Paralytischer Ileus (Hund)
Synonyme: Intestinaler Pseudoileus, Pseudoobstruktion, adynamischer Ileus
Definition
Unter einem paralytischen Ileus bzw. einem intestinalen Pseudoileus des Hundes versteht man einen Darmverschluss infolge einer Paralyse (Lähmung) der intestinalen Muskulatur.
Ätiologie
Ein paralytischer Ileus entsteht häufig postoperativ infolge von Eingriffen am offenen Abdomen sowie sekundär durch andere Erkrankungen, z.B.:
Zusätzlich können hormonell bedingte Krankheiten (z.B. Hypoadrenokortizismus oder Hypothyreose) sowie verschiedene Arzneistoffe (z.B. Opioide, Anticholinergika, Atropin), Gifte (Thallium, Blei) oder schwere Elektrolytverschiebungen einen paralytischen Ileus hervorrufen.
Pathogenese
Ein paralytischer Ileus ist meist eine temporäre und reversible Darmlähmung, die aufgrund einer mangelnden Darmmotorik dazu führt, dass der Darminhalt trotz offenem Darmlumen nicht ausreichend abtransportiert wird. Aufgrund der ineffektiven aboralen intestinalen Propulsion kann sich rasch das klinische sowie röntgenologische Bild eines mechanischen Ileus entwickeln.
In sehr seltenen Fällen ist auch eine Schädigung des vegetativen Nervensystems (Dysautonomie) für die Krankheitsentstehung verantwortlich. Parallel dazu kommen auch idiopathische Formen vor, weshalb sich die Diagnostik und anschließende Therapie oft schwierig gestaltet.
Klinik
In den meisten Fällen bestimmen die Symptome der Grunderkrankung das klinische Bild des paralytischen Ileus. Fehlen diese jedoch, entsprechen die Symptome denen eines mechanischen Ileus: Erbrechen, Anorexie, Apathie, Diarrhö oder fehlender Kotabsatz.
Chronische Verlaufsformen sind beim Hund zwar selten, gehen aber stets mit Erbrechen, Durchfall und/oder Gewichtsverlust einher.
Diagnose
Die Diagnose wird anhand der klinischen Untersuchung und unter Zuhilfenahme bildgebender Diagnostik (Röntgenuntersuchungen in zwei Ebenen sowie Abdomenultraschall) gestellt. Häufig ist die definitive Diagnose erst intraoperativ zu sichern.
Parallel dazu sollte stets die Grunderkrankung ermittelt werden.
Therapie
Die Therapie richtet sich einerseits nach der auslösenden Erkrankung, andererseits nach den vorliegenden Symptomen.
Durch die Verabreichung von Peristaltik-anregenden Medikamenten (z.B. Metoclopramid 0,3 mg/kgKG 3x tägl. s.c.) kann eine Besserung der Paralyse erzielt werden. Eine insuffiziente Parasympathikusaktivität kann mit Neostigmin kompensiert werden. Kann konservativ keine signifikante Besserung erreicht werden, ist oft nur mehr eine Laparotomie möglich. Dabei werden häufig Biopsien von Darm- sowie Lymphknotengeweben zur weiteren diagnostischen Aufbereitung genommen. Anschließend muss der Darm vorsichtig manuell ausmassiert werden, um die Peristaltik anzuregen.
Bei gleichzeitig vorliegender Dehydratation, Azidose und/oder Elektrolytverschiebungen sind entsprechende Infusionen zu verabreichen. Zusätzlich sind Vitamin-B-Präparate sowie Antiemetika (z.B. Maropitant 1 mg/kgKG 1x tägl. s.c.) indiziert.
Literatur
- Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2017. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219961-3