Epidermalzyste
Synonyme: ("echtes") Atherom, infundibuläre Follikelzyste, epidermale Einschlusszyste, Epidermiszyste, Talgretentionszyste, Epidermoidzyste
Englisch: atheroma, epidermal cyst, infundibular cyst, retention cyst, sebaceous retention cyst
Definition
Eine Epidermalzyste ist der häufigste Zystentyp beim Mensch. Es handelt sich um eine echte epitheliale Zyste der Haut.
Ätiologie
Epidermalzysten können u.a. durch traumatische Verlagerung von Epidermisanteilen in die Dermis entstehen, z.B. bei Nähnadelstichen oder operativen Eingriffen. Eine follikuläre Obstruktion kann zur Retention von Hornmassen führen. Nach Infektion mit humanen Papillomviren (HPV 57 und 60) kann es palmoplantar zu einer Zystenentwicklung aus ekkrinen Schweißdrüsengängen im Rahmen einer epidermalen Metaplasie kommen.
Multiple Epidermalzysten finden sich bei Gardner-Syndrom oder Basalzellnävussyndrom. Die Kombination aus Zysten und Komedonen auf sonnenexponierter Haut spricht für einen Morbus Favre-Racouchot.
Klinik
Epidermalzysten sind solitäre, 3-20 mm große, rundliche, prallelastische, hautfarbene, schmerzlose Knoten. Prädilektionsstellen sind Hautregionen mit vielen Talgdrüsen und Haarfollikeln (v.a. Gesicht, retroaurikulär, Hals, Rücken, proximale Extremitäten). Bei Acne vulgaris treten sie auch entlang der Augenbrauen und an der Brust auf. Bilden sich multiple Epidermalzysten an der Skrotalhaut, spricht man von einer Steatocystadenomatosis scroti.
Epidermalzysten sind über eine Pore (meist Mündung eines residualen Haarfollikelausgangs) mit der epidermalen Oberfläche verbunden. Die Hornmassen können als trockener, dunkel pigmentierter Pfropf erkennbar sein (wie bei offenen Komedonen).
Die Zystenwand bildet fortlaufende Keratin, sodass die Epidermalzyste an Größe zunimmt und rupturieren kann.
Komplikationen
Aufgrund der Verbindung zur Hautoberfläche oder nach Ruptur können sich Epidermalzysten infizieren (v.a. Staphylokokken, Streptokokken). In diesem Fall füllen sie sich mit Eiter, sind entzündlich gerötet und schmerzhaft.
Differenzialdiagnostik
- Trichilemmalzyste: meist keine Pore, härter, v.a. am Kopf lokalisiert
- zystischer Adnextumor
- zystisches Basalzellkarzinom
- kutane Metastase
Histopathologie
Das Epithel der Epidermalzyste gleicht dem follikulären Infundibulum. Es weist ein Stratum granulosum auf und gibt Hornlamellen lumenwärts ab. Teilweise findet sich auch eine trichilemmale oder haarmatrixartige Keratinisierung. Im Verlauf kann der Zysteninhalt kalzifizieren.
Bei Ruptur kommt es zu einer granulomatösen Entzündungsreaktion mit Riesenzellen und dermaler Fibrose. Phagozytierte Keratinfragmente leuchten im Polarisationslicht (Cornflake-Zeichen).
Eine Proliferation des Wandepithels ist selten und spricht eher für eine Trichilemmalzyste.
Therapie
Eine Epidermalzyste muss i.d.R. nicht behandelt werden. Eine operative Entfernung kommt aus ästhetischen Gründen, bei störender Lokalisation oder bei wiederholten Infektionen in Frage. Nicht infizierte Zysten können durch Exstirpation oder Marsupialisation behandelt werden. Bei der Exstirpation ist die vollständige Entfernung der Zystenwand notwendig, da es sonst zu Rezidiven kommen kann.
Bei einer akuten Infektion wird die Zyste wie ein Abszess gespalten, drainiert und mit einem Antiseptikum gespült. Dabei kann gelegentlich die Zystenwand mitentfernt werden. Nach Spaltinzision wird ein Mullstreifen in die Öffnung eingelegt. Weiterhin sollten Makrolide oder Cephalosporine über 5-7 Tage verabreicht werden.