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Monoklonale Gammopathie mit klinischer Signifikanz

(Weitergeleitet von MGCS)

Synonyme: paraproteinassoziierte Erkrankung, MGUS-assoziierte Erkrankung
Englisch: monoclonal gammopathy of clinical significance

1. Definition

Die monoklonale Gammopathie mit klinischer Signifikanz, kurz MGCS, bezeichnet eine monoklonale Gammopathie, die behandlungsbedürftige Symptome verursacht, ohne dass die Kriterien für ein Multiples Myelom erfüllt sind.

2. Abgrenzung

Liegt eine symptomlose monoklonale Gammopathie vor, spricht man dagegen von einer monoklonalen Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS).

3. Pathogenese

Bei einer monoklonalen Gammopathie werden durch entartete Plasmazellen monoklonale Immunglobuline und/oder freie Leichtketten im Überschuss produziert und ins Serum sezerniert (in ca. 90 % der Fälle).[1] Diese werden als Paraproteine bezeichnet und können durch verschiedene Pathomechanismen unterschiedliche Symptome verursachen.[2] Die Symptome können dabei z.B. durch Ablagerungen im Gewebe, Autoantikörperreaktivität oder Zytokin-vermittelte Reaktionen ausgelöst werden. Vermutlich existieren weitere, aktuell noch unbekannte Mechanismen.[3]

4. Formen

Aktuell (2024) gibt es noch keine weitere Differenzierung der MGCS, jedoch haben sich in der Literatur verschiedene Begrifflichkeiten je nach betroffenem Organ entwickelt. Einige Beispiele sind im Folgenden aufgeführt:[4]

5. Symptome

Die Symptome einer MGCS sind unspezifisch und sehr heterogen. Oft ähneln sie typischen Alterserscheinungen wie Müdigkeit, Schwäche, Atemnot, ungeklärter Gewichtsverlust, Fieber oder Kopfschmerzen.

Auch organspezifische Symptome können auftreten, wobei hier fast jedes Organ betroffen sein kann. Beispiele sind Seh- und Gedächtnisstörungen, nephrotisches Syndrom, Proteinurie, Polyneuropathie, ungeklärte Hautveränderungen, Knochenschmerzen.

Im weiteren Verlauf können auch Symptome wie eine Hyperkalzämie, eine Anämie, eine eingeschränkte Nierenfunktion bis hin zur Niereninsuffizienz oder eine eingeschränkte Herzfunktion bis hin zur Herzinsuffizienz auftreten.[3][11][12][13]

6. Diagnostik

Da die klinische Manifestation sehr heterogen ist und es Überlappungen mit anderen Erkrankungen geben kann, ist eine genaue Differenzialdiagnostik essenziell. Bei unklaren Symptomen sollte eine frühzeitige Abklärung auf monoklonale Gammopathie erfolgen.[3]

Für den Nachweis der Paraproteine wird in nationalen und internationalen Leitlinien eine Dreierkombination aus Serumproteinelektrophorese (SPE), Immunfixationselektrophorese (IFE) und freien Leichtketten (FLC) im Serum empfohlen. Bei Verdacht auf eine AL-Amyloidose wird zusätzlich eine IFE im Urin durchgeführt.

Bei der weiteren Abklärung einer monoklonalen Gammopathie kommen weitere Tests, wie z.B. eine Knochenmarkbiopsie, verschiedene Blut- und Skelettanalysen sowie eine Untersuchung auf spezifische genetische Anomalien[13][11][14][15] zum Einsatz.

7. Therapie

Da eine monoklonale Gammopathie bereits vor dem Progress in eine maligne Erkrankung spezifische Organschäden verursachen kann, ist eine Behandlung teils schon in frühen Stadien, z.B. bereits im MGUS-Stadium, erforderlich.[2][3][15][16] Die Therapie richtet sich dabei nach den betroffenen Organen und den damit verbundenen Symptomen.[4][16]

Es gibt Berichte, dass Medikamente sowie Behandlungsschemata des Multiplen Myeloms zur Therapie des MGCS erfolgreich waren.[17][18][19]

8. Verlaufskontrolle

Anhand der Untersuchungsergebnisse erfolgt eine Risikostratifizierung und eine Progressionseinschätzung der monoklonalen Gammopathie.[15][20] Das Intervall und der Umfang der Verlaufskontrollen richtet sich nach dem ermittelten Risiko. Bei diesen Untersuchungen sollte auch regelmäßig eine Abklärung auf paraproteinassoziierte Erkrankungen erfolgen. Durch diese engmaschigen Verlaufskontrollen kann das Auftreten von Komplikationen verringert und damit das Gesamtüberleben des Patienten verbessert werden.[15]

9. Quellen

  1. Mead et al. Serum free light chains for monitoring multiple myeloma; British Journal of Haematology 2004
  2. 2,0 2,1 Fermand et al., Monoclonal gammopathy of clinical significance: a novel concept with therapeutic implications; Blood, 2018
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Steinhardt et al. Die Monoklonale Gammopathie (un)klarer Signifikanz; Dtsch Med Wochenschr 2022
  4. 4,0 4,1 Ríos-Tamayo et al. Monoclonal Gammopathies of Clinical Significance: A Critical Appraisal; Cancers (Basel) 2022
  5. Leung et al. Monoclonal gammopathy of renal significance: when MGUS is no longer undetermined or insignificant; Blood 2012
  6. Visentin et al. From Biology to Treatment of Monoclonal Gammopathies of Neurological Significance; Cancers (Basel) 2022
  7. Drake et al. Unveiling skeletal fragility in patients diagnosed with MGUS: no longer a condition of undetermined significance? J Bone Miner Res 2014
  8. Lipsker D. und Thomas P. Buchkapitel: Hautveränderungen durch Gammopathien; Springer Verlag GmbH Deutschland 2017
  9. Shalhout et al. Generalized Acquired Cutis Laxa Associated with Monoclonal Gammopathy of Dermatological Significance; Case Reports in Dermatological Medicine 2020
  10. Garderet et al. Monoclonal gammopathy of ocular significance (MGOS) - a short survey of corneal manifestations and treatment outcomes; Leuk Lymphoma 2021
  11. 11,0 11,1 Wörmann et al. Onkopedia (MM) 2018 abgerufen im März 2024
  12. DocCheck Flexicon Monoklonale Gammopathie, abgerufen im März 2024
  13. 13,0 13,1 Leitlinienprogramm Onkologie; S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge für Patienten mit monoklonaler Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) oder Multiplem Myelom Langversion 1.01 - Februar 2022 AWMF-Registernummer: 018/035OL
  14. Dispenzieri et al. International Myeloma Working Group guidelines for serum-free light chain analysis in multiple myeloma and related disorders, Leukemia 2009
  15. 15,0 15,1 15,2 15,3 Scheid et al. Onkopedia (MGUS) 2021 abgerufen im März 2024
  16. 16,0 16,1 Moreno et al. Treatment of Patients with Monoclonal Gammopathy of Clinical Significance; Cancers 2021
  17. Kikuchi et al. Type 1 Cryoglobulinemic Vasculitis Due to Monoclonal Gammopathy of Undetermined Significance Successfully Treated by Bortezomib Plus Dexamethasone; Intern Med 2024
  18. Oganesyan et al. Monoclonal gammopathies of clinical significance (MGCS): In pursuit of optimal treatment; Frontiers in Immunology 2022
  19. Drerup et al. Evidence for immunoglobulin-mediated vasculitis caused by monoclonal gammopathy in monoclonal gammopathy of unclear significance prompting oncologic treatment; JAAD Case Rep 2019
  20. Cowan et al. Personalised progression prediction in patients with monoclonal gammopathy of undetermined significance or smouldering multiple myeloma (PANGEA): a retrospective, multicohort study; Lancet Haematol 2023

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