Überdiagnostik
Definition
Als Überdiagnostik bezeichnet man überflüssige medizinische Untersuchungen. Retrospektiv erkennt man sie daran, dass sie bei genauer Betrachtung der Patientengeschichte nicht notwendig waren und die Gesundheit des Patienten nicht verbessert haben. In der Regel bezieht sich der Begriff nur auf apparative Untersuchungen (z.B. MRT) und Laboruntersuchungen.
Das Gegenteil der Überdiagnostik ist die Unterdiagnostik.
Hintergrund
Eine Überdiagnostik liegt potentiell immer dann vor, wenn Anomalien ohne Krankheitswert bei einer grundsätzlich gesunden und asymptomatischen Person abgeklärt werden. Sie ist ein häufiger Kollateraleffekt von Screeninguntersuchungen oder Routineuntersuchungen mit besonders sensitiven diagnostischen Testverfahren.
Überdiagnostik kann aber auch bei einem Erkrankten vorliegen, wenn die diagnostischen Maßnahmen im Hinblick auf die Therapie keine neuen Erkenntnisse liefern. Häufig ist Überdiagnostik durch eine sogenannte Defensivmedizin motiviert oder durch wirtschaftliche Interessen. Um eine Überdiagnostik bei unklaren Krankheitsbildern zu vermeiden, werden in wissenschaftlichen Leitlinien häufig Diagnosealgorithmen im Sinne einer Stufendiagnostik vorgeschlagen.
Überdiagnostik ist sowohl ein ethisches als auch ein ökonomisches Problem. Durch falsch-positive Untersuchungsergebnisse können Patienten erheblich verunsichert werden. Sie führen nicht selten zu weiteren Therapiemaßnahmen, die nicht notwendig sind, und den Patienten einer unnötigen Gefahr aussetzen (Übertherapie).
siehe auch: Diagnostik
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