Spinaler Epiduralabszess
Englisch: spinal epidural abscess
Definition
Ein spinaler Epiduralabszess ist eine abgekapselte Entzündung im Epiduralraum des Spinalkanals.
Ätiologie
Spinale Epiduralabszesse entstehen meist durch Ausbreitung per continuitatem von einer benachbarten Infektionsstelle (Spondylodiszitis, Spondylarthritis oder paravertebraler Abszess). Seltenere Ursachen sind eine direkte Inokulation der Erreger durch Injektion, Operation oder Trauma oder eine hämatogene Streuung durch septische Embolien. Prädispositionsfaktoren sind Diabetes mellitus, Sepsis und Immundefizienz (z.B. bei HIV oder Lymphomen).
Erregerspektrum
Am häufigsten handelt es sich um eine bakterielle Infektion, wobei Staphylococcus aureus in 60 % der Fälle verantwortlich ist. Der zweithäufigste Erreger ist Mycobacterium tuberculosis. Pilzinfektionen sind in Europa sehr selten (außer bei Immundefizienz), im Südwesten der USA ist die Kokzidioidomykose jedoch endemisch.
Klinik
Spinale Epiduralabszesse gehen meist mit Fieber, Rückenschmerzen und Klopfschmerzen sowie neurologischen Ausfällen bei Rückenmarksbeteiligung (Paraparese und Sensibilitätsstörungen) einher.
Lokalisation
Spinale Epiduralabszesse können in allen Wirbelsäulenabschnitten auftreten und sich über viele Segmente erstrecken. Bei ursächlicher Spondylodiszitis sind sie meist ventral, bei hämatogener Streuung eher dorsal lokalisiert.
Diagnostik
Neben einer körperlichen Untersuchung und Labordiagnostik (Leukozytose, CRP- und BSG-Anstieg) basiert die Diagnose insbesondere auf der Bildgebung. Methode der Wahl ist die Magnetresonanztomographie (MRT). Dabei finden sich folgende Befunde:
- T1w: meist hypo- bis isointens, seltener leicht hyperintens
- T2w: hyperintens (teilweise schwer von normalem Liquor zu unterscheiden)
- PDw/FLAIR: Liquor-hyperintens
- T1w-KM: im phlegmonösen Stadium flächiges, homogenes oder heterogenes Enhancement. Bei Bildung der Abszesskapsel randständiges Enhancement. Diffuses Enhancement der Dura möglich.
- DWI: Diffusionsstörung
- Begleitende Spondylodiszitis, Spondylarthritis oder paravertebraler Abszess
- T2w-Signalsteigerung des Myelons durch Kompression, Ischämie (begleitende Vaskulitis) oder Infektion des Myelons
Bei erfolgreicher Therapie kann die Normalisierung der MRT-Befunde gegenüber der klinischen Heilung verzögert sein. Hilfreicher ist das Absinken der CRP- und BSG-Werte. Weiterhin kann in Verlaufsaufnahmen noch eine lineare epidurale Kontrastmittelaufnahme ohne raumfordernde Wirkung erkennbar sein (steriles Granulationsgewebe und Fibrose).
Differenzialdiagnosen
Folgende Krankheitsentitäten können ein ähnliches Bild hervorrufen:
- Epidurale Metastase: meist kontinuierlicher Übergang zum benachbarten Wirbelkörper, befallener Wirbelkörper wirkt aufgetrieben, homogenes Enhancement, keine Diffusionsstörung
- Epiduralhämatom: Signal abhängig vom Alter, meist T1w-hyperintens und T2w-hypointens
- Bandscheibenherniation: meist Übergang zum Bandscheibenfach, T2w-hypo- bis isointens, keine oder geringes randständiges Enhancement, keine Diffusionsstörung
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