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MINOCA

Synonym: Myokardinfarkt ohne obstruktive Atherosklerose, Myokardinfarkt mit nichtobstruktiven Herzkranzgefäßen
Englisch: myocardial infarction with non-obstructive coronary arteries, MINOCA

1. Definition

MINOCA steht für einen Myokardinfarkt ohne obstruktive Atherosklerose. Mit diesem Akronym labelt man Infarkte, bei denen das Myokard durch eine akute Ischämie geschädigt wird, ohne dass angiographisch relevante Koronarstenosen nachweisbar sind. Ursächlich für einen MINOCA kann eine Vielzahl von Krankheitsbildern sein. Am häufigsten sind Plaquerupturen und/oder Koronarspasmen.

2. Epidemiologie

Bei etwa 5 bis 11 % aller akuten Myokardinfarkte zeigt sich in der Koronarangiographie kein Hinweis auf eine relevante koronare Herzerkrankung (KHK). Diese akuten Myokardinfarkte werden als MINOCA klassifiziert. Ein MINOCA tritt häufiger bei Frauen auf. Im Vergleich sind MINOCA-Patienten häufiger jünger und haben seltener typische kardiale Risikofaktoren wie Diabetes mellitus, Hypertonie oder Dyslipidämie. Ein MINOCA tritt häufiger in Form eines NSTEMI als in Form eines STEMI auf.

3. Ätiologie

Die genauen Mechanismen des MINOCA sind noch (2023) unklar. Die Ursachen sind heterogen und führen ggf. erst in Kombination zu einer ischämischen Myokardschädigung:

Myokarditis und das Takotsubo-Syndrom werden in den neuen Leitlinien der European Society of Cardiology (2020) nicht mehr als Ursachen eines MINOCA gezählt, sondern als eigenständige Krankheitsbilder gewertet. Der Grund dafür ist, dass sie zwar die klinische Präsentation eines MINOCA nachahmen können, aber keinen ischämischen Myokardschaden hervorrufen. Genauso verhält es sich bei anderen Erkrankungen (z.B. Lungenarterienembolien). Bei 20 % der Patienten stellt sich im Verlauf eine alternative Ursache des Myokardinfarkts heraus. In etwa 8 bis 25 % der Fälle eines MINOCA lässt sich keine konkrete Ursache nachweisen.

4. Symptome

Die Patienten klagen über die typischen Symptomen eines akuten Myokardinfarkts. Dazu gehören u.a.:

5. Diagnosekriterien

Laut ESC müssen folgende Kriterien zur Diagnosestellung eines MINOCA erfüllt sein:[1]

  • Troponinerhöhung mit infarkttypischem Verlauf ("rise and fall") und mindestens eines der folgenden infarkttypischen Symptome:
  • Keine Koronarstenosen ≥ 50 % in einem epikardialen Hauptgefäß in der Angiographie
  • Keine spezifische alternative Diagnose für die klinische Präsentation. Alternative Diagnosen umfassen unter anderem Sepsis, Lungenembolie und Myokarditis

6. Diagnostik

MINOCA sollte bei einem akuten Myokardinfarkt ohne relevante Koronarstenose (≥ 50 %) als Arbeitsdiagnose gelten, bis andere Ursachen für eine Troponinerhöhung ausgeschlossen sind. Mögliche Mittel zur Diagnosestellung sind:

Eine Überdiagnostik sollte vermieden werden.

7. Therapie

Zurzeit (2023) gibt es keine klaren Leitlinien zur Behandlung und Sekundärprävention des MINOCA. Die Therapie orientiert sich an der vorliegenden Grunderkrankung. In klinischen Studien hat eine Sekundärprävention mit ACE-Hemmern/AT1-Rezeptorblockern, Statinen, Betablockern und Calciumkanalblockeren langfristig die Prognose nach MINOCA verbessert. Die duale antithrombozytäre Therapie (DAPT) wird kontrovers diskutiert.

Wenn keine Ursache nachzuweisen ist, sollten MINOCA-Patienten dieselbe Behandlung und Vorsorge wie nach einem Myokardinfarkt mit obstruktiver KHK erhalten.

8. Prognose

In Studien hatten MINOCA-Patienten eine bessere Prognose als Patienten nach obstruktivem Myokardinfarkt. Im Vergleich zu gesunden Personen liegt ihre Überlebensrate jedoch niedriger. Die 1-Jahres-Mortalität von MINOCA bei STEMI liegt bei ca. 4,5 %. Fast ein Viertel der Patienten mit MINOCA erleben innerhalb von 4 Jahren noch ein schweres kardiales Ereignis. Nach fünf Jahren liegt die Mortalitätsrate nach MINOCA bei ungefähr 11 %.

Die Diagnose MINOCA wird zum Teil verkannt. Wird sie nicht richtig gestellt, erhalten Patienten häufig keine adäquate Sekundärprophylaxe.

9. Literatur

10. Quellen

  1. Thiele H, Bauersachs J, Mehilli J, Möllmann H, Landmesser U, Jobs A. Kommentar zu den 2020er Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) zum Management des akuten Koronarsyndroms bei Patienten ohne persistierende ST-Strecken-Hebung. Kardiologe. 2021;15(1):19-31. doi:10.1007/s12181-020-00442-9.

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