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Linguatula serrata

Synonym: Zungen- und Nasenwurm

1. Definition

Linguatula serrata, auch Zungen- und Nasenwurm genannt, ist ein Parasit aus dem Stamm der Pentastoma (Zungenwürmer) und Auslöser der Linguatulose des Hundes.

2. Taxonomie

3. Epidemiologie

Linguatula serrata kommt bei Hunden in vielen Ländern der Erde vor. Infektionen treten in Mitteleuropa jedoch nur selten auf. In Endemiegebieten können die Prävalenzen (sowohl bei End- als auch bei Zwischenwirten) hoch sein. Bei iranischen Streunerhunden konnte eine Prävalenz von 62 % nachgewiesen werden.

Neben Hunden können auch Kamele, Rinder, Schafe und Ziegen befallen sein. Katzen sowie Menschen stellen seltene Fehlwirte für verschiedene Entwicklungsstadien dar.

4. Morphologie

Die adulten Weibchen sind ca. 13 cm, die Männchen hingegen nur 2 cm lang. Der Körper ist gelblich-weiß, abgeflacht, zungenförmig und mit ca. 90 äußeren Ringeln versehen.

Die Weibchen können bis zu zwei Jahre lang überleben, während Männchen eine deutlich kürzere Lebensspanne aufweisen.

5. Entwicklung

Die adulten Würmer leben auf der Schleimhaut der Nasenhöhle und der Stirnhöhlen des Hundes sowie anderer Caniden (Fuchs, Wolf). Nachdem die Weibchen ihre Eier abgelegt haben, dringen diese (mitsamt den darin enthaltenen Primärlarven) in die Nasensekrete ein, um dann entweder in die Umwelt zu gelangen oder abgeschluckt und mit dem Kot ausgeschieden zu werden.

Die larvenenthaltenden Eier werden wieder von herbivoren Zwischenwirten (u.a. Nager, Kaninchen, Haus- oder Wildwiederkäuer) sowie von Fehlwirten (inkl. Menschen) mit dem Futter bzw. mit Lebensmitteln und Wasser aufgenommen. In diesen Zwischenwirten schlüpfen aus den Eiern die Primärlarven (Bohrlarven, die mit einem Bohrapparat und vier Krallenfüßchen ausgestattet sind), die wiederum die Darmwand durchdringen. Über den Lymph- und Blutweg sowie teilweise auch über eine direkte Körperwanderung dringen die Primärlarven in verschiedene Organe ein - bevorzugt in Lymphknoten, Leber und Lunge. In seltenen Fällen befallen sie auch die Muskulatur, wo sie sich in kleinen Knötchen einkapseln. In diesen Kapseln entwickeln sich im Verlauf von etwa 6 bis 7 Monaten über mehrere Häutungen hinweg die bis zu 5 mm langen und infektiösen Terminallarven.

Geeignete Endwirte infizieren sich letztendlich durch den Verzehr von befallenen Organen oder Muskelfleisch. Nach der Aufnahme wandern die Terminallarven direkt vom Rachenraum oder vom Magen ausgehend über den Ösophagus in den Nasenraum. Dort angekommen entwickeln sie sich nach einer weiteren Häutung zu den Adulten. Die Präpatenz beträgt etwa 6 Monate.

6. Symptome

Ein Befall mit Linguatula serrata verläuft beim Hund entweder inapparent oder geht nur mit milden und teils unspezifischen klinischen Symptomen einher, wie z.B. entzündete Schleimhäute, Nasenkatarrh, Nasenausfluss, Niesen, bakteriellen Sekundärinfektionen und Beeinträchtigung des Geruchsvermögens.

Der Befall von Zwischenwirten (z.B. Wiederkäuer) verläuft in der Regel asymptomatisch.

7. Humanpathologie

Menschen infizieren sich vorrangig über mit Eiern kontaminierte Lebensmittel. Daraus entwickeln sich oft inapparent verlaufende viszerale Pentastomidosen, wobei sich die larvalen Stadien in inneren Organen (z.B. Leber, Mesenterium, Darmwand) festsetzen. Werden hingegen rohe und infizierte Organe von befallenen Pflanzenfressern aufgenommen, folgt häufig eine Besiedlung des Nasen-Rachen-Raums (nasopharyngeale Pentastomidose) und selten auch der Augen.

Nach dem wiederholten Verzehr von kontaminierten Organen können sich rasch einsetzende allergische Reaktionen entwickeln ("Marrara-Syndrom").

8. Quellen

  • Yagi H, el Bahari S, Mohamed HA, Ahmed el-R S, Mustafa B, Mahmoud M, Saad MB, Sulaiman SM, el Hassan AM. The Marrara syndrome: a hypersensitivity reaction of the upper respiratory tract and buccopharyngeal mucosa to nymphs of Linguatula serrata. Acta Trop. 1996 Dec 16;62(3):127-34. doi: 10.1016/s0001-706x(96)00017-4
  • Koehsler M, Walochnik J, Georgopoulos M, Pruente C, Boeckeler W, Auer H, Barisani-Asenbauer T. Linguatula serrata tongue worm in human eye, Austria. Emerg Infect Dis. 2011 May;17(5):870-2. doi: 10.3201/eid1705.100790
  • Hajipour N, Tavassoli M. Prevalence and associated risk factors of Linguatula serrata infection in definitive and intermediate hosts in Iran and other countries: A systematic review. Vet Parasitol Reg Stud Reports. 2019 Apr;16:100288. doi: 10.1016/j.vprsr.2019.100288

9. Literatur

  • Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P. 2008. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1072-0
  • Boch J, Supperer R (Begr.), Schnieder T (Hrsg.). 2005. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4135-9

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