Pulmonale Endarteriektomie
Synonyme: pulmonale Thrombendarteriektomie, pulmonale TEA
Englisch: pulmonary thrombendarterectomy
Definition
Die pulmonale Endarteriektomie, kurz PEA, ist ein herzchirurgisches Verfahren zur Entfernung von fibrotisch-organisierten Thromben und intimalem Narbengewebe aus den Pulmonalarterien. Durch den Eingriff sollen bei Patienten mit chronisch thromboembolischer pulmonaler Hypertonie (CTEPH) der pulmonalarterielle Druck und der pulmonale Gefäßwiderstand gesenkt werden.
Terminologie
Die Bezeichnung "pulmonale Thrombendarteriektomie" wird weitgehend synonym verwendet. Einige Autoren lehnen den Begriff allerdings ab, da die Pathogenese der CTEPH im Wesentlichen nicht auf dem ursprünglichen Thrombus beruht, sondern auf dem konsekutiven fibrotischen Umbau der Gefäßwand.[1]
Hintergrund
Die CTEPH entsteht, wenn sich nach einer Lungenembolie Thromben organisieren und als obstruierende Ablagerungen dauerhaft in den Pulmonalarterien festsetzen. Diese chronischen Veränderungen führen zu einer anhaltenden Druckerhöhung im Lungenkreislauf und zu einer Rechtsherzbelastung. Unbehandelt entwickelt sich eine progrediente Rechtsherzhypertrophie bis hin zur Rechtsherzinsuffizienz.
Die pulmonale Endarteriektomie ist derzeit (2025) die einzige kurative Therapieoption, sofern die Gefäßablagerungen anatomisch operabel sind. Gemäß den Leitlinienempfehlungen der europäischen Fachgesellschaften (ESC und ERS) sollte der Eingriff nur in spezialisierten Zentren erfolgen.
Durchführung
Die pulmonale Endarteriektomie erfolgt über eine mediane Sternotomie unter Einsatz der extrakorporalen Zirkulation mittels Herz-Lungen-Maschine und tiefer Hypothermie mit intermittierendem Kreislaufstillstand. Nach getrennten Inzisionen der rechten und linken Pulmonalarterie wird zwischen Intima und fibrotisch organisiertem Material eine geeignete Dissektionsschicht entwickelt und das Material entfernt.
Postoperativ zeigt sich häufig eine residuale pulmonale Hypertonie, die mittels Vasodilatatoren (z.B. Nitrate, Prostazyklin, Iloprost), unterstützender Maßnahmen (Hyperventilation, tiefe Sedierung) sowie Noradrenalin oder Vasopressin behandelt wird. Postoperativ ist eine Antikoagulation erforderlich.
Indikation
Die PEA ist unter folgenden Voraussetzungen zur Therapie einer CTEPH indiziert:
- nachweisbare, operativ zugängliche thrombotische obstruktive Veränderungen in den proximalen oder segmentalen Pulmonalarterien
- erhöhte pulmonale Drücke und Widerstände trotz optimaler medikamentöser Therapie
- klinisch relevante Symptomatik (Belastungsdyspnoe, Belastungsintoleranz, Zeichen der Rechtsherzbelastung)
- positive Risiko-Nutzen-Abwägung im interdisziplinären CTEPH-Board
Nicht geeignet sind Patienten mit ausschließlich peripheren Läsionen oder primär mikrovaskulärer pulmonaler Hypertonie, da diese nicht chirurgisch zugänglich sind.
Risiken
Die pulmonale Endarteriektomie ist ein anspruchsvoller Eingriff. Typische Komplikationen sind Rechtsherzversagen, Reperfusionsödem der Lunge, Blutungen und Infektionen. Auch neurologische Komplikationen durch den hypothermen Kreislaufstillstillstand sind beschrieben, treten in erfahrenen Schwerpunktzentren jedoch selten auf. Die Mortalität liegt in spezialisierten Kliniken heute im niedrigen einstelligen Prozentbereich, abhängig von Alter, Komorbiditäten und anatomischer Komplexität.
Langfristig können persistierende pulmonale Hypertonie oder Restthromben bestehen bleiben, was eine ergänzende medikamentöse Therapie oder pulmonale Ballonangioplastie erfordern kann.
Literatur
- S.Guth: Pulmonale Endarteriektomie bei chronisch-thrombembolischer pulmonaler Hypertonie, Zeitschrift für Herz-,Thorax- und Gefäßchirurgie 2014, Springer-Verlag
- Kerckhoff-Klinik (Bad Nauheim): Pulmonale Endarteriektomie, abgerufen am 28.11.2025
- K.Gutjahr: Auch bei über 70-Jährigen effektiv und sicher, Pneumo News 2016, Springer-Verlag
- Lausberg et al.: Pulmonale Thrombendarteriektomie. Anästhesist, 2004
Quellen
- ↑ Website der Klinik für Thoraxchirurgie, Universitätsspital Zürich: Chronisch thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH) Therapie, zuletzt abgerufen am 01.12.2025