Milie
von lateinisch: Milium - Hirse, Hirsekorn
Synonyme: Hautgrieß, Grießkorn
Englisch: milium, milk spot, oil seed
Definition
Milien sind 1 bis 3 mm kleine, halbkugelige, gelbweißliche, derbe, epitheliale Zysten. Sie enthalten Keratin, jedoch keinen Talg, und bestehen aus einer epidermisähnlichen Zystenwand.
Einteilung
Je nach Ursache unterscheidet man zwischen primären und sekundären Milien:
Primäre Milien
Primäre Milien besitzen keinen Krankheitswert und kommen insbesondere bei Neugeborenen (Milia neonatorum), Kleinkindern und jungen Frauen vor. Sie entwickeln sich spontan auf interfollikulärer Epidermis, Vellushaarfollikeln oder in Ausführungsgängen ekkriner Schweißdrüsen. Prädilektionsort ist das Gesicht, insbesondere periorbital an Wangen und Schläfen.
Sekundäre Milien
Sekundäre Milien entwickeln sich durch Verlagerung von verhornendem Epithel unter die Epidermis. Ursachen sind:
- Traumen
- Verbrennungen 2. Grades
- Dermabrasion, Radiotherapie, Kryotherapie
- Medikamente: z.B. Imiquimod, BRAF-Inhibitoren
- Epidermolysis bullosa hereditaria, Epidermolysis bullosa acquisita, bullöses Pemphigoid, Porphyria cutanea tarda
- abheilende granulomatöse Entzündungen (z.B. Lupus vulgaris, Sarkoidose der Haut)
Sonderformen
Weiterhin unterscheidet man zwischen multiplen eruptiven Milien und Milia en plaque. Beide Formen können spontan oder vererbt auftreten. Außerdem können sie mit folgenden Genodermatosen assoziiert sein:
Eruptive Milien finden sich in großer Zahl an Kopf und Stamm, während Milia en plaque aggregiert in einem scharf begrenzten, geröteten Hautareal auftreten, v.a. periaurikulär oder periorbital.
Histopathologie
Milien entsprechen i.d.R. kleinen Epidermalzysten.
Differenzialdiagnostik
Milien sind histologisch von kleinen Adnextumoren (z.B. Syringomen) zu unterscheiden. Bei Lokalisation an den Unterlidern ist an Hidradenome, plane Warzen oder Xanthelasmen zu denken.
Kolloidmilien sind dermale Pseudozysten mit amorphem, eosinophilem Material, vermutlich aus zugrunde gegangenen elastischen Fasern nach aktinischer Schädigung. Daher kommen sie vor allem in lichtexponierten Arealen vor.
Weitere Differenzialdiagnosen sind:
- Miliaria: meist akutes Auftreten und Juckreiz
- neonatale zephale Pustulose: gelbliche Pusteln in seborrhoischen Zonen
Therapie
Milien werden nur aus kosmetischen Gründen behandelt. Dabei wird die Epidermis über einem Milium angeritzt und der Inhalt exprimiert. Alternativ können Retinoide lokal appliziert werden.
Milien beim Säugling sollten nicht behandelt werden, da sie sich i.d.R. bis zur 6. Lebenswoche spontan zurückbilden.