Protothekose (Hund)
Synonyme: Prototheca-Infektion, Chlorellose
Definition
Als Protothekose bezeichnet man eine seltene Infektionskrankheit beim Hund, die durch spezielle Algen verursacht wird.
Erreger
Die Protothekose ist häufig eine systemisch verlaufende Erkrankung, die durch chlorophyllose Algenarten der Gattung Prototheca ausgelöst wird. Wichtige Vertreter dieser Gattung sind
Nomenklatur
Da Prototheca-Arten mit den Grünalgen der Gattung Chlorella verwandt sind, wird die Protothecose im klinischen Sprachgebrauch auch als Chlorellose bezeichnet.
Epidemiologie
Prototheca-Arten sind saprophytische und ubiquitär verbreitete Mikroorganismen. Sie kommen gehäuft in Abwässern, Klärschlamm, im Erdboden und auf Pflanzenteilen vor.
Trotz der ubiquitären Verbreitung der Algen treten klinisch manifeste Erkrankungen beim Hund nur äußerst selten auf.
Pathogenese
Die Pathogene dringen bevorzugt über Haut- bzw. Schleimhautwunden in das subkutane Bindegewebe ein. Unter günstigen Bedingungen können sich dann subkutane Granulome bilden. Bei immunsupprimierten Tieren breiten sich die Erreger im gesamten Organismus aus, sodass sich in verschiedenen Organen Pyogranulome bilden, u.a.
- in Sinnesorganen (z.B. Augen)
- in der Bauchhöhle (z.B. Nieren, Leber, Peritoneum)
- in Drüsen (z.B. Schilddrüse, Pankreas)
- im Thorax (z.B. Herz, Diaphragma)
- im Nervengewebe (z.B. Gehirn, Rückenmark)
- oder auch in der Skelettmuskulatur sowie in Lymphknoten.
Klinik
Die Protothekose kann in drei verschiedenen Verlaufsformen in Erscheinung treten:
- kutane Form
- systemische Form
- disseminierte Form
Die klinischen Symptome sind häufig unspezifisch. Häufig leiden betroffene Hunde an chronischem und z.T. blutigen Durchfall, Tenesmen und plötzlich auftretender Blindheit (aufgrund Chorioretinitis und exsudativer Netzhautablösung). Die weiteren Symptome werden von der Intensität und des Organbefalls bestimmt. So kann es z.B. bei Nierenbefall zu Polyurie und Polydipsie kommen. Im fortgeschrittenen Stadium dominieren häufig okuläre und neurale Symptome wie z.B. Taubheit, Kopfschiefhaltung, Ataxie, Kreisbewegungen, Paresen und Anfälle.
Diagnose
Die Diagnosestellung erfolgt zytologisch, histopathologisch (Giemsa-Färbung) und kulturell (Sabouraud-Agar). Der Erregernachweis kann entweder mittels Rektumabstrich oder mithilfe von Bioptaten aus Haut- und Schleimhautgranulomen durchgeführt werden. Bei zentralnervösen Symptomen ist eine Liquorpunktion durchzuführen. Bei Infektionen der Harnorgane lässt sich der Erreger auch im Urin nachweisen.
Therapie
Da die Diagnose häufig erst im fortgeschrittenen Krankheitstadium gestellt wird, ist die Therapie wenig erfolgsversprechend. Eine Behandlung kann mit Amphotericin B, Ketoconazol, Fluconazol, Itraconazol, Amikacin oder Tetrazyklin versucht werden. Zusätzlich sollten Haut- und Schleimhautgranulome chirurgisch reseziert werden.
Zoonotische Bedeutung
Eine direkte Erregerübertragung vom Tier auf den Menschen ist nicht zu erwarten.
Quellen
- Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2012. Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1125-3.
- Vince AR, Pinard C, Ogilvie AT, Tan EO, Abrams-Ogg AC. 2014. Protothecosis in a dog. Can Vet J 55(10):950-4. PMID: 25320382
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