Tafasitamab
Handelsname(n): Minjuvi®
Englisch: tafasitamab
Definition
Tafasitamab ist ein monoklonaler Antikörper, der zur Behandlung des diffusen großzelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL) verwendet wird.
Wirkmechanismus
Das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom ist eine aggressive maligne Erkrankung, bei der sich schnell wachsende B-Zellen vor allem in Leber, Milz, Lymphknoten und im Knochenmark ausbreiten. Die Zellen exprimieren in großem Ausmaß das Oberflächenantigen CD19.
Tafasitamab bindet an CD19 und löst damit eine immunvermittelte Zelllyse der B-Zellen aus [1].
Pharmakokinetik
Das Verteilungsvolumen von Tafasitamab beträgt 9,3 Liter, die Plasmahalbwertszeit 16,9 Tage.
Indikation
Tafasitamab wird verwendet zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem DLBCL, sofern der Patient für eine autologe Stammzelltransplantation nicht infrage kommt. Die Anwendung erfolgt in Kombination mit Lenalidomid gefolgt von einer Tafasitamab-Monotherapie.
Darreichungsform
Tafasitamab ist als Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung erhältlich.
Dosierung
Vor der Verabreichung von Tafasitamab erhält der Patient eine Prämedikation, die aus einem Antipyretikum, einem Antihistaminikum, einem H2-Rezeptorantagonisten und einem Glukokortikoid besteht.
Die Dosierung beträgt 12 mg/kgKG und wird in vier Zyklen à 28 Tagen verabreicht. Der Verabreichungstag pro Zyklus variiert (Details siehe Fachinfo). An Tag 1 und 21 des Zyklus wird zusätzlich Lenalidomid verabreicht. Die Kombinationsbehandlung erfolgt für maximal 12 Zyklen. Im Anschluss wird eine Monotherapie mit Tafasitamab an Tag 1 und 15 eines Zyklus durchgeführt. Im Falle von Nebenwirkungen wird ggf. eine Dosisanpassung vorgenommen[2].
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Die häufigsten unerwünschten Wirkungen von Tafasitamab sind:
- erhöhte Infektneigung, betroffen sind vor allem die oberen Atemwege (vor Aufnahme der Therapie ist ein Tuberkulose-Screening durchzuführen)
- Myelosuppression, Neutropenie, Thrombozytopenie, Anämie, Leukopenie, Lymphopenie (regelmäßige Kontrolle des Blutbildes ist erforderlich)
- Hypokaliämie, Hypokalziämie, Hypomagnesiämie
- verminderter Appetit
- Dyspnoe, Husten
- Diarrhö, Obstipation, Erbrechen
- erhöhte Leberwerte (ALT, AST)
- Erythem, Pruritus, Alopezie
- Rückenschmerzen, Arthralgie
- Asthenie
- Mukositis
- Tumorlysesyndrom[2]
In einer Analyse der FDA wurden als bisher nicht bekannte Nebenwirkungen Polyneuropathie, Splenomegalie, hämophagozytische Lymphohistiozytose, Hyperkalzämie und Aszites festgestellt.[3]
Wechselwirkungen
Es wurden keine Studien zu Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln durchgeführt. Da Tafasitamab als Antikörper durch Hydrolyse eliminiert wird, sind Wechselwirkungen auf Ebene des Cytochrom P450-Systems nicht zu erwarten.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- Kontraindikationen des Kombination-Medikaments Lenalidomid (v.a. Schwangerschaft)
Zulassung
Die Zulassung erfolgte im Oktober 2021.
Der Nachweis der klinischen Wirksamkeit von Tafasitamab basiert auf Ergebnissen der L-MIND-Studie, an der 81 Patienten teilnahmen. Nach 35 Monaten sprachen 57 % der Patienten auf die Therapie an. Das Gesamtüberleben betrug im Median 32 Monate (Beobachtungszeitraum: 43 Monate)[1].
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Brigitte M. Gesnthaler, Kerstin A. Gräfe, Sven Siebenand: Acht Neulinge zum Herbstanfang. In Pharmazeutische Zeitung, 39. Ausgabe 2021, 30.9.2021
- ↑ 2,0 2,1 Fachinformation zu Minjuvi, aufgerufen am 05.10.2021
- ↑ Xu Z et al. A real-world pharmacovigilance study of tafasitamab: data mining of the US food and drug administration adverse event reporting system. Expert Opinion on Drug Safety 2024 https://doi.org/10.1080/14740338.2024.2416914
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