Pegcetacoplan
Handelsnamen: Empaveli®, Aspaveli®, Syfovre®
Definition
Pegcetacoplan ist ein pegyliertes Peptid, das den Komplementfaktor C3 bindet und hemmt. Es wird bei Patienten mit paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie (PNH) angewendet. Ferner ist der Arzneistoff in der Ophthalmologie zur Therapie der geographischen Atrophie (GA) zugelassen.
Chemie
Pegcetacoplan besteht aus zwei identischen, 50 Aminosäuren langen Pentadecapeptiden, die kovalent an PEG gebunden sind. Die Summenformel lautet C170H248N50O47S4 · (C2H4O)n, die molare Masse beträgt etwa 43,5 kDa. Die PEGylierung führt zu einer besseren Löslichkeit und längeren Halbwertszeit im Organismus.[1]
Wirkmechanismus
Die paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie ist eine genetisch bedingte, hämatologische Krankheit, die zu einer Hämolyse führt. Bei der Erkrankung ist die Synthese des GPI-Ankers beeinträchtigt, der Phosphatidylinositol kovalent mit Proteinen verbindet und auf diese Weise Proteine an der Zellmembran fixiert, welche Erythrozyten vor dem Komplementsystem schützen. Fällt der GPI-Anker weg, werden sie vom Komplementsystem erkannt, woraufhin es zu intra- und extravasaler Hämolyse kommt. Infolgedessen kommt es zu erniedrigten Hämoglobinwerten und einer Anämie.
Pegcetacoplan bindet und inhibiert den Komplementfaktor C3, der eine zentrale Rolle im Komplementsystem spielt. Hierdurch werden die Erythrozyten nicht mehr erkannt und zerstört. Es werden sowohl die intravasale als auch die extravasale Hämolyse verhindert. Da die extravasale Hämolyse durch eine C3b-Opsonisierung ausgelöst wird, könnte die Wirkung breiter ausfallen als bei C5-Inhibitoren wie Eculizumab.
Pharmakokinetik
Der maximale Plasmaspiegel wird nach 4,5 bis 6 Tagen erreicht, der Steady State nach 4 bis 6 Wochen. Die Verstoffwechselung erfolgt durch Proteolyse zu Aminosäuren. Das Verteilungsvolumen beträgt 3,9 l, die Eliminationshalbwertszeit 8 Tage.[1]
Indikationen
- Paroxysmale nächtlich Hämoglobinurie (PNH), wenn der Patient nach einer Behandlung mit einem C5-Inhibitor für 3 Monate noch eine Anämie aufweist.
- Geographische Atrophie (GA) im Rahmen einer altersbedingten Makuladegeneration (AMD)
Darreichungsform
Pegcetacoplan ist erhältlich als:
- Infusionslösung in Durchstechflaschen á 20 ml mit 1.080 mg Wirkstoff (PNH)
- Injektionslösung im Vial á 0,1 ml mit 15 mg Wirkstoff (GA)
Dosierung
Paroxysmale nächtlich Hämoglobinurie
Die Dosierung beträgt zweimal wöchentlich 1.080 mg als subkutane Infusion, die jeweils an Tag 1 und 4 der Behandlungswoche verabreicht werden. Die Therapie wird lebenslang durchgeführt. Während der Therapie wird der Patient regelmäßig auf Anzeichen einer Hämolyse überwacht (v.a. LDH-Spiegel), um ein Fortschreiten der Erkrankung rechtzeitig zu bemerken und u.U. die Dosis anzupassen.[1]
Geographische Atrophie
Die Dosierung beträgt 15 mg Wirkstoff (0,1 ml Injektionslösung) als intravitreale Injektion alle 25 bis 60 Tage
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
- schwere Infektionen mit bekapselten Bakterien (z.B. Neisseria meningitidis, Streptococcus pneumoniae und Haemophilus influenzae). Aus diesem Grund sollte der Patient gegen diese Bakterien geimpft sein.
- allgemein erhöhte Infektneigung
- Lokalreaktionen an der Injektionsstelle, Erythem
- Hämolyse, Thrombozytopenie, Neutropenie
- Hypokaliämie
- Kopfschmerzen, Schwindel
- Hypertonie
- Husten, Dyspnoe, Epistaxis
- Abdominalschmerz, Diarrhö, Übelkeit
- Arthralgie, Rückenschmerzen, Myalgie
- akute Nierenschädigung
- erhöhte Werte von ALT und Bilirubin
- Impfkomplikationen[1]
Die speziellen Nebenwirkungen bei intravitrealer Injektion können der Fachinformation entnommen werden.
Wechselwirkungen
Da Pegcetacoplan proteolytisch abgebaut wird, sind keine pharmakokinetischen Wechselwirkungen über das Cytochrom P450-System zu erwarten.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- bestehende Infektion mit bekapselten Bakterien oder ein fehlender Impfschutz gegen diese
Zulassung
um diese Funktion zu nutzen.