Melioidose
Synonym: Whitmore-Krankheit, Pseudorotz
Englisch: melioidosis, Whitmore’s disease
Definition
Melioidose ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Burkholderia pseudomallei ausgelöst wird.
ICD10-Codes
- A24.1: Akute oder fulminante Melioidose
- A24.2: Subakute oder chronische Melioidose
Erreger
Burkholderia pseudomallei ist ein aerobes Stäbchenbakterium aus der Familie der Pseudomonaceae. Der Erreger findet sich unter anderem im Boden, in verunreinigtem Wasser, sowie auf Gemüsen und Früchten oder auch in Staub v.a. in tropischen Ländern.
Epidemiologie
Die Melioidose kommt überwiegend in subtropischen und tropischen Gebieten vor. Hier ist die Infektion unter Nagetieren endemisch und befällt häufig auch Haustiere. Das Hauptverbreitungsgebiet ist Südostasien, mit der größten Inzidenz in Vietnam, Kambodscha, Laos, Thailand, Malaysia, Burma und Nord-Australien. Darüber hinaus gibt es Fälle im südpazifischen Raum, in Afrika, Indien und im Mittleren Osten. Die wenigen in westlichen Industrieländern auftretenden Erkrankungen betreffen meistens Reisende oder Einwanderer.
Risikofaktoren
Ein hohes Expositionsrisiko für eine Melioidose besteht bei Kontakt mit feuchten Böden oder kontaminiertem Wasser in Endemiegebieten sowie bei Tätigkeiten in der Landwirtschaft. Bevorzugte Infektionsperioden sind daher die Regenzeit oder die Flutsaison.
Erkrankungen, die eine Melioidose begünstigen sind:
- Diabetes mellitus
- chronische Nierenerkrankungen
- chronische Lungenerkrankungen (z.B. Zystische Fibrose)
- Immunsuppression
Alkoholabusus steigert ebenfalls das Infektionsrisiko.
Infektion
Der Erreger der Melioidose wird aerogen, durch Schmierinfektion oder orale Aufnahme des Erregers (z.B. verunreinigte Lebensmittel) übertragen. Häufig dienen auch oberflächliche Verletzungen der Haut als Eintrittspforte.
Eine Infektion mit Burkholderia pseudomallei kann lange Zeit asymptomatisch verlaufen. Die Inkubationszeit der Melioidosis liegt meist bei 1–21 Tagen, kann aber auch bis zu 20 Jahre betragen.
Vorkommen
Die Melioidose betrifft neben dem Menschen eine Vielzahl von Tierarten, darunter Nagetiere, Pferde, Rinder, Schweine, Schafe und Vögel. Diese tragen zur Verbreitung des Erregers bei.
Symptomatik
Die Melioidosis verläuft oft asymptomatisch. Der symptomatische Verlauf äußert sich je nach Infektionsweg unterschiedlich.
Bei aerogener Infektion ist eine Pneumonie mit Bildung von Kavernen und hohem Fieber typisch. Die Ausbildung eines Lungenabszess und Lungenemphysems sind mögliche Komplikationen.
Bei Eintritt des Erregers über Wunden bilden sich Abszesse in den umgebenden Weichteilen. Die Meliodose kann in Leber, Milz, Lymphknoten und Knochen zur Ausbildung von Granulomen führen.
Bei systemischer Ausbreitung des Erregers kommt es zur Sepsis mit meist tödlicher Folge.
Eine Enzephalomyelitis ist möglich.
Diagnostik
Die Melioidosis sollte bei Patienten mit vorliegender Reiseanamnese mit in die Differentialdiagnose einbezogen werden.
Zur weiterführenden Diagnostik dient:
- die Anzucht und Identifizierung des Erregers aus Sputum, Blut und Abstrichen
- die lichtmikroskopische Untersuchung von Präparaten nach Methylenblaufärbung
- die Bestimmung des Titers erregerspezifischer Antikörper
Prophylaxe
Eine Infektion mit Burkholderia pseudomallei ist schwer zu verhindern, da der Erreger in der Umwelt fast überall zu finden sein kann. Bei Reisen in Endemiegebiete empfiehlt es sich, Wert auf persönliche Hygiene und hygienische Zubereitung der verzehrten Speisen zu legen sowie auf gewissenhafte Säuberung erlittener Wunden zu achten.
Therapie
Die Therapie besteht in der parenteralen Gabe einer Kombination des Cephalosporins Ceftazidim und des Folsäureantagonisten Cotrimoxazol über eine Dauer von 14 Tagen. Anstelle von Ceftazidim können auch die Carbapeneme Imipenem oder Meropenem eingesetzt werden.
Um eine Reaktivierung überlebender Krankheitserreger zu unterbinden, sollten alle betroffenen Patienten danach bis zu 6 Monate mit Cotrimoxazol weiterbehandelt werden.
Quellen
- Currie et al. UpToDate - Melioidosis: Epidemiology, clinical manifestations, and diagnosis abgerufen am 12.08.2022
- Barman et al. Melioidosis: A Case Report J Glob Infect Dis. 2011