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Hypersomatotropismus (Hund)

Synonym: Akromegalie
Englisch: acromegaly

1. Definition

Als Hypersomatotropismus oder Akromegalie bezeichnet man eine endokrinologische Erkrankung beim Hund, die durch eine gesteigerte Synthese und Sekretion von Somatotropin (STH) gekennzeichnet ist.

2. Epidemiologie

Hypersomatotropismus tritt nur äußerst selten auf. Meistens erkranken intakte Hündinnen mittleren Alters aller Rassen. Bei Tumor-assoziiertem Hypersomatotropismus sind bevorzugt ältere Rüden betroffen.

3. Ätiologie

Die Erkrankung entsteht in den meisten Fällen aufgrund einer gesteigerten STH-Sekretion, die vor allem durch Progesteron hervorgerufen wird (Diöstrus-assoziierter Hyposomatotropismus). Erkrankungen aufgrund eines STH-produzierenden Hypophysentumors treten beim Hund nur äußerst selten auf (Tumor-assoziierter Hyposomatotropismus).

4. Pathogenese

Das überschießende STH wird beim Diöstrus-assoziierten Hypersomatotropismus nicht (wie üblich) in der Hypophyse produziert, sondern wird in der Milchdrüse gebildet. Von dort aus gelangt es dann in den Blutkreislauf und kann sich so im gesamten Organismus verteilen.

Bei Hündinnen wird in der diöstrischen Phase (Metöstrus) durch den hohen Progesteronspiegel vermehrt STH in der Milchdrüse gebildet. Einen ähnlichen Effekt erhält man auch nach exogener Zufuhr von Progestagenen, die z.B. zur Läufigkeitsverhütung verwendet werden.

5. Pathophysiologie

STH besitzt sowohl eine anabole als auch katabole Wirkung:

6. Klinik

Klinisch manifeste Veränderungen entstehen meist nur sehr langsam und können nur selten in einen zeitlichen Zusammenhang mit Progestagen-Applikationen oder mit einer Läufigkeit gebracht werden.

Die Symptome hängen dabei von der anabolen und/oder katabolen STH-Wirkung ab. Es kommt zur Ausbildung von prominenten Hautfalten an Kopf und Hals, einer Breitenzunahme des Kopfes, Prognathia inferior, vergrößerten Interdentalspalten, inspiratorischem Stridor und einer Zunahme des Bauchumfangs. Der Körperbau erscheint verzerrt, es entwickeln sich Hypertrichose, Polyphagie, Lahmheiten, Viszeromegalie (v.a. Herz und Nieren) und eine Neigung zu Diabetes mellitus.

7. Labormedizin

Einige Hunde zeigen eine Erhöhung der ALP und des Phosphatspiegels. Zusätzlich können sämtliche Veränderungen eines Diabetes mellitus auftreten (Hyperglykämie, Glukosurie, erhöhtes ALT und ALP und Hypercholesterinämie).

8. Differenzialdiagnosen

Differenzialdiagnostisch kommen u.a. folgende Erkrankungen in Frage:

9. Diagnose

Die Diagnose kann mittels verschiedener Testverfahren gesichert werden:

  • Messung des basalen STH-Plasmaspiegels: 3 bis 5 Blutproben in 10-minütigen Abständen
  • dynamische Funktionstests:
  • Messung des IGF-I-Spiegels

10. Therapie

Bei einer gesteigerten endogenen Progesteronsekretion sollte eine Kastration durchgeführt werden. Im Falle eines iatrogen induzierten Hypersomatotropismus ist umgehend die Therapie zu beenden. Parallel dazu kann ein Progesteronantagonist (Aglepriston) verabreicht werden.

Bei einem STH-produzierenden Hypophysenthumor ist oftmals nur mehr eine palliative Behandlung möglich (Strahlentherapie).

11. Literatur

  • Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2012. Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1125-3

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