Rechtsherzhypertrophie
Synonyme: Rechtsventrikuläre Hypertrophie, RVH
Englisch: right ventricular hypertrophy
Definition
Eine Rechtsherzhypertrophie ist eine pathologische Vergrößerung (Hypertrophie) des Muskelgewebes im rechten Ventrikel des Herzens.
Ist der linke Ventrikel betroffen, spricht man von einer Linksherzhypertrophie.
- ICD10-Code: I51.7
Terminologie
Je nach Ursache, werden verschiedene Begriffe genutzt, um eine Rechtsherzhypertrophie zu charakterisieren:
- Bei zugrundeliegender Lungenerkrankung spricht man von einem Cor pulmonale
- Bei primär extrapulmonalen Erkrankungen (z.B. einer chronischen Linksherzinsuffizienz) spricht man von einer konsekutiven Rechtsherzhypertrophie
Ätiopathogenese
Die Ursachen für eine Rechtsherzhypertrophie werden nach ihrer Lokalisation eingeteilt.
Kardiale Ursachen
Die häufigste Ursache einer Rechtsherzhypertrophie ist eine Linksherzinsuffizienz. Dadurch, dass der linke Ventrikel nicht mehr genügend Blutvolumen in die Aorta pumpen kann, staut sich das Blut "vor" dem linken Herzen in der Lungenstrombahn. Es entsteht ein Rückstau bis zum rechten Herzen. Der rechte Ventrikel muss dann gegen einen erhöhten Druck anpumpen und hypertrophiert kompensatorisch.
Weitere kardiale Ursachen sind z.B.:
- angeborene Herzfehler, wie die Fallot-Tetralogie
- Pulmonalklappenstenose
- Ventrikelseptumdefekt
Pulmonale Ursachen
Zu den pulmonalen Ursachen zählen verschiedene Erkrankungen, die durch unterschiedliche Mechanismen zu einem erhöhten pulmonalen Gefäßwiderstand und somit zu einer pulmonalen Hypertonie führen können. Dazu gehören:
- Chronische Lungenerkrankungen, wie z.B. COPD, Lungenfibrose, interstitielle Lungenerkrankungen
- Lungenembolie
Sonstige Ursachen
- Kyphoskoliose
- längerer Aufenthalt in extremer Höhe
Diagnostik
Im EKG kann sich eine Rechtsherzhypertrophie durch folgende Veränderungen bemerkbar machen:
- Drehung der Herzachse nach rechts (Steil-, Rechts- oder überdrehter Rechtstyp)
- Sokolow-Lyon-Index ≥ 1,05 mV
Bei schweren Formen sind zusätzlich folgende Zeichen in den Ableitungen V1 und V2 möglich:
- deszendierende ST-Senkungen
- T-Negativierung (erst präterminal, dann terminal)
- intraventrikuläre Leitungsverzögerung mit Rechtsverspätung (oberer Umschlagspunkt in V1 > 40 ms) oder mit Rechtsschenkelblock (rsR'-Komplex)