Paraprotein
Englisch: paraprotein
Definition
Als Paraproteine werden Immunglobuline oder Antikörperfragmente bezeichnet, die meist funktionslos sind. Sie werden im Rahmen einer monoklonalen Gammopathien durch entartete B-Zellklone synthetisiert.
Einteilung
Paraproteine können unterteilt werden in:
- Komplette Immunglobuline
- IgD oder IgE (sehr selten)
- Fragmente von Immunglobulinen
- Freie Leichtketten κ und λ
- Freie Leichtketten im Urin (Bence-Jones-Proteine)
- Schwere Ketten oder Fc-Fragmente
Vorkommen
Paraproteine treten bei monoklonalen Gammopathien auf. Dazu zählen unter anderen MGUS, MGCS, Multiples Myelom und AL-Amyloidose. Auch bei chronischen Infektionen oder Autoimmunerkrankungen kann es vorübergehend zu einem Anstieg der Paraproteine kommen.
Klinik
Das aberrante Verhalten von Paraproteinen kann sich in sehr verschiedenen klinischen Effekten zeigen. So können schwere Gerinnungsstörungen auftreten. Beschrieben sind unter anderem Fälle, bei denen das Paraprotein die Fibrinpolymerisation stört, oder monoklonale Immunglobuline mit Spezifität für Gerinnungsfaktoren, die eine Hemmkörperwirkung haben.
Ein weiteres, selten beschriebenes Phänomen ist die Hypertransferrinämie im Zusammenhang mit Paraproteinen, die eine Spezifität für Transferrin aufweisen. Der wahrscheinliche Pathomechanismus ist eine durch die Antikörperbindung verlängerte Halbwertszeit des Serum-Transferrins.
Labormedizin
Nachweis
Treten Paraproteine im Blut auf, spricht man von einer Paraproteinämie. Zum Nachweis sollte nach aktuellen nationalen und internationalen Leitlinien eine Kombination verschiedener Serumtests verwendet werden.[1][2][3] Hierzu zählen die Serumeiweißelektrophorese (SPE), die Immunfixationselektrophorese (IFE), sowie die quantitative Bestimmung der freien Leichtketten kappa (κ) und lambda (λ), inklusive der Berechnung ihres Quotienten. Bei Verdacht auf eine AL-Amyloidose wird zusätzlich noch die Immunfixationselektrophorese im Urin empfohlen.
In der Serumeiweißelektrophorese zeigen sich die Paraproteine als pathologischer Peak (M-Gradient). Der M-Gradient liegt überwiegend innerhalb der Immunglobulinfraktion (Gammaglobulin), kann aber auch an jeder anderen Position auftreten. Eine weitere Charakterisierung der Paraproteine erfolgt mittels Immunfixationselektrophorese.
Eine deutlich höhere Sensitivität erreicht die Messung der freien Leichtketten kappa und lambda über turbidimetrische Messverfahren. Ein abnormaler κ/λ-Quotient kann auf eine monoklonale Gammopathie hinweisen. Bei einem Leichtkettenmyelom kann dies das einzige pathologische Ergebnis der Paraprotein-Diagnostik sein.
Präanalytik
Therapeutische monoklonale Antikörper, die zunehmend verwendet werden, erscheinen in der Immunfixation ebenfalls als typische monoklonale Banden und können mit den Banden der Paraproteine verwechselt werden. Die Diagnostik sollte daher vor Einsatz dieser Medikamentengruppe erfolgen.
Störpotential
Paraproteine können verschiedene Störungen anderer Laboruntersuchungen verursachen, da sie sich unvorhersagbar verhalten. Paraproteine vom Typ IgM imponieren zum Beispiel gelegentlich als Kälteagglutinine und stören die hämatologische Routinediagnostik. Darüber hinaus können Paraproteine unter bestimmten Bedingungen, etwa bei Verdünnung der Probe mit Wasser, ausfallen und photometrische Messungen stören (sog. Serum-in-Aqua-Phänomen). Ein Hinweis sind negative Messergebnisse bei einfachen klinisch-chemischen Verfahren. Bekannt ist dieses Phänomen bei der Harnsäuremessung.
Literatur
- ↑ Leitlinienprogramm Onkologie S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge für Patienten mit monoklonaler Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) oder Multiplem Myelom (2022) Version 1.0 (WMF-Registernummer: 018/035OL)
- ↑ Wörmann et al. Multiples Myelom; onkopedia Leitlinien 2018 (abgerufen am 26.02.2024)
- ↑ Dispenzieri et al. International Myeloma Working Group guidelines for serum-free light chain analysis in multiple myeloma and related disorders; Leukemia 2009
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