Septum pellucidum
von lateinisch: pellucidum - durchsichtig
Englisch: pellucid septum
Definition
Das Septum pellucidum, kurz SP, ist eine senkrecht stehende, membranartige Scheidewand im Gehirn, die sagittal zwischen den beiden Vorderhörnern der Seitenventrikel verläuft.
Anatomie
Das Septum pellucidum ist eine 1,5 bis 3 mm breite, sichelförmige Scheidewand, die sich zwischen dem Balken (Corpus callosum) und den Fornixschenkeln (Crura fornicis) ausspannt. Es erstreckt sich in sagittaler Richtung vom Knie (Genu corporis callosi) bis zum Splenium (Splenium corporis callosi) des Balkens. Dort läuft das Septum spitz aus. Es ist aus zwei dünnen Blättern (Laminae septi pellucidi) aufgebaut, durch die Verbindungsvenen (Vena septi pellucidi) zum Plexus choroideus ziehen.
Das Septum bildet die mediale Begrenzung der zur Mittellinie hin konvexen Vorderhörner der Seitenventrikel sowie von Teilen der Pars centralis. Gleichzeitig stellt es die mediale Hemisphärenwand dar. Die Seitenventrikel lösen sich rostral und okzipital vom Septum ab und divergieren nach lateral. Am Unterrand des Septum pellucidum befinden sich die beiden Foramina interventricularia.
Embryologie
Das Septum pellucidum tritt nur bei höher entwickelten Säugetieren auf. Die Entwicklung beginnt in der 10 bis 12. SSW. Durch das Größenwachstum des Corpus callosum wird das Septum pellucidum wie ein Segel aufgespannt und ist in der 17. SSW voll entwickelt. Der temporäre Hohlraum zwischen den zwei Blättern wird als Cavum corporis callosum bezeichnet. Er kann als Cavum septi pellucidi alleine oder gemeinsam mit einem Cavum vergae bis ins Erwachsenenalter persistieren.
Histologie
Die Laminae bestehen medialseitig aus Gliazellen und Neuronen. An der lateralen Fläche ist das Septum pellucidum mit Ependymzellen ausgekleidet.
Varianten
Cavum septi pellucidi
Im Zuge der Embryogenese bildet sich zwischen den Blättern des Septum pellucidums ein etwa 10 mm breiter, liquorgefüllter Hohlraum. Bei fehlender Rückbildung im Laufe der kindlichen Entwicklung verbleibt dieser Hohlraum als Normvariante bis ins Erwachsenenalter und wird als Cavum septi pellucidi (CSP) bezeichnet. Er befindet sich am rostralen Ende des Septums. Die Größe beträgt im Durchschnitt 6 x 7,5 mm mit einer Breite von 2 bis 5 mm. Die Prävalenz liegt bei etwa 2,2 %.
Cavum vergae
Das Cavum vergae ist eine weitere Normvariante und befindet sich am kaudalen Ende zwischen den Blättern des Septum pellucidums. Es tritt fast ausschließlich gemeinsam mit einem Cavum septi pellucidi auf. Die Prävalenz eines isolierten Cavum vergae beträgt rund 0,4 %.
Cavum septi pellucidi et vergae
Das gleichzeitige Auftreten eines Cavum septi pellucidi und Cavum vergae wird als Cavum septi pellucidi et vergae bezeichnet. Es stellt einen fortlaufenden Hohlraum zwischen den Blättern des Septum pellucidums dar und tritt mit einer Prävalenz von ca. 3 % auf. Die durchschnittliche Größe beträgt 9 x 25 mm mit einer Breite von 6 mm.
Eine seltene Kommunikationsvariante zwischen Cavum septi pellucidi und Cavum vergae ist der sogenannte Aquaeductus septi. Es handelt sich um eine sehr schmale Verbindung, die bei nah beieinanderliegenden Fornixschenkeln vorkommt.
Funktion
Die genaue Funktion des Septum pellucidum ist nicht vollständig geklärt (Stand 2023). Das Septum ist durch Nervenfaserbündel mit dem Hippocampus und Hypothalamus verbunden und somit Teil des limbischen Systems. Die durchziehenden Faserbündel bilden eine Schaltstelle zwischen dem autonomen hypothalamischen System einerseits und Hippocampus, Amygdala, Habenula sowie Hirnstamm (Formatio reticularis) andererseits. Somit spielt das Septum pellucidum wahrscheinlich eine Rolle in Vorgängen wie Bewusstsein, Schlaf und Emotionen. Weitere Funktionen sind Nahrungssuche, Sexualität und Fight-or-flight-Reaktionen.
Klinik
Läsionen des Septum pellucidums können zu neuropsychiatrischen Abnormalitäten führen, z.B. zu Lernstörungen und mentaler Retardierung. Dies hängt mit dem Verlauf wichtiger neuronaler Verbindungen des limbischen Systems durch das Septum pellucidum zusammen.
Zysten
Neuroepitheliale Zysten des Septum pellucidums sind rundliche, mit Liquor gefüllte und abgekapselte Hohlräume in der Septumwand.
Meist sind kleine (< 5 mm) und mit dem Ventrikelsystem kommunizierende Zysten asymptomatisch. Symptomatisch werden Zysten in der Nähe der Foramina interventricularia, da sie die Ausbildung eines Hydrozephalus begünstigen können. Zudem können sie eine Kompression auf benachbartes Nervengewebe verursachen und somit neurologische Ausfälle zur Folge haben.
Die chirurgische Therapie symptomatischer Zysten sieht eine Drainage oder die Herstellung einer kommunizierenden Verbindung zum Ventrikelsystem vor.
Agenesie
Das Fehlen des Septum pellucidums hängt mit zerebralen Fehlentwicklungen zusammen. Beispiele solcher kongenitalen Ursachen sind:
- Holoprosenzephalie
- Septo-optische Dysplasie
- Dysgenesie des Corpus callosum
- Apert-Syndrom
- Hypoplasie des Gehirns
- Heterotopie der grauen Substanz
- Schizenzephalie
- Miller-Dieker-Syndrom
- kongenitaler Hydrozephalus
- Arnold-Chiari-Malformation (Typ II)
Folgende erworbene Ursachen können zur Zerstörung des Septum pellucidums führen:
- langanhaltender Hydrozephalus
- Schädel-Hirn-Trauma
- Meningitis
- Porenzephalie
Tumoren
Neoplasien des Septum pellucidums sind sehr selten. Beschrieben wurden Oligodendrogliome und ektope Pinealome, die direkt vom Septum ausgehen. Wesentlich häufiger ist die Infiltration durch Tumorerkrankungen des benachbarten Hirnparenchyms (z.B. Oligodendrogliome, Subependymome, Glioblastome).
Grundsätzlich äußern sich Tumorerkrankungen am Septum pellucidum in der Computertomographie durch irreguläre Linien und eine Verdickung von über 3 mm.
Weitere Pathologien
Das Auftreten von Gefäßmalformationen (venöse Angiome), Kalzifikationen und Neurozystizerkose im Septum pellucidum wurde beschrieben.
Podcast
Quellen
- Sarwar M: The septum pellucidum: normal and abnormal Am J Neuroradiol 1989 Sep-Oct;10(5):989-1005. PMID: 2505543 PMCID: PMC8335275
Bildquelle
- Bildquelle Podcast: © Midjourney
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