Memantin
Handelsnamen: Memando®, Axura®, Ebixa®
Englisch: memantine
Definition
Memantin ist ein NMDA-Rezeptor-Antagonist, der zur Behandlung von moderaten bis schweren Demenz-Formen vom Alzheimer-Typ eingesetzt wird.
Chemie
Memantin ist strukturverwandt mit Amantadin, das bei Morbus Parkinson eingesetzt wird.
Pharmakodynamik
Memantin ist ein spannungsabhängiger, unkompetitiver, schwacher aber selektiver Antagonist an den NMDA-Rezeptoren. Es interagiert nicht mit der Glutamat-Bindungstelle des Rezeptors, sondern bindet unkompetitiv im Inneren des Ionenkanals. Das ist nur möglich, wenn der Kanal aktiviert, d.h. geöffnet ist. Trifft ein physiologisches Signal ein, wird die Kanalpore wieder freigegeben. Auf diese Weise wird die physiologische glutamaterge Neurotransmission nur wenig beeinflusst.
Viele neurodegenerative Krankheiten gehen mit erhöhten Glutamatkonzentrationen (Exzitotoxizität) einher. Memantin blockiert den überschüssigen Glutamatspiegel im ZNS und soll so neuroprotektiv wirken.
Außer der glutamatergen blockiert Memantin auch serotonerge Rezeptoren, nämlich die 5-HT3-Subtypen. Die klinische Bedeutung dieses Effekts ist jedoch nicht gänzlich geklärt.
An den nikotinergen Acetylcholinrezeptoren wirkt Memantin mit mittlerer Affinität als nicht-kompetitiver Antagonist. Die Blockade dieser Rezeptoren verursacht langfristig eine Up-Regulation der nikotinergen Rezeptoren mit verstärkter cholinerger Neurotransmission. Es wird vermutet, dass die Up-Regulation der nikotinergen Rezeptoren und die daraus resultierende verstärkte nikotinerge Aktivität einen positiven Einfluss auf die Kognition der Demenzpatienten haben könnten.
Memantin interagiert vermutlich auch mit dopaminergen Rezeptoren, in dem es als Agonist die D2-Rezeptoren aktiviert.[1]
Pharmakokinetik
Nach oraler Aufnahme erreicht Memantin nach 3 bis 8 Stunden die höchsten Plasmakonzentrationen. Die Halbwertszeit beläuft sich auf circa 60 bis 100 Stunden und die Bioverfügbarkeit beträgt fast 100 %. Die Substanz wird zu 45 % an Plasmaeiweiße gebunden.
Der Metabolismus erfolgt vorwiegend hepatisch durch Cytochrom-P450 Isoenzyme, die dabei entstandenen Metabolite N-3,5-Dimethyl-Gludantan und 1-Nitroso-3,5-Dimethyl-Adamantan sind pharmakologisch inaktiv.
Die Elimination erfolgt zu 99 % renal, daher ist bei Niereninsuffizienz eine Dosisreduktion notwendig.
Indikation
- Mittelschwere bis schwere Demenz vom Alzheimer-Typ
- Vaskuläre Demenz
Dosierung
Nebenwirkungen
Memantin ist in der Regel ein gut verträgliches Medikament. Es können jedoch folgende unerwünschte Wirkungen auftreten:
Kontraindikation
- Überempfindlichkeit oder Allergie gegen den Wirkstoff
- Schwere Niereninsuffizienz
- Epilepsie
- Erkrankungen mit erhöhter Krampfbereitschaft
- schwere Verwirrtheitszustände
Wechselwirkungen
- Die konkomitante Gabe von Anticholinergika und dopaminergen Medikamenten resultiert in einer Wirkverstärkung.
- Amantadin, Ketamin und andere NMDA-Antagonisten können sowohl die Wirkung, als auch die Nebenwirkungen verstärken.
- Cimetidin, Ranitidin, Procainamid, Antazida, Natriumbikarbonat erhöhen die Plasmaspiegel der Memantine.
- Die Ausscheidung von Hydrochlorothiazid kann verringert werden.
Rechtliches
Memantin ist in Deutschland verschreibungspflichtig.
Quellen
- ↑ Seeman P, Caruso C, Lasaga M. Memantine agonist action at dopamine D2High receptors, Synapse (New York, N.Y.), 01 Feb 2008, 62(2):149-153, abgerufen am 11.11.2020