Prostatektomie (Hund)
Synonym: Prostataentfernung
Englisch: prostatectomy
Definition
Unter einer Prostatektomie versteht man die teilweise oder vollständige chirurgische Entfernung (Resektion) der Prostata beim Hund.
Indikationen
Prostatektomien kommen hauptsächlich bei Rüden mit Prostatatumoren vor, die noch keine Metastasen gebildet haben. In seltenen Fällen wird sie auch bei schweren Traumata oder chronischen Erkrankungen der Prostata und Veränderungen mit hohen Rezidivraten angewendet, wie z.B.:
Operationstechniken
Die Prostatektomie kann unterschiedlich durchgeführt werden. Man unterscheidet zwischen einer totalen und einer subtotalen Prostatektomie, wobei die subtotale Prostatektomie zusammen mit einer vollständigen oder subtotalen Kapsulektomie erfolgen kann.
Totale Prostatektomie
Die totale Prostatektomie wird nicht routinemäßig angewendet, da sie in den meisten Fällen zur Harninkontinenz (Incontinentia urinae) führt. Sie wird nur bei Prostatatumoren ohne Metastasierung durchgeführt.
Die Prostata wird durch eine ventrale Laparotomie und Osteotomie des Os pubis (Schambeinosteotomie) freigelegt. Anschließend muss ein Harnröhrenkatheter in die Urethra eingeschoben und die Harnblase mithilfe von Haltefäden nach kranial gezogen werden. Nach Identifikation der Prostata werden die lateralen Bänder und das periprostatische Fettgewebe direkt an der Kapsel wegpräpariert, ohne jedoch den dorsal liegenden Plexus (Blutgefäße und Nerven) zu beschädigen. Zu- und abführende Blutgefäße sowie der Ductus deferens werden nahe der Prostata ligiert und abgetrennt. Die Prostata kann dann von der Harnblase und der extrapelvinen Urethra getrennt werden.
Die Harnröhre muss beiderseits so nahe wie möglich an der Prostata durchtrennt werden, wobei das Trigonum vesicae und der Harnblasenhals zu schonen sind. Anschließend kann der Harnröhrenkatheter weiter in die Harnblase vorgeschoben und die beiden Enden der Urethra mit einfachen Einzelknopfnähten (synthetisches, monofiles Nahtmaterial der Stärke 4-0 bis 6-0) adaptiert werden. Damit die ersten 5 bis 7 Tage post-OP der Harn problemlos abgeleitet werden kann, sollte entweder ein Zystotomie-Tubus oder ein transurethraler Blasenkatheter (Foley-Katheter) eingesetzt werden. Um eine mögliche Metastasierung auschließen zu können, sollte noch ein Darmbeinlymphknoten oder ein sublumbaler Lymphknoten biopsiert werden.
Nachdem sowohl Instrumente als auch Handschuhe gewechselt wurden, kann die Operationsstelle und das Abdomen gespült werden. Um die Anastomosen herum wird das Omentum majus gelegt und das osteotomierte Os pubis kann mittels Drähten wieder fixiert werden. Der Situs wird auf mögliche Blutungen kontrolliert und die Bauchwand dreischichtig vernäht.
Subtotale Prostatektomie
Die subtotale Prostatektomie wird bei wertvollen Zuchthunden anstatt einer Kastration zur Behandlung einer benignen Prostatahyperplasie sowie bei Hunden mit Abszessen oder Zysten anstatt von Drainage-Techniken angewendet.
Damit die Urethra leichter auffindbar ist, sollte vorab ein Harnkatheter gelegt werden. Der Zugang zur Urethra erfolgt auf die selbe Weise wie bei einer totalen Prostatektomie (ventrale Laparotomie und Schambeinosteotomie). Alternativ kann auch ein laparoskopischer, transrektaler oder auch transurethraler Zugang vorgenommen werden. Das exzidierte Gewebe sollte zur weiteren Abklärung histologisch beurteilt werden.
Subtotale Prostatektomie mit Kapsulektomie
Nachdem die Prostata freipräpariert wurde, können alle Blutgefäße nahe der Prostatakapsel isoliert und ligiert oder kauterisiert werden. Je nach Indikation und Literatur wird auch ein temporärer Verschluss der Aorta direkt kranial der Bifurkationsstelle der Arteria iliaca interna empfohlen.
Anschließend kann die Prostata in einem Abstand von 5 mm von der Urethra mithilfe einer Metzenbaumschere, einem Elektrokauter, einem Ultraschallaspirator oder einem Laser exzidiert werden. Nachdem alle Blutungen gestoppt wurden, wird das Operationsfeld gespült, der Prostatateil der Urethra mit Omentum majus oder Fettgewebe der Prostata umgeben und das Abdomen dreischichtig verschlossen.
Der Harnabfluss sollte in den ersten Tagen nach der Operation entweder durch einen Harnröhrenkatheter oder einem Zystotomie-Tubus gesichert werden.
Intrakapsuläre, subtotale Prostatektomie
Die Prostata wird aufgesucht und freigelegt. Anschließend wird das ventrale, mediane Septum mit einem Elektroskalpell inzidiert. Die Inzision kann dann durch das Parenchym in die ventral Urethra erweitert werden. Mit dem Skalpell wird vorsichtig das gesamte Parenchym (bis auf eine etwa 2 bis 3 mm starke Schicht an der Kapselwand) freipräpariert und reseziert. Zusätzlich wird die gesamte Urethra bis auf einen 3 bis 5 mm langen dorsalen Streifen herausgenommen. Die verbleibende Prostatakapsel kann dann gespült und über einen Harnröhrenkatheter (der in die Harnblase eingeführt wird) verschlossen werden. Die erste Schicht sollte mit einer adaptierend Naht, die zweite Schicht mit einer invertierenden Naht verschlossen werden.
Der Harnkatheter muss für ca. 10 Tage im Patienten verleiben.
Komplikationen
Mögliche Komplikationen einer Prostatektomie sind:
- Hämorrhagien
- Infektionen
- Harnaustritt in die Bauchhöhle (Uroperitoneum)
- Dysurie
- Striktur der Urethra
- Harninkontinenz
- Streuung des Tumors
Literatur
- Theresa Welch Fossum. Chirurgie der Kleintiere. 2. Auflage. Urban & Fischer-Verlag, 2009.
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