Lichtenstein DA, Mezière GA Relevance of lung ultrasound in the diagnosis of acute respiratory failure: the BLUE protocol, Chest. 2013 Aug; 144(2):721, abgerufen am 01.04.2020
- ↑ RKI Nationaler Influenzapandemieplan, abgerufen am 01.04.2020
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